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Personalsuche und Personalmanagement
Das Berufsprofil entscheidet über die Form der Personalsuche. Einstellungsverfahren können langwierig sein.
06.09.2024
Von Janosch Siepen | Bogotá
Einfache Berufsprofile, wie zum Beispiel ein Bachelorabschluss oder nicht erforderliche Fremdsprachenkenntnisse, werden über groß angelegte Ausschreibungen oder Zeitarbeitsfirmen rekruitiert. Solche Berufsprofile gelten als leicht zu besetzen. Das Angebot an operativen Arbeitskräften wie etwa Analysten und Assistenten ist in Kolumbien groß. Zu Jobportalen gehören Computrabajo und Indeed.
Art der Personalsuche hängt vom Berufsprofil ab
Fremdsprachen und Personal mit Führungsqualitäten sind deutlich weniger verbreitet. Für spezialisierte und hochrangige Profile kommen daher Headhunter in Frage. In Kolumbien sind mehrere internationale Personalvermittlungsagenturen wie Adecco, ManpowerGroup oder Eficacia tätig. Solche Firmen bieten oft Dienstleistungen im gesamten Spektrum des Personalmanagements an (Gehaltsabrechnungen, Fortbildungen, etc.). Andere Optionen zur Personalsuche für deutsche Unternehmen sind neben Networking und Empfehlungen auch LinkedIn und die ortsansässige Auslandshandelskammer (AHK Kolumbien). Zudem können deutsche Unternehmen die Pflichtpraktika im kolumbianischen Ausbildungssystem nutzen, um potenzielle Mitarbeitende zu testen und später zu übernehmen.
Soft Skills und Arbeitserfahrung in Kolumbien wichtig
Der Anstellungsprozess in Kolumbien ähnelt dem anderer lateinamerikanischer Länder. Nach einer Vorauswahl wird der Kandidat oder die Kandidatin telefonisch kontaktiert. Offene Fragen können geklärt werden. Danach folgen Gespräche mit Personalern und Vorgesetzten. "Verglichen mit Ländern wie Peru und Chile spielen in Kolumbien Soft Skills und die Arbeitserfahrung beim Auswahlverfahren eine größere Rolle", sagt Liceth Jaimes, Personalchefin bei der AHK Kolumbien. Zudem gehe es mehr darum, das persönliche Umfeld des Kandidaten kennenzulernen und wie es die Anstellung beeinflussen könnte. Sie sagt daher:
"Fragen zum familiären Umfeld und der Wohnsituation sind durchaus üblich."
Die Mitarbeitergewinnung sei sehr aufwendig und kostspielig, sagt Jaimes. Es gebe umfangreiche Prozesse, um jede Behauptung des Bewerbers zu prüfen. Viele Unterlagen würden angefordert. Bei einigen Berufen, beispielsweise Schatzmeistern, werde teilweise ein Lügendetektor eingesetzt. Außerdem wird vor der Einstellung eine Sicherheitsprüfung der Person durchgeführt. Sehr operative Prozesse des Einstellungsverfahrens können ausgelagert werden, beispielsweise Gehaltsabrechnungen und Vertragsarbeit. Große multinationale Firmen haben standardisierte Prozesse und eigenes Personal, kleinere internationale Unternehmen lagern dagegen oft aus. Jaimes empfiehlt den Betrieben genau zu prüfen, welche Anforderungen für eine Stelle wirklich notwendig sind und ob diese mit dem Gehaltsangebot zusammenpassen. Das erleichtere die Personalsuche.
Zusatzleistungen spielen entscheidende Rolle
Die Mitarbeiterbindung ist in Kolumbien besonders relevant. Aufgrund des niedrigen Gehaltsniveaus in Kolumbien bieten Firmen ihren Mitarbeitenden Zusatzleistungen wie Homeoffice-Regelungen und andere betriebliche Sozialleistungen an. Dadurch versuchen lokale Firmen mit internationalen Konzernen um Personal zu konkurrieren. Multinationale Unternehmen können ihren Mitarbeitenden in Kolumbien in der Regel mehr bezahlen, da der Unternehmensumsatz in US-Dollar oder Euro ein höheres Budget für Gehälter ermöglicht. Jaimes rät, das Angebot an Zusatzleistungen für die Mitarbeitenden kontinuierlich auszubauen.