Wirtschaftsumfeld | Kasachstan | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
In Kasachstan unterscheiden sich die Einkommen je nach Branche und Region stark. Ausländische Firmen zahlen in der Regel mehr. Im Jahr 2025 steigen die Sozialversicherungsbeiträge.
05.02.2025
Der Höhenflug der Gehälter in Kasachstan neigt sich dem Ende: Im Jahr 2023 betrug der nominelle Zuwachs gegenüber dem Vorjahr noch 17,6 Prozent. Das lag unter anderem an der zweistelligen Inflation, die sich erst im Jahresverlauf von den globalen Krisen erholt hatte. Mittlerweile hat sie sich die Preissteigerung zwischen 8 und 9 Prozent auf Jahresbasis eingependelt.
Dadurch fallen 2024 auch die Lohnzuwächse weniger stark aus. Die durchschnittlichen Nominallöhne lagen im 3. Quartal 2024 um 11,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Konjunkturexperten der Economist Intelligence Unit schätzen, dass das Lohnwachstum 2025 weiter abflacht und mit 9,0 Prozent den niedrigsten Wert seit Jahren erreicht.
2021 | 2022 | 2023 | |
---|---|---|---|
Nominal (in Tenge) | 250.311 | 309.697 | 364.295 |
Nominal (in US$) | 588 | 673 | 798 |
Reale Veränderung (in %) *) | 8,3 | 7,7 | 2,3 |
Wechselkurs: 1 US$ = ... Tenge | 426,03 | 460,48 | 456,31 |
Mindestlohn wurde 2024 angehoben
Zum 1. Januar 2024 wurde der Mindestlohn in Kasachstan von zuvor 70.000 auf 85.000 Tenge erhöht. Das entspricht rund 181 US-Dollar (US$; Stand: Januar 2025). Für 2025 wurde keine weitere Anpassung angekündigt. Mittelfristig dürfte der Mindestlohn aber weiter steigen. Vor allem, wenn die kasachische Regierung das "Übereinkommen Nr. 131 über die Festsetzung von Mindestlöhnen" der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ratifiziert. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt bereits vor.
Kasachstan führt vermehrt internationale Standards ein. Sollte die Regierung dem ILO-Übereinkommen beitreten, würde der Mindestlohn auf einer international anerkannten Methodik berechnet werden. Am gebräuchlichsten ist der Kaitz-Index.
Mehr zum Kaitz-Index
Der Kaitz-Index weist für Vollbeschäftigte den prozentualen Anteil des Mindestlohns zum mittleren Bruttostundenverdienst (Median) aus. Als angemessen gilt ein Verhältnis von 50 Prozent. Das bedeutet, der Median liegt doppelt so hoch wie der Mindestlohn. In der EU wird laut einer Richtlinie angestrebt, dass der Mindestlohn bei 60 Prozent des mittleren Verdienstes – gemessen am Median – liegt. Den Kaitz-Index für Deutschland gibt die OECD für das Jahr 2022 mit 52,6 Prozent an.
In Kasachstan machte der Kaitz-Index 2024 knapp 30 Prozent aus. Mit Blick auf die 50-Prozent-Empfehlung müsste der kasachische Mindestlohn nach heutigem Stand auf über 140.000 Tenge steigen, um diese Anforderung zu erfüllen.
Ausländische Firmen vergüten besser
Bei ausländischen Firmen liegen Löhne und Gehälter meistens höher. Dort beschäftigte Personen erzielten 2024 branchenübergreifend ein monatliches Durchschnittseinkommen von umgerechnet 1.224 US-Dollar (US$), so Qazstat. Demgegenüber beliefen sich die Monatslöhne in kasachischen Privatunternehmen auf durchschnittlich 867 US$, in staatlichen Betrieben auf 642 US$.
Regional weisen die Löhne größere Unterschiede auf. Spitzenreiter sind die Gebiete Atyrau und Mangystau, in denen gut bezahlte Arbeitskräfte der Ölindustrie das allgemeine Lohnniveau anheben. Es folgt das vom Bergbau geprägte Gebiet Ulytau, die Hauptstadt Astana mit Ministerien und zahlreichen anderen Behörden sowie die Finanzmetropole Almaty. Die niedrigsten Löhne werden in den strukturschwachen und überwiegend agrarisch geprägten Gebieten Schetissu, Schambyl und Nordkasachstan gezahlt.
2023 | |
---|---|
Durchschnittslohn | 798 |
Hauptstadt Astana | 1.053 |
Hochlohnregionen | |
Atyrau | 1.331 |
Mangystau | 1.172 |
Ulytau | 1.060 |
Stadt Almaty | 934 |
Niedriglohnregionen | |
Stadt Schymkent | 604 |
Schetissu | 590 |
Schambyl | 589 |
Nordkasachstan | 574 |
Jobs bei Rohstoffunternehmen und im Finanzsektor am lukrativsten
Nach Branchen betrachtet zahlen Unternehmen in der Ölförderung die höchsten Löhne im Land, dicht gefolgt vom Finanzsektor. In der verarbeitenden Industrie verdienen Beschäftigte überdurchschnittlich, vor allem in den Sparten Metallurgie und Chemie. Schlusslichter sind das Gastgewerbe, die Kommunaldienste sowie die Landwirtschaft.
