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Lettland, Riga, Blick über Riga und die Düna, Fernsehturm, Markthallen, Altstadt, Eisenbahnbrücke, Hansestadt, Hauptstadt Lettland, Riga, Stadtbild mit der Altstadt und Brücken über den Fluss Daugava | © GettyImages/Westend61

Special Lettland Wege aus der Coronakrise

Lettland geht in den Lockdown

Das baltische Land verzeichnet stark steigende Infektionszahlen. Nur rund die Hälfte der Erwachsenen im Land sind vollständig geimpft. 

Von Niklas Becker | Helsinki

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Lettlands Wirtschaft soll besonders 2022 kräftig wachsen. Die Warenexporte legten auch 2020 zu. Einige Industriezweige konnten ihre Ergebnisse verbessern. (Stand: 14. Oktober 2021)

    Der große Aufschwung wird 2022 erwartet

    Das lettische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 2. Quartal 2021 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal real um 10,5 Prozent gestiegen. Damit erreichte die Volkswirtschaft das Niveau, das sie vor der Pandemie hatte. Vor allem im Servicesektor wurden starke Zuwachsraten verzeichnet. Positiv hervorzuheben sind zudem die Entwicklungen der Exporte und der Industrieproduktion während des 2. Quartals 2021.

    Wie eine Analyse der Swedbank zeigt, lagen Ende Juni 2021 fast alle Ausgaben-Komponenten des lettischen BIP wieder auf dem Vorkrisenniveau. Lediglich der Privatkonsum hat seinen Level vom Jahresende 2019 noch nicht erreicht. Zwar legten die Ausgaben der Haushalte im 2. Quartal im Jahresvergleich um 16 Prozent zu, dies ist allerdings vor allem auf den Basiseffekt zurückzuführen. Um an das 2. Quartal 2019 anzuschließen, fehlen noch 6,2 Prozent. 

    Laut Prognosen der SEB Bank wird sich der lettische Privatkonsum auch Ende 2021 noch nicht wieder vollständig erholt haben. Das Finanzinstitut prognostiziert für das Gesamtjahr einen Zuwachs um 5,5 Prozent. Das BIP des Landes wird den Erwartungen zufolge im Gesamtjahr 2021 um 4,3 Prozent zulegen. Ein Risiko für die weitere Entwicklung ist nach Einschätzung der SEB Bank der langsame Impffortschritt. 

    Im Jahr 2020 verzeichnete das lettische Statistikamt einen Rückgang des BIP um 3,6 Prozent. Vor allem im 2. Quartal 2020 wurde mit einem Minus von 7 Prozent ein deutlicher Einbruch der Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal erzielt. In der zweiten Jahreshälfte 2020 sahen die Statistiker dann eine Erholung.

    Exporte konnten trotz Krisenjahr zulegen

    Lettlands Exporte zeigten sich von der Krise wenig beeindruckt. Laut methodisch bereinigten Daten des europäischen Statistikamtes lagen die lettischen Warenausfuhren 2020 mit 13,3 Milliarden Euro real um 5,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Wichtigste Ausfuhrprodukte waren Holz, Holzwaren sowie Holzkohle gefolgt von Maschinen und Anlagen. Deutschland war nach Litauen, Estland und Russland der viertwichtigste Absatzmarkt für die lettische Volkswirtschaft.

    Die Warenimporte des Landes summierten sich mit 14,8 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres (in realen Veränderungsraten). Die wertmäßig am meisten eingeführten Güter waren Maschinen und Anlagen sowie Fahrzeuge und Fahrzeugteile. Deutschland war nach Litauen der zweitwichtigste Importpartner Lettlands.

    Einzelne Branchen unterschiedlich stark betroffen

    Im Gesamtjahr 2020 verzeichnete Lettlands Industrie einen Rückgang der Produktion um 1,7 Prozent. Vor allem im Frühjahr hatten die Betriebe aufgrund der coronabedingten Produktionspausen starke Rückgänge gemeldet.

    Die Auswirkungen der Pandemie auf die lettische Industrie weist allerdings deutliche Unterschiede auf. Während die Unternehmen aus dem Bereich der Strom- und Gasversorgung 2020 Einbußen von 7,2 Prozent zu verzeichnen hatten, waren es beim verarbeitenden Gewerbe 1,2 Prozent. Die Bergbauunternehmen in Lettland verzeichneten 2020 hingegen einen Anstieg ihrer Produktion von 8,7 Prozent.

