Branchen | Land | Medizintechnik
Branchenstruktur
Malaysias Medizintechnikbranche ist im Low- und Midtechsegment stark, bei technisch anspruchsvollen Geräten dominieren noch Importe. Deutschland zählt zu den Hauptlieferländern.
25.11.2024
Von Boris Alex | Kuala Lumpur
In Malaysias dualer Gesundheitsversorgung entfielen 2022 knapp 60 Prozent der Gesamtausgaben in Höhe von 90 Milliarden US$ auf den öffentlichen Sektor. Die steuerfinanzierten staatlichen Behandlungseinrichtungen stehen dabei allen Malaysiern gegen eine geringe Selbstbeteiligung offen. Um Zugang zu einer besseren medizinischen Versorgung zu bekommen, nehmen immer mehr Menschen private Gesundheitsdienstleister in Anspruch. Die Kosten hierfür werden entweder durch private Krankenversicherungen oder aus eigener Tasche bezahlt. Da die Ansprüche an die medizinische Versorgung in der Bevölkerung steigen, wird der private Gesundheitssektor in Malaysia weiter wachsen.
Auf die Primärversorgung durch Allgemeinärzte entfällt knapp ein Drittel der Gesundheitsausgaben. Davon wurden 2022 gut 60 Prozent aus privaten Mitteln getätigt. Bei der Tertiärversorgung dominiert der öffentliche Sektor. Fast drei Viertel der Krankenhausbetten stehen in staatlichen Gesundheitseinrichtungen. Die privaten Kliniken verfügen in der Regel über eine modernere medizintechnische Ausstattung, haben kürzere Wartezeiten und bieten eine bessere Patientenbetreuung an. Die Privatkrankenhäuser bedienen vor allem die größeren Städte, während außerhalb der Ballungszentren rund 3.000 öffentliche Gesundheitszentren und Landkrankenhäuser die Versorgung aufrechterhalten.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2023 in Mio.) | 34,3 |
Bevölkerungswachstum (2023 in % p.a.) | 1,1 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2022) |
|
Anteil der unter 15-Jährigen (in %) | 23,2 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 7,2 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2022 in Jahren) | 73,8 |
Durchschnittliches Haushaltseinkommen (2022 in US$) | 23.125 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$) | 529 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %) | 5,2 |
Ärzte (2022) | 79.443 |
Zahnärzte (2022) | 13.436 |
Krankenhausbetten (2022), davon | 62.948 |
privat | 17.781 |
öffentlich | 45.167 |
Privatsektor bietet gute Chancen für Hightechgeräte
Die Beschaffung der medizintechnischen Ausrüstung erfolgt im staatlichen Sektor über Ausschreibungen durch das Ministry of Health (MOH), die privaten Anbieter haben hierfür in der Regel Einkaufsabteilungen. Während bei der öffentlichen Beschaffung der Kostenaspekt im Vordergrund steht, spielen im wettbewerbsintensiven privaten Gesundheitssektor auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. Die Anbieter umwerben die Patienten aktiv mit neuesten Behandlungsmethoden und modernster Krankenhausausstattung. Die Absatzchancen für medizinische Hightechgeräte und -lösungen sind bei den privaten Anbietern damit zwar höher. Allerdings sind angesichts der starken Konkurrenz in diesem Segment auch die Anforderungen an After-Sales-Services deutlich größer. Malaysia deckt seinen Bedarf in diesem Segment vollständig über Importe.
Deutschland ist einer der Hauptlieferanten von Medizintechnik
Die Einfuhr von Medizintechnik ist seit 2019 um durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr auf zuletzt 1,7 Milliarden US$ gestiegen. Auf Rang 1 der wichtigsten Lieferländer steht Singapur. Allerdings dürfte der Großteil der Waren aus anderen Ländern stammen und wurde lediglich am dortigen Seehafen zum weiteren Transport nach Malaysia umgeladen. Neben China und den USA zählte Deutschland 2023 mit einem Volumen von 134 Millionen US$ zu den wichtigsten Lieferanten von Medizintechnik. Allerdings verzeichneten diese einen Rückgang um 5 Prozent gegenüber 2022. Elektrodiagnosegeräte, Röntgenapparate und andere medizinische Instrumente und Geräte machen gut die Hälfte der deutschen Lieferungen aus. Weitere wichtige Segmente sind Spritzen, Katheder und Kanülen mit 28 Millionen US$ sowie Orthopädietechnik und Prothesen mit 13,2 Millionen US$.
SITC | Import (2023) | Anteil Import aus Deutschland | |
---|---|---|---|
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 207,1 | 19,1 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 198,8 | 23,4 |
741.83 | Sterilisierapparate | 22,1 | 4,1 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 26,4 | 4,2 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 376,6 | 27,7 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 61,0 | 7,5 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 390,3 | 37,1 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 126,2 | 3,9 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 50,8 | 2,5 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 254,1 | 13,2 |
Im Gegenzug ist Malaysia ein wichtiger Exporteur von Medizintechnik. Die Unternehmen setzten 2023 Produkte im Wert von 4,3 Milliarden US$ im Ausland ab. Wichtigste Abnehmer waren die USA mit 1,3 Milliarden US$ und Belgien mit 767 Millionen US$. Deutschland landete mit 506 Millionen US$ auf Rang 3. Wichtigstes Segment waren Orthopädietechnik und Prothesen mit 1,4 Milliarden US$ sowie Spritzen, Nadeln, Katheter und Kanülen mit 1,2 Milliarden US$. Letztere waren auch das umsatzstärkste Exportsegment nach Deutschland mit knapp 300 Millionen US$ im Jahr 2023.
Malaysia will künftig anspruchsvollere Medizintechnik produzieren
Die malaysische Regierung hat die Medizintechnik in ihrer Industriestrategie "New Industrial Masterplan 2030" als Schwerpunktbranche aufgenommen. Im Jahr 2022 produzierten die rund 200 Unternehmen mit ihren insgesamt 70.000 Beschäftigten vor allem Verbrauchsprodukte, chirurgische Instrumente, medizinische Kleingeräte sowie Orthopädietechnik und Prothesen für den Export. Die Kapazitäten waren 2023 je nach Segment zwischen 80 und 90 Prozent ausgelastet, so die Daten der malaysischen Statistikbehörde. Mittel- bis langfristig soll auch medizintechnische Ausrüstung aus dem Mid- und Hightechsegment in Malaysia produziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Regierung die Hersteller bei ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stärker unterstützen und ausländische Produzenten ansiedeln, um einen Technologietransfer zu ermöglichen.
Neben den 200 einheimischen Produzenten gibt es etwa 30 multinationale Unternehmen mit eigener Fertigung in Malaysia, darunter auch B.Braun. Das deutsche Traditionsunternehmen fertigt seit gut 40 Jahren am Standort Penang mit 7.000 Beschäftigten medizintechnische und pharmazeutische Produkte für den malaysischen Markt sowie für den Export. Im Bundesstaat Penang an der Westküste der malaysischen Halbinsel befindet sich das größte Cluster für die Medizintechnikbranche. Weitere wichtige Standorte sind die Metropolregion um Kuala Lumpur (Klang Valley) sowie Johor an der Grenze zu Singapur. Zwischen 2020 und 2023 wurden gut 100 Investitionsvorhaben im Bereich Medizintechnik mit einem Volumen von insgesamt 4 Milliarden US$ genehmigt, so die Daten der Investitionsbörde MIDA. Rund die Hälfte der Investments stammten aus dem Ausland.