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Oman will mehr Trinkwasser produzieren
Das Sultanat baut seine Trinkwasserproduktion aus. Zusätzliche Meerwasserentsalzungsanlagen sollen alte Anlagen ersetzen und den steigenden Bedarf decken.
07.12.2023
Von Robert Espey | Dubai
Die für die Trinkwasserversorgung zuständige Nama Oman Power & Water Procurement Company (NOPWPC) geht von einem kontinuierlich steigenden Trinkwasserverbrauch aus. Von 2022 bis 2029 soll er sich zu Spitzenverbrauchszeiten um 25 Prozent auf 1,9 Millionen Kubikmeter pro Tag erhöhen. Um den Mehrbedarf zu decken, sollen bis 2029 neue Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 735.000 Kubikmetern pro Tag in Betrieb gehen. Mehrere alte Anlagen werden stillgelegt.
Im Jahr 2020 deckte Oman seinen Trinkwasserbedarf zu 83 Prozent durch Meerwasserentsalzung, die restlichen 17 Prozent entfielen im Wesentlichen auf Grundwasser. Die Planung der NOPWPC sieht vor, den Grundwasseranteil am Trinkwasserverbrauch zu senken. Angesichts des steigenden Gesamtverbrauchs erhöht sich dennoch die Menge des Bedarfs an Grundwasser für die Trinkwasserversorgung. Dies geht zu Lasten des Wasserangebots für die Landwirtschaft.
Zwei Anlagen in der Hauptverbrauchsregion im Bau
Neue Meerwasserentsalzungsanlagen werden in der Regel auf der Basis öffentlich-privater Partnerschaften auf BOT- oder BOO-Basis (Build, Operate, Transfer / Build, Own, Operate) finanziert und errichtet. Die Investoren schließen mit der NOPWPC Wasserabnahmeverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren.
In der Hauptverbrauchsregion entstehen gegenwärtig zwei Meerwasserentsalzungsanlagen in den MIS-Zonen (Main Interconnected System) Muscat und Barka. In Sohar, der dritten MIS-Zone, gibt es derzeit kein neues Projekt.
In Muscat soll 2026 die 240 Millionen US-Dollar (US$) teure Entsalzungsanlage Ghubrah III mit einer Kapazität von zunächst 150.000 Kubikmetern pro Tag in Betrieb gehen. Die volle Leistung von 300.000 Kubikmetern pro Tag soll ab 2027 zur Verfügung stehen. Der Investor ist ein Konsortium aus der spanischen GS Inima Environment, Sogex Oman und der Aljomaih Holding aus Saudi-Arabien. Der Hauptbauauftrag ging an das Unternehmen Fisia Italimpianti aus Genua. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner ist als Berater tätig.
GS Inima Environment ist der alleinige Investor von Barka V. Neben dem spanischen Unternehmen ist GS Engineering & Construction aus Südkorea federführend beim Bau der 110 Millionen US$ teuren Anlage, die täglich bis zu 100.000 Kubikmeter Wasser produzieren kann. Auch hier ist Fichtner als Berater beteiligt. Die Inbetriebnahme ist für 2024 geplant.
Drei Projekte in der Planungsphase
In der Hauptverbrauchsregion Barka soll die Kapazität um weitere 100.000 bis 120.000 Kubikmeter pro Tag steigen. Dem Vernehmen nach legten interessierte Unternehmen im Juli 2023 Angebote für das Projekt Barka Water 2024 (Barka VI) vor. Die Kosten werden mit 100 Millionen US$ veranschlagt. Ursprünglich sollte die Anlage bereits 2024 produzieren, jetzt erscheint 2026 realistischer. Bis zur Fertigstellung dürfte die alte Anlage Barka II weiterlaufen. Die ältere Anlage Barka I soll 2024 stillgelegt werden, sobald Barka V in Betrieb geht.
In Dhofar ist eine Meerwasserentsalzungsanlage geplant, die ab 2027 eine alte Anlage in Salalah ersetzen soll. Die Kapazität soll anfänglich bei 68.000 Kubikmetern pro Tag liegen und möglicherweise auf 120.000 Kubikmeter pro Tag steigen. Für die Region Muscat ist das "Wadi Dayqah"-Projekt mit 65.000 Kubikmetern pro Tag in der Diskussion.
