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Wirtschaftsumfeld | Marokko | Außenhandel und Investitionsklima

Deutsch-marokkanischer Außenhandel auf Rekordniveau

Marokko entwickelt sich zu einem wichtigen Absatz- und Beschaffungsmarkt für die deutsche Wirtschaft. Auch die deutschen Direktinvestitionen ziehen an. 

Von Ullrich Umann | Casablanca

Das deutsche Exportangebot stößt in dem nordafrikanischen Land auf ein hohes Kaufinteresse. Nachgefragt werden vor allem Produkte und Dienstleistungen aus den deutschen Industriebranchen Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffherstellung, optischer Gerätebau sowie pharmazeutische und chemische Industrie. Auch deutsche Agrargüter finden in Marokko einen Markt, insbesondere Getreide.

Deutsche Exporte ausgewählter Erzeugnisse nach Marokko (Stand 2022, in Mio. Euro, nominal)

Erzeugnisse 

Lieferwert 

Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile

544,2 

Elektrotechnische Erzeugnisse 

466,2 

Maschinen, Apparate und mechanische Geräte 

361,6 

Kunststoffe und Waren daraus 

220,0 

Getreide 

200,1 

Optische, photographische usw. Erzeugnisse 

141,6 

Pharmazeutische Erzeugnisse 

79,0 

Papier, Pappe und Waren daraus 

69,5 

getränkte, bestrichene usw. Gewebe 

40,0 

Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 2023

Außenhandel erreicht bisherigen Höchststand

Die deutschen Ausfuhren summierten sich 2022 auf 2,8 Milliarden Euro und erreichten ihren bisherigen Höchststand. Sie übertrafen damit das Niveau vor der Pandemie im Jahr 2019, als die Lieferungen 2,2 Milliarden Euro erreichten. Die Einfuhren aus Marokko erzielten 2022 mit 2,1 Milliarden Euro ebenfalls einen Rekordwert. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss summierte sich auf 750 Millionen Euro. 

Bereits die Zuwachsraten der Jahre 2021 und 2022 waren beträchtlich: So stiegen die deutschen Warenausfuhren nach Marokko laut Statistischem Bundesamt 2021 um 14,7 Prozent und 2022 um 29,8 Prozent. Zwar beruht die Zuwachsrate des Jahres 2021 auf dem pandemiebedingt schwachen Basisjahr 2020, das heißt es wurde verlorenes Terrain lediglich zurückerobert. Dafür war der Aufschwung im Jahr 2022 umso aussagekräftiger.

In umgekehrter Richtung stiegen die deutschen Wareneinfuhren aus Marokko 2021 um 13,8 Prozent und 2022 um 33,3 Prozent. Damit hat sich die Bedeutung des nordafrikanischen Landes als wichtiger Beschaffungsmarkt für die deutsche Wirtschaft weiter gefestigt.

Aufwärtstrend setzt sich 2023 fort

Der Aufwärtstrend im deutsch-marokkanischen Handel setzte sich im 1. Halbjahr 2023 fort, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Demnach nahmen die deutschen Ausfuhren im genannten Zeitraum auf vergleichbarer Vorjahresbasis um 23,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. Die Einfuhren stiegen um 35,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

Unter den deutschen Bundesländern waren im Jahr 2022 die süd- und westdeutschen Industrieregionen sowie Niedersachsen am stärksten im Außenhandel mit Marokko engagiert. Vor allem für Rheinland-Pfalz war Marokko als Beschaffungsmarkt von großer Bedeutung. Von den neuen Bundesländern führte Mecklenburg-Vorpommern dem bilateralen Handelsvolumen nach und platzierte sich damit deutschlandweit auf dem 7. Platz.

Deutsche Bundesländer mit den stärksten Anteilen am Handel mit Marokko (Stand 2022, in Mio. Euro, nominal)

Bundesland 

Export 

Import 

Baden-Württemberg 

396,4 

354,4 

Bayern 

347,9 

313,3 

Nordrhein-Westfalen 

319,8 

340,0 

Niedersachsen 

223,3 

212,4 

Rheinland-Pfalz 

133,0 

205,6 

Hessen 

125,9 

78,2 

Mecklenburg-Vorpommern 

113,7 

1,8 

Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 2023

Deutschland mit den meisten Projektankündigungen

Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und in staatliche Unternehmen – und zunehmend das wachsende Engagement der Privatwirtschaft haben die Nachfrage nach deutschen Kapitalgütern erhöht. Ausländische Direktinvestitionen zur Errichtung von Produktions- und Montagewerken leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.

Für das gesamte Jahr 2023 planen laut fDi markets ausländische Unternehmen Investitionen im Wert von 6,5 Milliarden Euro, die sich auf 51 Projekte verteilen. Dadurch sollen 38.000 Industriearbeitsplätze entstehen. Zu den Herkunftsländern mit den meisten Projektankündigungen zählen Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie haben für das Jahr 2023 jeweils sechs Projekte gemeldet. Es folgen die USA mit fünf, sowie Spanien, Großbritannien, Israel, Kanada und China mit jeweils drei geplanten Vorhaben. 

Investitionen in Erneuerbare und Unternehmensdienstleistungen dominieren

Die meisten Projektankündigungen gibt es 2023 – wie auch im vergangenen Jahr – im Bereich der erneuerbaren Energien. Insgesamt sieben Vorhaben zählt der Stromsektor. In den Bereichen Unternehmens- und industrielle Dienstleistungen sowie Elektronik haben Unternehmen jeweils sechs Projekte angekündigt. Mit jeweils vier Vorhaben folgen die Bereiche Software und IT-Dienstleistungen, Luft- und Raumfahrt, Chemie sowie Industrieausrüstungen.  

Ausländische Investitionen konzentrieren sich auf den Großraum Casablanca. Es folgen Tanger-Tétouan-Al Hoceima, Rabat-Sale-Kenitra, Marrakesch-Safi und Souss-Massa. 

Deutsche Firmen vor Ort vertreten

In den letzten fünf Jahren haben unter anderen diese deutsche Unternehmen in eigene Montage- und Serviceniederlassungen investiert: BCS Automotive Interface Solutions, Bertrandt, Leoni, Helukabel, OQEMA (Overlack), IFCO-Systems, Stahlschmidt Cable Systems, Tectag, Hapag-Lloyd, Dachser, Robert Bosch, Majorel, FEV und Trox.

Die deutschen Direktinvestitionen konzentrieren sich damit unter anderem auf Zulieferindustrien für den Fahrzeugbau, den Stromsektor und den Gerätebau. Auch im Dienstleistungssektor sind deutsche Unternehmen vertreten, etwa in der Logistik, der IT-Branche und im Chemiegroßhandel.

Deutsche Unternehmen finden für den Markteintritt oder für Investitionsvorhaben mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Casablanca (AHK Marokko) eine kompetente Anlaufstelle. 

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