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Wirtschaftsausblick | Malta

Stärkstes Wirtschaftswachstum in der EU hält an

Das Wachstum des maltesischen Bruttoinlandsproduktes bleibt 2025 robust. Sowohl die Investitionen als auch der Konsum und der Export steigen kräftig.

Von Torsten Pauly | Valletta

Top-Thema: Malta muss Umweltsysteme ausbauen

Malta bietet in den kommenden Jahren gute Lieferchancen für Umwelttechnik. Alleine die Regierung plant zur Realisierung ihrer Abfallverwertungsstrategie Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro von 2021 bis 2031 ein. Die tatsächlichen Investitionen fallen aber weit höher aus: Ende 2023 hat das französische Unternehmen Paprec den Zuschlag zum Bau und zwanzigjährigen Betrieb einer Müllverbrennungsanlage erhalten. Schon dieses Projekt kostet 600 Millionen Euro.

In die öffentlichen Systeme zur Wasserver- und -entsorgung fließen außerdem von 2023 bis 2033 insgesamt 311 Millionen Euro. Davon sind 180 Millionen Euro für Kläranlagen vorgesehen. Im Jahr 2030 soll das Schmutzwasseraufkommen die heute bestehenden Reinigungskapazitäten laut Regierungsprognose um 7 bis 27 Prozent übersteigen, je nach Bevölkerungsentwicklung.

Wegen eines starken Stellenaufbaus und Zuzugs ausländischer Arbeitskräfte ist die Einwohnerzahl Maltas von 2014 bis 2023 um 26,6 Prozent gestiegen. Damit hat der Ausbau der Umweltsysteme nicht Schritt gehalten. Auch bis 2033 erwartet das europäische Statistikamt Eurostat je nach Ausmaß des weiteren Zuzugs einen Bevölkerungsanstieg um 10 bis 23 Prozent. Zudem halten sich in den Sommermonaten mehrere Hunderttausend Touristen auf Malta auf. Diese verbrauchen im Durchschnitt jeweils 110 Liter Wasser am Tag. Der weitere Ausbau der Umweltsysteme ist also unerlässlich.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum ist breit aufgestellt

Das maltesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2025 laut Europäischer Kommission preisbereinigt um 4,3 Prozent und damit stärker als in jedem anderen EU-Land steigen. Diese dynamische Konjunktur ist auch breit aufgestellt. Sowohl die Investitionstätigkeit als auch die Konsumnachfrage der Haushalte weiten sich kräftig aus. Maltas Export von Waren und Dienstleistungen soll 2025 real um 3,2 Prozent und damit stärker als der entsprechende Import mit einem Plus von 2,7 Prozent anziehen. Malta erwirtschaftet dank vieler Dienstleistungsexporte seit Jahren hohe Überschüsse in der Leistungsbilanz.

Problematisch ist das Haushaltsdefizit der öffentlichen Hand. Die Europäische Kommission erwartet, dass dieses 2024 etwa 4 Prozent und 2025 circa 3,5 Prozent des BIP ausmachen wird. Dies liegt an den seit 2022 hohen Kosten für die Energiepreisbremse. Die Regierung will diese jedoch 2025 teilweise zurückfahren. Die öffentliche Gesamtverschuldung erreicht 2025 voraussichtlich 50,4 Prozent des BIP.

Bautätigkeit erholt sich

Die realen Bauinvestitionen sollen 2024 um 2,5 Prozent und 2025 um 3,9 Prozent zulegen, so die Europäische Kommission. Das Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung bringt einen Bedarf an Gebäuden aller Art mit sich. Dies führt allerdings zu steigenden Preisen: Wohnimmobilien kosteten im 2. Quartal 2024 im Durchschnitt 7 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Auftragschancen bieten auch mehrjährige Großprojekte wie die Müllverbrennungsanlage oder Hotel- und Krankenhausinvestitionen.

Dennoch erreichen die Bauinvestitionen in Malta noch nicht wieder das Rekordniveau von 2021, denn 2022 und 2023 war es zu starken Einbrüchen gekommen. Der Grund sind kräftige Zins- und Preisanstiege. Diese haben Baufinanzierungen verteuert und zwischenzeitlich auch die Immobiliennachfrage gedämpft.

Starker Anstieg der arbeitenden Bevölkerung fördert Konsum

Der private Verbrauch nimmt 2025 preisbereinigt um 4,3 Prozent zu, so die Europäische Kommission. Die Kauflaune der Bevölkerung wird von einem Reallohnanstieg gefördert, der 2024 bei 1,3 Prozent und 2025 bei 1,8 Prozent liegen soll.

Vor allem jedoch führt der seit Jahren hohe Stellenaufbau und Einwohneranstieg zu einer zunehmenden Nachfrage nach Produkten aller Art. Die Beschäftigung weitet sich in Malta 2024 um 4,3 Prozent und 2025 um 3,1 Prozent aus, so die Europäische Kommission. In Malta gibt es wenige Menschen, die eine Beschäftigung suchen. Die Arbeitslosenquote soll 2025 laut Europäischer Kommission im Jahresschnitt 3,1 Prozent betragen.

Defizit im Außenhandel geht zurück

Malta hat ein hohes strukturelles Handelsdefizit, denn die kleine Volkswirtschaft ist bei vielen Waren importabhängig. Zudem hat das verarbeitende Gewerbe 2023 nur 6,6 Prozent der Bruttowertschöpfung erbracht, da Dienstleistungssektoren in der Wirtschaftsstruktur dominieren. Allerdings ist Maltas Importdefizit 2023 um 16,1 Prozent und in den ersten drei Quartalen 2024 um weitere 3 Prozent gesunken, jeweils gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

Deutschland war 2023 Maltas zweitwichtigster Handelspartner, auf den 11,6 Prozent des Warenaustausches entfielen. Bedeutender war Italien mit einem Anteil von 14,2 Prozent. Auf Rang drei lag Frankreich mit einer Rate von 5,5 Prozent.

Deutsche Perspektive: Warenaustausch wächst

Malta lag 2023 als Handelspartner aus deutscher Sicht weltweit auf Rang 73. Der Güteraustausch hat sich jedoch zwischen 2020 und 2023 mehr als verdoppelt (+101,3 Prozent). Für Malta ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt, der 2023 etwa 18,7 Prozent aller Warenexporte abgenommen hat. Malta erwirtschaftet im Güterverkehr mit Deutschland seit 2020 einen Exportüberschuss, der sich kontinuierlich ausgeweitet hat und zwischen Januar und September 2024 rund 243 Millionen Euro betrug. Diese Exportstärke liegt vor allem an Lieferungen von Elektrotechnik. Bei den Importen aus Deutschland haben ebenfalls Elektrotechnik sowie Kfz und Schiffe stark zugenommen. Maltas Industrie- und Handelskammer unterhält einen Deutsch-Maltesischen Wirtschaftsclub.

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