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Kuwait will Recyclingindustrie ausbauen
In Kuwait ist die Recyclingquote weiterhin niedrig. Bewegung gibt es bei Altreifen. Ein wichtiges Projekt zur energetischen Verwertung von Hausmüll liegt aber wieder auf Eis.
18.10.2023
Von Robert Espey | Dubai
Die kuwaitische Regierung spricht seit langem von einem deutlichen Ausbau der Recyclingindustrie. Aber der Sektor entwickelt sich nur langsam. Die höchsten Recyclingquoten gibt es bei Bauabfällen und Altmetall. Vor etwa zehn Jahren ging die erste große Recyclinganlage für Bauschutt auf der 2009 eröffneten Deponie "South of 7th Ring Road Kabd" in Betrieb. Von 11,2 Millionen Tonnen Bauabfällen wurden 2021 etwa 16 Prozent zerkleinert und wieder als Baumaterial eingesetzt. Bei Altmetall wird die Recyclingquote auf über 50 Prozent geschätzt. In allen anderen Bereichen sind die Quoten sehr niedrig.
Weitere Investitionen in Altreifenrecycling geplant
In Kuwait warten geschätzt 50 Millionen Altreifen darauf, recycelt zu werden. Die größte Altreifendeponie des Emirats zog 2021 an einen neuen Standort nahe der saudi-arabischen Grenze um. Der alte Standort in Arhiya lag nur 7 Kilometer von großen Wohngebieten entfernt. Nach offiziellen Angaben hatten sich 42 Millionen Reifen seit 2004 in Arhiya angesammelt. Die neue Reifendeponie befindet sich in der Region Al Salmi, etwa 150 Kilometer von Kuwait City entfernt.
Die Planungen für eine Verlagerung der Altreifendeponie nach Al Salmi begannen 2012, als in Arhiya eine halbe Million Reifen in Flammen aufgingen. Trotz der gigantischen, hochtoxischen Brandwolke soll damals die Behandlung von nur zehn Personen wegen Rauchvergiftungen notwendig gewesen sein. Der Wind habe günstig geweht und den Rauch Richtung Meer getrieben, hieß es von offizieller Seite. Weitere Großbrände gab es in Arhiya 2019 und 2020.
Nach den Vorstellungen der Regierung soll sich Al Salmi zu einem großen Recyclingzentrum entwickeln. Aktuell arbeiten dort zwei große Recyclinganlagen für Altreifen:
Die 2017 gegründete EPSCO International General Trading Company nahm Anfang 2021 in Al Salmi ihr Recyclingwerk in Betrieb. Unternehmensangaben zufolge kann EPSCO jährlich 3 Millionen Altreifen verarbeiten. Die Anlage zur Zerkleinerung der Altreifen stammt vom dänischen Maschinenbauer ELDAN Recycling. Die Form- und Presstechnik für die Herstellung von Gummirecyclingprodukten lieferte XTYRE aus Südafrika. EPSCO gibt an, mehr als 250 verschiedene Gummiprodukte fertigen zu können.
Die Kuwait Recycle Company betreibt in Al Salmi ein Recyclingwerk, das jährlich bis zu 5 Millionen Altreifen zerkleinern können soll. Das Unternehmen beschränkt sich bislang auf das Schreddern von Altreifen, stellt aber keine Gummiprodukte her.
Die kuwaitische Al Khair Holding Company möchte in Al Salmi ein Granulatwerk und eine Pyrolyseanlage errichten und sucht derzeit ausländische Partner. Bei der Pyrolyse werden Altreifen in Industrieruß (Carbon Black), Öl und Stahldraht zerlegt. Carbon Black wird vor allem zur Reifenherstellung eingesetzt. Das Pyrolyseöl ist bei der Produktion verschiedener Chemie- und Kunststofferzeugnisse verwendbar.
Al Khair schätzt die Kosten des geplanten Recyclingwerks auf etwa 80 Millionen US$. Eine Verarbeitung von jährlich 9 Millionen Altreifen ist vorgesehen. Dabei sollen 36.000 Tonnen Öl und 40.500 Tonnen Carbon Black gewonnen werden.
Bei voller Auslastung der existierenden und geplanten Recyclingkapazitäten wäre der Altreifenbestand innerhalb weniger Jahre abgebaut. Die Menge der Altreifen, die zukünftig jährlich neu anfallen, prognostiziert die Al Khair Holding Company auf 7 Millionen bis 10 Millionen Stück. Diese Kalkulation erscheint aber bei einem Fahrzeugbestand von etwa 2,4 Millionen im Jahr 2022 und einem durchschnittlichen Reifenwechselintervall von zwei Jahren kaum realistisch.
Hausmüllprojekt steckt wieder fest
In Kuwait werden kommunale Abfälle auf drei großen Deponien unsortiert und unbehandelt endgelagert. Es handelt ich um die Deponien "South 7th Ring Road" (seit 1992), "Al Jahra" (1986) und "Mina Abdulla" (1991). Neben Hausmüll werden die Deponien auch für Bauschutt sowie für gewerbliche, industrielle und landwirtschaftliche Abfälle genutzt.
Seit mehr als zehn Jahren plant die Stadtverwaltung von Kuwait City den Bau einer Müllverbrennungsanlage mit Energiegewinnung (Waste to Energy/WTE). Private Investoren sollen das Vorhaben als PPP-Projekt (Private Public Partnership) realisieren. Deshalb ist von staatlicher Seite auch die zuständige Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP) beteiligt.
Die WTE-Anlage soll jährlich 1,2 Millionen Tonnen Hausmüll verarbeiten. Dies würde etwa 60 Prozent des gesamten Hausmüllaufkommens von Kuwait im Jahr 2021 entsprechen. Die Kapazität des Kraftwerks wird auf eine Leistung von 100 Megawatt ausgelegt.
Das französische Unternehmen Constructions Industrielles de la Méditerranée (CNIM) hatte 2016 zusammen mit der Gulf Investment Corporation und der lokalen Al Mulla Group ein Angebot vorgelegt und wurde 2017 als "Preferred Developer" ausgewählt. Das mit 0,9 Milliarden US$ veranschlagte Projekt sollte auf BOT-Basis (Build, Operate, Transfer) umgesetzt werden. Vorgesehen war eine Vertragslaufzeit von 25 Jahren.
Anfang 2018 aber wies das kuwaitische State Audit Bureau den Vertragsentwurf zurück. Weitere Verhandlungen blieben erfolglos. Die CNIM erklärte 2021 ihren Rückzug aus dem Projekt. Informationen über weitere Schritte der Stadtverwaltung von Kuwait City liegen nicht vor.
Fraunhofer-Institut erstellte "Waste Management Atlas of Kuwait"
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg erhielt 2017 von der Kuwait Environment Public Authority einen 18-Millionen-Euro-Auftrag zur Erstellung eines Abfallwirtschaftsplans. Das Projekt lief bis 2021. Ein wesentliches Element des Auftrags war eine Datensammlung zum kuwaitischen Abfallsektor.
Ergebnisse des Projekts sind unter anderem die "Kuwait National Waste Management Strategy 2040" sowie die "Landfill Management and Rehabilitation Strategy". Ferner wurde 2022 ein Waste Management of Kuwait Atlas veröffentlicht.
Die Kuwait Environment Public Authority hat eine Liste mit lokalen Recyclingunternehmen zusammengestellt. Bei den Firmen handelt es sich zumeist um klein- und mittelständische Unternehmen. Aktuelle Daten zur Geschäftsentwicklung sind in der Regel nicht verfügbar. |