Entsalzungskapazitäten stark gestiegen
Seit 2018 wurden in Oman Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 942.650 Kubikmetern pro Tag fertiggestellt. Zu ihnen gehören Qurayat, Barka IV, Sohar IV, Salalah III und Aseelah. Mehrere ältere Anlagen wurden inzwischen stillgelegt.
Die Qurayyat Desalination Company nahm Anfang 2018 den Betrieb auf. Das Unternehmen ist ein Konsortium aus Hyflux aus Singapur und der omanischen National Power and Water Company. Die 210 Millionen US$ teure Entsalzungsanlage ist auf eine Kapazität von 200.000 Kubikmetern pro Tag ausgelegt. Derzeit sind aber nur 180.000 Kubikmeter pro Tag verfügbar, die volle Leistung wird für 2024 erwartet.
Barka IV ist im Frühjahr 2018 mit einer Kapazität von 281.000 Kubikmetern pro Tag in den kommerziellen Betrieb gegangen. Die Baukosten werden mit 300 Millionen US$ angegeben. Betreiber ist die Barka Desalination Company, ein Konsortium aus der japanischen Itochu, der britisch-französischen Engie, der französischen Suez/Degrémont und der britischen Towell Engineering.
Sohar IV mit einer Kapazität von 250.000 Kubikmetern pro Tag erreichte im Herbst 2019 seine volle Leistung. Das 260-Millionen-US$-Projekt wird von der Myah Gulf Oman Desalination Company, einem Konsortium aus der Oman Brunei Investment Company, Sogex Oman und der spanischen Valoriza Agua betrieben.
Im Frühjahr 2021 startete Salalah III mit einer Kapazität von 113.650 Kubikmetern pro Tag mit der kommerziellen Produktion. Das 130 Millionen US$ teure Projekt wird von der Dhofar Desalination Company umgesetzt. An dem Unternehmen sind die saudi-arabische ACWA Power, Frankreichs Veolia und die lokale Dhofar International Development and Investment Company beteiligt. Der Bauauftrag ging gemeinsam an Fisia Italimpianti und Abengoa aus Spanien.
Anlage | Produktion (Mio. Kubikmeter/Jahr) | Kapazität (Kubikmeter/Tag) 1) | Betreiber |
---|---|---|---|
Barka I | 21,3 | 102.286 | ACWA Power Barka Company |
Barka II | 34,9 | 120.000 | SMN Barka Power Company |
Barka IV | 84,1 | 281.000 | Barka Desalination Company |
Ghubrah II | 66,9 | 191.000 | Muscat City Desalination Company |
Qurayyat | 65,6 | 200.000 | Qurayyat Desalination Company |
Sohar IV | 54,6 | 250.000 | Myah Gulf Desalination Company |
Sur II | 40,1 | 131.837 | Sharqiyah Desalination Company |
Aseelah | 2,6 | 80.000 | Al Asilah Desalination Company |
Salalah | 15,0 | 68.190 | Sembcorp Salalah Power & Water Company |
Salalah III | 26,4 | 113.650 | Dhofar Desalination Company |
Zusätzlicher Wasserbedarf für grüne H2-Produktion
Die bisherigen Planungen für Meerwasserentsalzungsanlagen berücksichtigen noch nicht den Wasserbedarf der geplanten grünen Wasserstoffproduktion. Der zusätzliche Wasserbedarf ist mittelfristig allerdings noch relativ gering.
Nach Angaben des Zentrums Wasserstoff Bayern sind zur Herstellung von einem Kilogramm Wasserstoff etwa 9 Liter reines Wasser erforderlich. Um 2030 wie angestrebt jährlich 1 Million Tonnen grünen Wasserstoff produzieren zu können, sind 9 Milliarden Liter Wasser beziehungsweise täglich rund 25.000 Kubikmeter Wasser erforderlich.
Bis 2050 will Oman die Produktion von grünem Wasserstoff auf etwa 8 Millionen Tonnen steigern. Die dann benötigte Wassermenge entspräche einer Tageskapazität von 200.000 Kubikmetern.