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Bahnstreik in Kanada zieht hohe wirtschaftliche Schäden nach sich

Die Auswirkungen sind sowohl in Kanada als auch in den USA zu spüren. Betroffen sind wichtige Exportgüter wie Getreide, Kohle und Kali, aber auch Erdölprodukte und Autos.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Am 22. August 2024 haben Beschäftigte der beiden größten Eisenbahngesellschaften Kanadas, Canadian National Railway und Canadian Pacific Kansas City, gleichzeitig die Arbeit niedergelegt. Das ist in dem nordamerikanischen Land so bisher noch nicht passiert – und hat ernste Folgen für den Güterverkehr. Normalerweise befördern die beiden Gesellschaften nach Angaben der Railway Association of Canada täglich Waren im Wert von rund 750 Millionen US-Dollar (US$). Sie hatten zuvor angekündigt, die rund 9.300 Beschäftigten aussperren und ihren Betrieb im Land einzustellen, falls es keine Einigung mit der Gewerkschaft Teamsters Canada geben sollte. Die Arbeitsverträge der Bahnbeschäftigten laufen Ende der Woche aus.

Hoher Millionenschaden durch Stillstand

Betroffen ist vor allem der Transport wichtiger Exportgüter wie Getreide, Bohnen, Kohle, Kali und Holz in die USA. Der US-Eisenbahnbetreiber Union Pacific warnte bereits vor verheerenden Folgen für die nordamerikanische Wirtschaft. Der Stopp des kanadischen Schienengüterverkehrs wirkt sich aber auch auf Erdölprodukte, Chemikalien und Autos aus. Die Ratingagentur Moody's schätzt den direkten wirtschaftlichen Schaden des Bahnstreiks für Kanada auf über 250 Millionen US$ pro Tag.

Die Folgen werden aber nicht nur in Kanada zu spüren sein, sondern auch in den USA. Erste Auswirkungen zeigten sich bereits vor Ausbruch des Ausstands: So haben die Eisenbahnen schon vor einigen Tagen Sendungen gestoppt und ein Embargo für gefährliche Güter verhängt. Zudem leiteten Spediteure Sendungen, die eigentlich für kanadische Zielhäfen bestimmt waren, in die USA um, berichtete das auf Lieferketten spezialisierte Beratungsunternehmen Everstream Analytics. So sei die Zahl der Schiffe, die in den Hafen Vancouver eingelaufen seien, in den letzten vier Wochen um 22 Prozent zurückgegangen.

Wachsende Unsicherheit in der Logistikbranche und explodierende Kosten

Wenn Güter, die gewöhnlich per Schiene zwischen Kanada und den USA transportiert werden, nur noch per Laster über die Grenze kommen, dürften die Volumina und Frachtraten für Lkw-Ladungen kurzfristig enorm steigen – sofern überhaupt genügend Kapazitäten vorhanden sind. Für landwirtschaftliche Verlader sind Lkw-Transporte zudem keine praktikable Option. Dafür sind die Entfernungen zu groß.

Die Regierung in Ottawa setzte bislang auf eine Verhandlungslösung zwischen den Konfliktparteien und lehnte ein verbindliches Schiedsverfahren, wie von den Arbeitgebern beantragt, ab. Der Druck auf die Zentralregierung, zu intervenieren, ist mit dem Streikbeginn nochmals deutlich gewachsen.

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