Branche | 2023 |
---|---|
Durchschnittslohn | 798 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 488 |
Verarbeitendes Gewerbe | 908 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 723 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 507 |
Baugewerbe | 1.047 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 700 |
Transport und Lagerhaltung | 1.021 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 687 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 1.289 |
Finanz- und Versicherungswesen | 1.514 |
Auch bei den Gehältern nach ausgewählten Positionen sind große Unterschiede typisch. Daten von Qazstat ermöglichen nur eine grobe Orientierung zur Vergütungsstruktur. Für ausländische Unternehmen sind jedoch alternative Erhebungen aussagekräftiger.
Position | 2023 |
---|---|
Durchschnittslohn | 798 |
Führungskraft | 1.157 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 800 |
Techniker:in | 591 |
Unterstützende Bürokraft | 540 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 357 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 405 |
Handwerker:in | 670 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 720 |
Hilfskraft | 305 |
Befragungen zu Lohntrends in Kasachstan führen beispielsweise die Niederlassungen von Antal und des Beratungsunternehmens EY im Jahresturnus durch. Interessierte Firmen erhalten dort auf Anfrage einen Überblick zu wichtigen Ergebnissen der jeweiligen Auswertungen. Detaillierte Auskünfte sind kostenpflichtig.
Position | Durchschnittliches Maximum | Durchschnittliches Minimum |
---|---|---|
Führungskraft Geschäftsführung/Werksleitung | 8.521 | 6.923 |
Führungskraft Vertrieb | 3.195 | 2.769 |
Regionalmanagement | 2.556 | 2.024 |
Projektleitung | 2.343 | 1.917 |
Leitende:r Ingenieur:in | 3.195 | 2.450 |
Führungskraft Technik | 3.834 | 2.982 |
Führungskraft Produktion | 3.834 | 2.982 |
Führungskraft Technischer Service | 3.834 | 2.982 |
Schichtleitung Produktion | 1.704 | 1.385 |
Ingenieur:in | 2.130 | 1.704 |
Bonuszahlungen sind weit verbreitet, Homeoffice besonders gefragt
Ähnlich wie bei den Löhnen gewähren ausländische Firmen oft mehr und höhere Zusatzleistungen als einheimische. Bonuszahlungen sind besonders verbreitet – überwiegend als jährlich gezahlte Prämie. Laut Antal konnten 2024 über 80 Prozent der dort berücksichtigten Beschäftigten Boni einstreichen. Sie fallen der Höhe nach nur selten höher als 30 Prozent der jeweiligen Jahresbezüge aus.
Ganz oben auf der Wunschliste von Jobbewerbenden steht mittlerweile flexibles Arbeiten. Am meisten verbreitet sind Arbeitszeitmodelle mit ein bis zwei Tagen Home-Office in der Woche.
Sozialversicherungsbeiträge steigen 2025 an
Der obligatorische Rentenbeitrag der Arbeitgebenden wurde 2025 von 1,5 auf 2,5 Prozent erhöht und soll bis 2028 auf 5 Prozent steigen. Wird in Unternehmen Personal beschäftigt, das gefährliche Berufe ausübt, kommt ein von den Arbeitgebenden zu tragender Zusatzbeitrag in Höhe von 5 Prozent hinzu. Die monatliche Obergrenze für die Beitragsbemessung zur Rentenversicherung ist mit 50 Mindestlohnsätzen definiert. Das entspricht 2025 einem Monatseinkommen von 4,25 Millionen Tenge.
Neben der Sozialsteuer, deren Beitragssatz 2025 von derzeit 9,5 auf 11 Prozent angehoben wird, existieren Abgaben an den Sozialversicherungsfonds. Sie ist für Arbeitgebende abzugsfähig von der Sozialsteuer und stellt daher keine zusätzliche Belastung dar. Der Beitragssatz für die Abgaben an den Sozialversicherungsfonds steigt 2025 von 3,5 auf 5 Prozent. Die monatliche Obergrenze zur Beitragsbemessung dieser Form von Sozialabgaben ist der siebenfache Wert des staatlich festgelegten monatlichen Mindestlohns. Basierend auf dem neuen Beitragssatz von 5 Prozent entspricht das maximal 29.750 Tenge pro Monat.
Arbeitgebende zahlen seit Juli 2017 für ihre Beschäftigten in eine neue Krankenversicherung ein. Nach mehreren Zwischenschritten erreichten die Beiträge 2022 das endgültige Niveau von 3 Prozent.
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) 2) | 2,5 + 5,0 (nur gefährliche Berufe) |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 3 |
Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil) |
|
Sozialsteuer (Arbeitgeberanteil) 3) | 11 |
Arbeitsunfallpflichtversicherung (Arbeitgeberanteil) 4) | zwischen 0,12 und 2,96 |
1 ohne Steuern auf Löhne und sonstige in Kollektivverträgen vereinbarte oder freiwillig gezahlte Gelder für soziale Belange der Arbeitnehmenden; 2 in Prozent vom Bruttolohn; 3 Bemessungsgrundlage ist der Bruttolohn abzüglich des Rentenversicherungsbeitrags; 4 als Anteil des jährlichen Lohnfonds in der jeweiligen Beschäftigtengruppe; Tarifhöhe abhängig von der Berufsklassifizierung und der Stellenkategorie.