Wirtschaftsumfeld | Malta | Investitionsklima
Das Investitionsklima bleibt optimistisch
Malta bietet sich als Standort für kleine und mittlere Unternehmen mit international ausgerichteten Geschäftsfeldern an. Förderprogramme unterstützen ihre Ansiedlung.
10.12.2024
Von Torsten Pauly | Valletta
Trotz eines sich eintrübenden internationalen Wirtschaftsklimas bleibt Malta ein interessanter Investitionsstandort. Malta ist an ausländischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit hoher Wertschöpfung interessiert, etwa bei Forschung und Entwicklung. Weniger Interesse besteht an großen ausländischen Investoren. Zum einen fehlen entsprechende Gewerbegebiete, zum anderen Arbeitskräfte. Malta will sich stärker zur wissensbasierten Volkswirtschaft entwickeln und dafür weniger, jedoch höher qualifizierte ausländische Arbeitskräfte anziehen.
Malta sieht sich dabei als attraktiven Standort insbesondere für die Branchen Life Science, Digitalwirtschaft, Flugzeugwartungen, Green Tech und Blue Tech, das heißt maritime Technologien. Im Tourismussektor will das Land ausländische Investitionen im hochwertigen Segment gewinnen. In der Gaming-Industrie will Malta nicht mehr in der Glücksspielsparte wachsen.
Gute digitale Infrastruktur, überlastete Verkehrsnetze
Laut einer von der Unternehmensberatung EY 2024 durchgeführten Investorenumfrage ist die Besteuerung Maltas meistgenannter Standortvorteil. Der Körperschaftsteuersatz von 35 Prozent fällt nur auf in Malta erwirtschaftete Gewinne an. International operierende ausländische Investoren können einen Steuersatz von 5 Prozent realisieren. Zu den Top-Investitionsargumenten zählen außerdem die gute Telekommunikationsinfrastruktur, die gesellschaftliche Stabilität, das flexible Arbeitsrecht und der Patentschutz.
Malta ist neben Irland das einzige EU-Mitglied, das auch Englisch als Amts- und Unterrichtssprache hat. Die andere Amtssprache, das Maltesische, gehört zur semitischen Sprachfamilie und ist mit dem Arabischen verwandt.
Als negative Standortfaktoren werden in der Untersuchung von EY vor allem die überlastete Verkehrsinfrastruktur, das noch ausbaufähige Umfeld für Forschung und Entwicklung und die als intransparent empfundenen politischen Entscheidungsfindungen genannt. Im Corruption Perception Index von Transparency International lag Malta 2023 in der EU an 22. Stelle. Beim Index der Rechtsstaatlichkeit (rule of law) vom World Justice Project rangierte Malta 2023 im EU-Vergleich auf Rang 17.
Sieben von zehn Investoren erwarten in der von EY durchgeführten Umfrage, auch in zehn Jahren noch in Malta präsent zu sein. Etwa 38 Prozent der Befragten planen, ihre Investition in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen.
Hoher Bestand an Direktinvestitionen
Ende 2023 haben sich die ausländischen Direktinvestitionen ins maltesische verarbeitende Gewerbe auf 2,5 Milliarden Euro summiert. Maltas größter Exporteur ist der französisch-italienische Chiphersteller STMicroelectronics. Das Gast- und Logistikgewerbe sowie der Immobiliensektor konnten weitere 5 Milliarden Euro anziehen.
Im IKT-Sektor, der Freizeitindustrie und unternehmensnahen Dienstleistungen hatten sich ausländische Direktinvestoren Ende 2023 mit insgesamt 1,4 Milliarden Euro engagiert. Sehr hoch war der Bestand mit 421 Milliarden Euro im Finanz- und Versicherungswesen. Dies liegt jedoch an maltesischen Niederlassungen von international operierenden Instituten. Die Bedeutung für die Realwirtschaft des Landes ist gering.
Lufthansa unterhält in Malta einen Wartungsstandort für Airbus- und Boeing-Flugzeuge. Lufthansa bildet auch dual aus und arbeitet dabei mit dem College MCAST zusammen. Der deutsche Hersteller von Kühltechnik für Schaltschränke Seifert Systems produziert seit Jahrzehnten auf Malta.
Ebenfalls seit Jahrzehnten fertigt geobra Brandstätter in Malta Playmobil-Spielzeug. Inzwischen betreibt das Unternehmen auch einen Freizeitpark. Im Einzelhandel ist der Discounter Lidl präsent. Deutsche Unternehmen engagieren sich beim Deutsch-Maltesischen Wirtschaftsausschuss in der Malta Chamber of Commerce, Enterprise and Industry.
Investitionsförderung: Programme für Start-ups und KMU
Das wichtigste maltesische Förderprogramm für Investoren heißt INVEST. Gefördert werden Erst- und Erweiterungsinvestitionen insbesondere in der Industrie, dem IKT-Sektor, dem Umweltsektor, dem Gesundheitswesen, von Call-Centern, dem Logistiksektor, dem Tourismus und in der Wartung von Flugzeugen, Schiffen sowie Maschinen und Anlagen.
Das Programm Accelerator 2024 richtet sich an Unternehmen, die nicht länger als sieben Jahre in der EU, Norwegen, Island und Liechtenstein registriert sind und in Malta tätig sein wollen. Adressat sind wissensbasierte und exportorientierte Branchen, insbesondere die Industrie, Softwareentwicklung und Gesundheitswirtschaft. Speziell für Start-ups läuft das Programm Start-up Finance für die gleichen Branchen wie Accelerator 2024.
Das Programm Rent Subsidy fördert bis 2030 Erst- und Erweiterungsinvestitionen in Industrie und Handwerk, im Lager- und Verpackungsgewerbe sowie in der Kfz- und Maschinenwartung. Zuständig für alle Programme ist die öffentliche Wirtschaftsförderagentur Malta Enterprise.
Programm | |
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INVEST | Möglich sind bis September 2026 Abschreibungen, zinsgünstige Darlehen, Kreditgarantien und nicht zurückzuzahlende Fördergelder. |
Accelerate 2024 | Bis 2030 können Firmen nicht zu erstattende Förderungen von bis zu 100.000 Euro erhalten. |
Start-up Finance | Bis September 2026 gibt es zurückzuzahlende Förderungen für Gehaltskosten, Investitionen in das Betriebskapital und Aufwendungen zur Einrichtung einer maltesischen Niederlassung. |
Rent Subsidy | Bis 2030 gibt es Abschreibungsmöglichkeiten und nicht zurückzuzahlende Fördergelder für die Mietkosten von Räumen zur Geschäftsausübung. Die Unterstützung darf 150.000 Euro nicht übersteigen. |
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