    Auch das lettische verarbeitende Gewerbe wurde im Berichtszeitraum von der Coronakrise unterschiedlich stark getroffen. Vor allem der Maschinenbau (-29,5 Prozent) und die Automobilbranche (-17,3 Prozent) meldeten deutlich geringere Umsätze. Bei Druckerzeugnissen, Bild- und Tonträgern (+6,8 Prozent) sowie bei elektronischen Geräten (+5,7 Prozent) wurden hingegen Zuwächse verzeichnet. Die heimische Forstwirtschaft registrierte 2020 mit 4,1 Prozent ebenfalls einen Zuwachs ihrer Industrieproduktion.

    Von Niklas Becker | Helsinki

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Lettland hat im Zuge der Pandemie ein Stabilisierungsprogramm für die Wirtschaft aufgelegt. Einige Hilfsmaßnahmen sind bereits ausgelaufen. (Stand: 25. Oktober 2021)

    Die staatliche Förderbank Altum bietet in ihrem Hilfsportfolio für Coronaschäden verschiedene Maßnahmen, die lettische Unternehmen bei der wirtschaftlichen Erholung unterstützen sollen. So wurde beispielsweise ein Covid-19-Investitionsfonds für Großunternehmen aufgelegt, der zur Finanzierung von Investitionen und Betriebskapital dient. Zur Zielgruppe gehören große Firmen, deren Betrieb durch die Pandemie beeinträchtigt wurde, sowie Unternehmen, die ihr aktuelles Geschäftsmodell transformieren oder an die neuen Gegebenheiten anpassen wollen. Insgesamt soll der Investitionsfonds 100 Millionen Euro umfassen. Pro Unternehmen beläuft sich der Betrag auf maximal 10 Millionen Euro. 

    In einem weiteren Programm können mittlere und große Unternehmen günstige Darlehen von maximal 15 Millionen Euro mit einer Laufzeit von bis zu 20 Jahren für langfristige Investitionen aufnehmen. Schließlich haben große Unternehmen die Möglichkeit, spezielle Kreditgarantien in Anspruch zu nehmen.

    Öffentliche Verschuldung

    Lettlands öffentliche Verschuldung ist in den Jahren vor der Covid-19-Pandemie kontinuierlich gesunken und war 2019 mit 37 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) moderat. Im Zuge der Coronakrise stieg die Verschuldung 2020 auf 43,5 Prozent. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission wird Lettland 2022 einen Wert von 46,4 Prozent des BIP erreichen. 

    Lettlands Impfplan

    Lettland hat am 28. Dezember 2020 mit der Impfung von medizinischem Personal begonnen. Anschließend wurden Beschäftigte in sozialen Betreuungseinrichtungen sowie Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, die für die Kontinuität und Sicherheit der staatlichen Belange wichtig sind, sowie Senioren über 70 Jahre und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten und deren Haushaltsangehörige geimpft. Seit Mai 2021 ist die Priorisierung aufgehoben. Bis zum 24. Oktober 2021 erhielten rund 61 Prozent der volljährigen Bevölkerung mindestens eine Impfdosis. Bei 56 Prozent bestand vollständiger Impfschutz. 

    Maßnahmen zur unmittelbaren Bewältigung der Krise

    Ursprünglich hatte Lettlands Regierung für die heimischen Firmen eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Um den Betriebskapitalfluss der Unternehmen zu sichern, konnten Firmen unter bestimmten Voraussetzungen beispielsweise Zuschüsse für die Gehälter ihrer Mitarbeiter erhalten. Für einen Beschäftigten wurden vom Staat 70 Prozent des durchschnittlichen Bruttomonatsgehalts des Zeitraums August bis Oktober 2020 gezahlt. Seit Januar 2021 galt eine monatliche Untergrenze von 500 Euro und eine Obergrenze von 1.000 Euro. Diese wie auch weitere Unterstützungsmaßnahmen sind zum 30. Juni 2021 ausgelaufen. 

    Einen Überblick über die Fördermaßnahmen auf Englisch bietet die lettische Regierung.

    Von Niklas Becker | Helsinki

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