Deutsche Wettbewerbsposition | Kasachstan
Deutsche Akteure spielen im Vorderfeld mit
Wirtschaftlich ist Kasachstan besonders stark mit Russland verknüpft. China hat zuletzt deutlich aufgeholt. Deutschland zählt zu den Top-5 der Hauptlieferländer.
21.02.2023
Von Jan Triebel | Almaty
Kasachstan wird vor allem mit reichen Rohstoffvorkommen in Verbindung gebracht. Davon profitiert auch Deutschland, das größere Mengen Rohöl aus dem Land bezieht.
Zu weiteren wichtigen Aktiva zählt die geografische Lage, wo Kasachstan im Zuge des Ausbaus von Transportkorridoren zwischen Asien und Europa eine wichtige Rolle spielt. Auch die Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) mit ihrem großen Binnenmarkt galt in der Vergangenheit als ein Standortvorteil. Wegen des Ukraine-Konflikts stellt sich jedoch die Frage, ob Kasachstan davon auch zukünftig Vorteile haben wird oder sie sich eher als Hindernis erweist.
Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner. Als Investor spielte es bislang eine nachgeordnete Rolle, denn bei den ausländischen Investitionen dominiert der Rohstoffsektor. Dort treten deutsche Akteure kaum in Erscheinung.
Kasachstan importierte im Jahr 2022 laut vorläufigen Angaben von Qazstat Waren im Wert von 50 Milliarden US$. Davon stammten 4,5 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 52 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Kasachstan exportierte im Jahr 2022 Waren im Wert von 84,4 Milliarden US$, davon gingen laut Qazstat 0,6 Prozent nach Deutschland. Tatsächlich fällt der entsprechende Anteil höher aus. Die Qazstat-Daten zu den deutschen Bezügen aus Kasachstan weichen stark von den entsprechenden Angaben von Destatis ab. |
Laut AHK Zentralasien waren 2022 rund 300 deutsche Unternehmen in Kasachstan ansässig. |
Große Nachbarländer sind wichtigste Handelspartner
Gestützt durch ein recht stetes Wirtschaftswachstum legten die kasachischen Importe seit 2000 zu. Es gab aber auch Rückschläge, etwa während der Weltfinanzkrise 2009. Das Einfuhrergebnis 2022 stellt einen neuen historischen Rekordwert dar.
Bei den Haupthandelspartnern sind China, die Türkei und Südkorea auf dem Vormarsch. Das Reich der Mitte ist Russland mittlerweile dicht auf den Fersen, welches nach wie vor Kasachstans wichtigster Handelspartner ist. Dagegen war der Beitrag der EU zum Warenaustausch über Jahre hinweg abgebröckelt, um sich 2022 wieder zu verbessern. Deutschlands Marktanteile gingen hingegen weiter leicht zurück.
Maschinen, Pkw und Chemieprodukte bestimmen deutsche Lieferungen
Deutschland ist seit Jahren für viele Waren einer der wichtigsten Lieferanten auf dem kasachischen Markt. "Made in Germany" genießt einen guten Ruf. Der Wettbewerb hat sich zuletzt in vielen Segmenten verschärft.
Die Konkurrenz stammt häufig aus Russland und China, die von traditionell engen Beziehungen und/oder der geografischen Nähe profitieren. Akteure aus diesen Ländern haben auch technologisch aufgeholt. Südkorea eroberte bei Maschinen und Anlagen zuletzt größere Marktanteile.
Rang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
---|---|---|---|---|
Maschinen 2) | ||||
1 | Südkorea | -- | 1,9 | 43,9 |
2 | Russland | 55,1 | 9,1 | 13,3 |
3 | China | 0,0 | 20,1 | 10,9 |
4 | Deutschland | 7,8 | 11,1 | 6,6 |
Kfz und -Teile 3) | ||||
1 | Russland | 32,8 | 10,7 | 39,0 |
2 | China | 0,6 | 17,6 | 15,1 |
3 | Usbekistan | 1,3 | 2,1 | 8,1 |
7 | Deutschland | 2,3 | 11,1 | 4,2 |
Chemische Erzeugnisse 4) | ||||
1 | Russland | 69,9 | 16,1 | 34,9 |
2 | China | 2,9 | 10,4 | 11,5 |
3 | Deutschland | 3,8 | 11,2 | 7,7 |
Sonstige Fahrzeuge 5) | ||||
1 | Russland | 97,6 | 10,3 | 26,2 |
2 | Deutschland | k.A. | 12,0 | 25,1 |
3 | Frankreich | k.A. | 0,3 | 18,6 |
Einzelne Bereiche mit Potenzial für Sourcing
Kasachstans vielfältige Bodenschätze machen das Land in der internationalen Arena zu einem wichtigen Beschaffungsmarkt für zahlreiche Rohstoffe. Neben umfangreichen Rohölreserven sind auch größere Vorkommen für eine breite Palette an Metallen bekannt, beispielsweise auch Seltene Erden. Zwischen Deutschland und Kasachstan besteht seit 2012 eine Rohstoffpartnerschaft.
Gute Möglichkeiten für eine gezielte Beschaffung bietet zudem die Landwirtschaft. Ihr Potenzial soll zunehmend stärker genutzt werden, um vermehrt Agrargüter zu exportieren.
Außerdem sind die Bedingungen günstig, um Ökostrom aus Solar- und Windkraft zu erzeugen. Mithilfe der dort gewonnenen Energie könnten größere Mengen grünen Wasserstoffs auch für die europäischen Märkte produziert werden.