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Wirtschaftsumfeld | Lettland | Investitionsklima

Firmen sehen nur eine leichte Verbesserung des Investitionsklimas

In Lettland tätige ausländische Unternehmen kommen vor allem aus der EU. Nicht alle sind zufrieden mit dem Investitionsstandort. 

Von Niklas Becker | Helsinki

Ausländische Direktinvestitionen spielen in Lettland eine große Rolle. Das zeigen Zahlen des Foreign Investors' Council in Latvia (FICIL), der ausländische Investoren in Lettland vertritt. Mehr als 4.100 Firmen im Land, die einen Jahresumsatz von mehr als 145.000 Euro hatten, befanden sich demnach 2023 zu mindestens 50 Prozent in ausländischem Besitz. Das ist ein Sechstel aller Firmen in Lettland. Ihre große Bedeutung wird beim Blick auf andere Parameter aber noch deutlicher: Sie beschäftigen 26 Prozent aller Arbeitnehmer und erwirtschaften 42 Prozent des gesamten Umsatzes der lettischen Wirtschaft. 

Viele Investoren stehen Lettland als Investitionsstandort aktuell allerdings kritisch gegenüber. Im von FICIL veröffentlichten Sentiment Index 2023 beantworten sie die Frage, ob sich die Attraktivität des lettischen Investitionsstandorts in den letzten zwölf Monaten verbessert hat, im Durchschnitt mit 1,9. Dabei entspricht eine 5 einer erheblichen und eine 1 überhaupt keiner Verbesserung. Dies ist der schlechteste Wert seit Einführung des Index im Jahr 2015. "Aus Sicht ausländischer Unternehmen, die in Lettland tätig sind, hat die Geopolitik Lettland zu einem weniger attraktiven Investitionsstandort gemacht", berichtet Tatjana Guzņajeva, Executive Director von FICIL, im Gespräch mit GTAI. Auch der hohe bürokratische Aufwand ist aus Sicht der Unternehmen ein großes Problem. 

Deutsche Investoren in Lettland zeigen sich nur bedingt zufrieden mit ihrer Investitionsentscheidung. In der Konjunkturumfrage 2024 der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK Baltikum) gaben 72 Prozent der befragten Unternehmen an, Lettland "heute" wieder als Investitionsstandort zu wählen. 28 Prozent würden es nicht tun. In Litauen und Estland liegt der Anteil der positiven Antworten bei etwa 90 Prozent. 

Die Investoren vermissen klare Prioritäten für die lettische Wirtschaft und wünschen sich eine langfristige wirtschaftliche Entwicklungsstrategie. Das würde mehr Planungssicherheit schaffen.

Tatjana Guzņajeva Executive Director, Foreign Investors' Council in Latvia (FICIL)

Schweden sticht als Investor hervor

Lettland verzeichnet einen kontinuierlichen Zufluss von Investitionen aus dem Ausland. Im Jahr 2023 lag der Bestand bei mehr als 24 Milliarden Euro. Vor allem Firmen aus anderen EU-Staaten investieren in dem baltischen Land. Sie machten mehr als 80 Prozent des Bestands der ausländischen Direktinvestitionen 2023 aus. Der mit Abstand größte Investor war Schweden (29,9 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen). Lettlands Nachbarländer Estland und Litauen landeten mit fast 14 beziehungsweise rund 8 Prozent auf Platz 2 und 3. 

Wie Daten der lettischen Zentralbank zeigen, konnte Lettland vor allem im Dienstleistungsbereich viele Investoren ins Land holen. Rund die Hälfte der Direktinvestitionen entfiel 2023 auf die drei Bereiche Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (22,4 Prozent), Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (15,6 Prozent) sowie Immobiliendienstleistungen (13,4 Prozent). Das verarbeitende Gewerbe landete im Ranking mit 12,9 Prozent auf Platz 4. 

 

Deutsche Firmen waren 2023 mit einem Anteil von 6 Prozent die viertgrößte Gruppe der ausländischen Investoren in Lettland. Die Investitionen sind sowohl geografisch als auch sektoral sehr diversifiziert. Das berichtet Māris Balčūns, Büroleiter Lettland bei der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK Baltikum). "Deutsche Unternehmen und Waren genießen in Lettland ein gutes Image", ergänzt der Experte. Das Interesse deutscher Firmen am Investitionsstandort Lettland ist laut Balčūns in den letzten Jahren gestiegen. 

Die beiden mit Abstand größten deutschen Investoren in Lettland sind das Handelsunternehmen Lidl und der Zementhersteller Schwenk. Der Statistikdienstleister Lursoft beziffert die Investitionssummen der beiden Firmen im Juni 2024 auf 366 Millionen beziehungsweise 288 Millionen Euro. Beim drittgrößten deutschen Investor im Land - FEGA & Schmitt Elektrogroßhandel - sind es rund 10 Millionen Euro. 

Größte deutsche Investoren in Lettland (Stand: Juni 2024)Volumen in Millionen Euro

Investor

Branche

Volumen

Lidl Einzelhandel

365,5

SchwenkBaustoffe

288

FEGA & Schmitt ElektrogroßhandelGroßhandel

10,7

UniperEnergie

10,2

RettenmeierHolz

8

Hitachi Rail (GTS Deutschland)Schienentechnik

7,5

Quelle: Lursoft 2024

Investitionsförderung: Sonderwirtschaftszonen und Förderprogramme bieten verschiedene Anreize

Lettland hält eine Reihe von Fördermaßnahmen für ausländische Investoren bereit. Umfang und Ausmaß der Fördermittel hängen dabei von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Zuständig für die Vergabe ist Lettlands Investitions- und Wirtschaftsförderungsagentur (Latvijas Investīciju un attīstības aģentūra; LIAA). Die Agentur hat fünf Prioritätssektoren, für welche die Förderprogramme hauptsächlich vorgesehen sind. Es gibt laut LIAA aber eine gewisse Flexibilität, wenn durch die Investition eine Wertschöpfung im Land entsteht. 

Lettlands fünf Prioritätssektoren für die Anwerbung von ausländischen Investoren:

  1. Biomedizin
  2. Smart City und Smart Energy
  3. Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)
  4. Bioökonomie
  5. Photonik und andere intelligente Werkstoffe

In Lettland gibt es fünf Sonderwirtschaftszonen (SWZ). Sie bieten eine Reihe von Anreizen für Investoren, wie beispielsweise eine 80-prozentige Ermäßigung der Immobiliensteuer. Darüber hinaus erhalten Investoren in den SWZ auch einen 80-prozentigen Rabatt bei der Körperschaftsteuer (CIT). Diese Steuer fällt in Lettland seit 2018 allerdings nur bei der Entnahme von Dividenden an. Alle nicht ausgeschütteten Unternehmensgewinne sind hingegen steuerfrei. Die Sonderwirtschaftszonen sollen nach jetzigen Plänen bis 2035 bestehen bleiben. Drei von ihnen sind in den lettischen Häfen RigaVentspils und Liepaja angesiedelt. Hinzukommen die beiden SWZ Rēzekne und Latgale. Beide sind im Osten des Landes gelegen. 

GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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