Wirtschaftsumfeld | Marokko | Außenhandel und Investitionsklima
Deutsch-marokkanischer Außenhandel auf Rekordniveau
Marokko entwickelt sich zu einem wichtigen Absatz- und Beschaffungsmarkt für die deutsche Wirtschaft. Auch die deutschen Direktinvestitionen ziehen an.
30.08.2023
Von Ullrich Umann | Casablanca
Das deutsche Exportangebot stößt in dem nordafrikanischen Land auf ein hohes Kaufinteresse. Nachgefragt werden vor allem Produkte und Dienstleistungen aus den deutschen Industriebranchen Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffherstellung, optischer Gerätebau sowie pharmazeutische und chemische Industrie. Auch deutsche Agrargüter finden in Marokko einen Markt, insbesondere Getreide.
Erzeugnisse | Lieferwert |
---|---|
Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile | 544,2 |
Elektrotechnische Erzeugnisse | 466,2 |
Maschinen, Apparate und mechanische Geräte | 361,6 |
Kunststoffe und Waren daraus | 220,0 |
Getreide | 200,1 |
Optische, photographische usw. Erzeugnisse | 141,6 |
Pharmazeutische Erzeugnisse | 79,0 |
Papier, Pappe und Waren daraus | 69,5 |
getränkte, bestrichene usw. Gewebe | 40,0 |
Außenhandel erreicht bisherigen Höchststand
Die deutschen Ausfuhren summierten sich 2022 auf 2,8 Milliarden Euro und erreichten ihren bisherigen Höchststand. Sie übertrafen damit das Niveau vor der Pandemie im Jahr 2019, als die Lieferungen 2,2 Milliarden Euro erreichten. Die Einfuhren aus Marokko erzielten 2022 mit 2,1 Milliarden Euro ebenfalls einen Rekordwert. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss summierte sich auf 750 Millionen Euro.
Bereits die Zuwachsraten der Jahre 2021 und 2022 waren beträchtlich: So stiegen die deutschen Warenausfuhren nach Marokko laut Statistischem Bundesamt 2021 um 14,7 Prozent und 2022 um 29,8 Prozent. Zwar beruht die Zuwachsrate des Jahres 2021 auf dem pandemiebedingt schwachen Basisjahr 2020, das heißt es wurde verlorenes Terrain lediglich zurückerobert. Dafür war der Aufschwung im Jahr 2022 umso aussagekräftiger.
In umgekehrter Richtung stiegen die deutschen Wareneinfuhren aus Marokko 2021 um 13,8 Prozent und 2022 um 33,3 Prozent. Damit hat sich die Bedeutung des nordafrikanischen Landes als wichtiger Beschaffungsmarkt für die deutsche Wirtschaft weiter gefestigt.
Aufwärtstrend setzt sich 2023 fort
Der Aufwärtstrend im deutsch-marokkanischen Handel setzte sich im 1. Halbjahr 2023 fort, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Demnach nahmen die deutschen Ausfuhren im genannten Zeitraum auf vergleichbarer Vorjahresbasis um 23,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. Die Einfuhren stiegen um 35,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.
Unter den deutschen Bundesländern waren im Jahr 2022 die süd- und westdeutschen Industrieregionen sowie Niedersachsen am stärksten im Außenhandel mit Marokko engagiert. Vor allem für Rheinland-Pfalz war Marokko als Beschaffungsmarkt von großer Bedeutung. Von den neuen Bundesländern führte Mecklenburg-Vorpommern dem bilateralen Handelsvolumen nach und platzierte sich damit deutschlandweit auf dem 7. Platz.
Bundesland | Export | Import |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 396,4 | 354,4 |
Bayern | 347,9 | 313,3 |
Nordrhein-Westfalen | 319,8 | 340,0 |
Niedersachsen | 223,3 | 212,4 |
Rheinland-Pfalz | 133,0 | 205,6 |
Hessen | 125,9 | 78,2 |
Mecklenburg-Vorpommern | 113,7 | 1,8 |
Deutschland mit den meisten Projektankündigungen
Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und in staatliche Unternehmen – und zunehmend das wachsende Engagement der Privatwirtschaft haben die Nachfrage nach deutschen Kapitalgütern erhöht. Ausländische Direktinvestitionen zur Errichtung von Produktions- und Montagewerken leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.
Für das gesamte Jahr 2023 planen laut fDi markets ausländische Unternehmen Investitionen im Wert von 6,5 Milliarden Euro, die sich auf 51 Projekte verteilen. Dadurch sollen 38.000 Industriearbeitsplätze entstehen. Zu den Herkunftsländern mit den meisten Projektankündigungen zählen Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie haben für das Jahr 2023 jeweils sechs Projekte gemeldet. Es folgen die USA mit fünf, sowie Spanien, Großbritannien, Israel, Kanada und China mit jeweils drei geplanten Vorhaben.
Investitionen in Erneuerbare und Unternehmensdienstleistungen dominieren
Die meisten Projektankündigungen gibt es 2023 – wie auch im vergangenen Jahr – im Bereich der erneuerbaren Energien. Insgesamt sieben Vorhaben zählt der Stromsektor. In den Bereichen Unternehmens- und industrielle Dienstleistungen sowie Elektronik haben Unternehmen jeweils sechs Projekte angekündigt. Mit jeweils vier Vorhaben folgen die Bereiche Software und IT-Dienstleistungen, Luft- und Raumfahrt, Chemie sowie Industrieausrüstungen.
Ausländische Investitionen konzentrieren sich auf den Großraum Casablanca. Es folgen Tanger-Tétouan-Al Hoceima, Rabat-Sale-Kenitra, Marrakesch-Safi und Souss-Massa.
Deutsche Firmen vor Ort vertreten
In den letzten fünf Jahren haben unter anderen diese deutsche Unternehmen in eigene Montage- und Serviceniederlassungen investiert: BCS Automotive Interface Solutions, Bertrandt, Leoni, Helukabel, OQEMA (Overlack), IFCO-Systems, Stahlschmidt Cable Systems, Tectag, Hapag-Lloyd, Dachser, Robert Bosch, Majorel, FEV und Trox.
Die deutschen Direktinvestitionen konzentrieren sich damit unter anderem auf Zulieferindustrien für den Fahrzeugbau, den Stromsektor und den Gerätebau. Auch im Dienstleistungssektor sind deutsche Unternehmen vertreten, etwa in der Logistik, der IT-Branche und im Chemiegroßhandel.
Deutsche Unternehmen finden für den Markteintritt oder für Investitionsvorhaben mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Casablanca (AHK Marokko) eine kompetente Anlaufstelle.