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Branchen | Kuwait | Öl- und Gasförderung

Kuwait: Offshore-Öl- und Gasvorkommen im Fokus

Kuwait will seinen wachsenden Gasbedarf verstärkt aus eigenen Vorkommen decken. Die Ölförderkapazitäten sollen innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel steigen.

Von Robert Espey | Dubai

Kuwait will seine Öl- und Gasförderkapazitäten weiter erhöhen. Die aktuellen Planungen der Regierung sehen vor, die Ölproduktion bis 2035 auf 4 Millionen Barrel pro Tag zu steigern. Das sind etwa 1 Million Barrel pro Tag mehr als 2023. Etwa 0,35 Millionen Barrel sollen in der mit Saudi-Arabien geteilten Neutralen Zone gefördert werden.

Mittel- und langfristig erwartet Kuwait einen weltweit steigenden Ölbedarf. Das Emirat senkte jedoch gemäß den OPEC+ Vereinbarungen zur Stabilisierung des Ölpreises seine Ölförderung 2023 um 4,4 Prozent auf durchschnittlich 2,59 Millionen Barrel pro Tag. Für 2024 ist ein weiterer Rückgang auf 2,4 Millionen Barrel pro Tag zu erwarten. Im kommenden Jahr sollen durchschnittlich 2,5 Millionen Barrel pro Tag gefördert werden.

Unzureichende Neu- und Ersatzinvestitionen haben Kuwaits Ölförderkapazitäten nach 2010 sinken lassen. Durch Einsatz von EOR-Technologien (Enhanced Oil Recovery) und andere Maßnahmen in bestehenden Ölfeldern sollen die Kapazitäten bis Ende 2024 wieder auf 3 Millionen Barrel pro Tag steigen.

Hinzu kommt der kuwaitische Anteil von rund 200.000 Barrel pro Tag an der Förderleistung in der Neutralen Zone. Im Jahr 2023 betrug dieser rund 160.000 Barrel pro Tag.

Entwicklung von Offshore-Ölfeldern macht Fortschritte

Neben der Stabilisierung und Erhöhung der Fördermenge in den bestehenden Ölfeldern, insbesondere in den großen Burgan-Vorkommen, arbeitet Kuwait an der Erschließung neuer Ölfelder. Ein Schwerpunkt liegt auf Offshore-Lagerstätten.

Im Juni 2024 gab die KOC die Entdeckung neuer großer Öl- und Gaslagerstätten im Offshore-Feld Al-Nokhatha östlich der Insel Failaka bekannt. Ersten Schätzungen zufolge enthalten die Vorkommen 2,1 Milliarden Barrel hochwertiges Leichtöl und 144 Milliarden Kubikmeter Gas.

Die laufenden Explorationen von Offshore-Öl- und Gasvorkommen basieren auf zahlreichen seismischen, geologischen und geophysikalischen Untersuchungen der letzten Jahre. In einer ersten Explorationsphase sollen in einer 6.000 Quadratkilometer großen Zone sechs Probebohrungen durchgeführt werden. Die erste Explorationsphase soll 2026 abgeschlossen sein.

Der 600-Millionen-US$-Auftrag für die sechs Plattformen (High Pressure High Temperature Exploration Wells) mit jeweils zwei Bohranlagen ging bereits 2019 an das US-Unternehmen Halliburton. Die erste Plattform sollte bereits 2020 in Betrieb gehen, jedoch führte vor allem die Coronapandemie zu erheblichen Verzögerungen.

Gasproduktion soll stark erhöht werden

Kuwait importiert zur Deckung seines Gasbedarfs seit 2009 LNG (Liquefied Natural Gas). Einer neuer LNG-Importterminal arbeitet seit Februar 2022 im Vollbetrieb. Die Anlage kann jährlich bis zu 22 Millionen Tonnen LNG verarbeiten.

Nach Angaben der International Group of Liquefied Natural Gas Importers weitete Kuwait seine LNG-Einfuhren 2023 um 2,4 Prozent auf 6,1 Millionen Tonnen aus. Hauptlieferant war Katar mit 3,4 Millionen Tonnen, gefolgt von Nigeria mit 0,9 Millionen Tonnen.

Die Förderung von assoziiertem und nicht-assoziiertem Gas soll bis 2040 eine Jahreskapazität von über 42 Milliarden Kubikmeter erreichen. Im Finanzjahr 2023/2024 (April bis März) waren es rund 6 Milliarden Kubikmeter. Etwa 10 Milliarden Kubikmeter sollen es 2027 sein. Als Zielmarke für nicht-assoziiertes Gas wird bis 2040 eine Jahresproduktion von 21 Milliarden Kubikmeter (einschließlich der Neutralen Zone) genannt.

Das derzeit größte im Bau befindliche Gasprojekt ist das Jurassic Vorkommen. Hier sollen fünf neue Produktionsstationen die jährliche Förderkapazität von nicht-assoziiertem Gas um 8,7 Milliarden Kubikmeter erhöhen. Der Datenbank MEED Projects zufolge wurden für Jurassic seit 2016 Aufträge im Wert von 2,4 Milliarden US$ vergeben.

Mit Saudi-Arabien vereinbarte Kuwait Ende 2022 die Erschließung des bereits 1965 entdeckten Offshore-Gasfelds Dorra in der Neutralen Zone. Angestrebt wird eine jährliche Förderung von mehr als 10 Milliarden Kubikmetern Gas und rund 31 Millionen Barrel Kondensaten. Ein Fünfjahresprogramm (2023 bis 2027) für Probebohrungen wurde beschlossen. Technip Energies aus Frankreich erhielt einen FEED-Auftrag (Front-End Engineering Design).

Mit der Produktion soll 2028 begonnen werden. Die Entwicklung des Dorra-Feldes könnte sich aber durch den Streit mit Teheran über iranische Ansprüche an Teilen der Vorkommen verzögern.

Organisatorischer Umbau im Öl- und Gassektor geplant

Fusionen von Tochtergesellschaften der Kuwait Petroleum Cooperation (KPC) sollen den Öl-und Gassektor effizienter strukturieren. Im Juli 2024 wurden Pläne zu einer Fusion der KOC und der Kuwait Gulf Oil Company (KGOC) bekannt. Die KOC ist für die Öl- und Gasförderung in Kuwait zuständig. Die KGOC hält Beteiligungen von 50 Prozent an zwei Unternehmen, die Öl- und Gasprojekte in der Neutralen Zone betreiben.

Im Raffineriesektor sollen die Kuwait Integrated Petroleum Industries Company (KIPIC) und die Kuwait National Petroleum Company (KNPC) fusionieren. Die KIPIC betreibt die neue Raffinerie Az Zour und das LNG-Terminal des Emirats. Zudem ist die KIPIC für den Az Zour Petrochemical Complex zuständig, der auf 10 Milliarden US$ geschätzt wird, jedoch seit 2006 im Planungsstadium feststeckt. Die KNPC betreibt die beiden anderen Raffinerien des Landes, Mina Al Ahmadi und Mina Abdullah.

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