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Special | Mexiko | Rohstoffsicherung

Mexiko ist zweitwichtigster Produzent von Flussspat

Unter den von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffen gehört das Land bei Flussspat, Strontium, Baryt und Kupfer zu den zehn größten Förderern weltweit.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Vorkommen: Lithium-Lagerstätten in staatlicher Hand

In Mexiko befindet sich das möglicherweise größte Vorkommen von Flussspat (Fluorit) der Welt. Sein Name: Las Cuevas. Es liegt im zentralen Bundesstaat San Luís Potosí, ist vulkanischen Ursprungs und umfasst rund 40 Millionen Tonnen. Das Unternehmen Mexichem Fluor baut dort Flussspat ab und sorgt unter der Handelsmarke Koura Global für über ein Zehntel des weltweiten Angebots. Das Mineral wird unter anderem für die Produktion von Halbleitern benötigt.

Lithium fördert Mexiko noch nicht, besitzt aber laut dem U.S. Geological Survey (USGS) mit 1,7 Millionen Tonnen an nachgewiesenen Vorkommen die zehntgrößten Lithiumreserven weltweit. Diese befinden sich in Tonerde. Die Gewinnung daraus ist technologisch noch nicht ausgereift.

Im April 2022 setzte die mexikanische Regierung ein Dekret (Reforma a la Ley Minera) um, mit dem sie die Lithium-Vorkommen zum Eigentum des Staates machte. Für ihre Erschließung wurde das Staatsunternehmen LitioMx gegründet, das jedoch mit sehr knappen Mitteln ausgestattet ist und keinerlei Erfahrung im Lithiumabbau hat. Ausländisches Know-how wird daher notwendig sein. "Privatunternehmen können in Partnerschaft mit LitioMx eine Lithiumproduktion aufbauen, jedoch müssen wir dabei mindestens einen Anteil von 51 Prozent an dem Gemeinschaftsprojekt halten", erklärt Pablo Taddei, Geschäftsführer von LitioMx gegenüber GTAI. Das Unternehmen plant eine Förderung ab 2028. Angesichts der hohen Risiken für private Partner scheint das aber ungewiss.

Erschließung: Bedeutende Weltanteile bei Fluorit und Coelestin 

Unter den 34 von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffen produziert Mexiko gleich mehrere. Einen Anteil von mindestens 5 Prozent an der weltweiten Förderung hält das Land bei:

  • Flussspat: 11,7 Prozent der weltweiten Förderung; zweiter Platz hinter China
  • Strontium-Mineralen (Coelestin): 6,4 Prozent der weltweiten Förderung; Rang vier

Im Jahr 2022 förderte Mexiko rund 1 Million Tonnen Flussspat. Davon entfielen fast 97 Prozent auf Mexichem Fluor. Die Tochter des Chemiekonzerns Orbia gewinnt sie aus einer einzigen Mine im Bundesstaat San Luís Potosí und ist damit der weltweit größte Produzent. 

Das Strontium-Mineral Coelestin wird ausschließlich im nördlichen Bundesstaat Coahuila gefördert, und dort nur in der Gemeinde San Pedro. Im benachbarten Bundesstaat Durango befinden sich ebenfalls Vorkommen, werden aber nicht abgebaut. Die gesamte landesweite Produktion stammt von dem Unternehmen Minas de Celestita aus Coahuila.

Bedeutend ist Mexiko auch als Produzent der kritischen Rohstoffe Baryt (weltweit Rang 5) und Kupfer (Rang 10) mit jeweils weniger als 5 Prozent des globalen Angebots. Rund die Hälfte der landesweiten Baryt-Produktion entfällt auf das Unternehmen Baramin, das zwei Minen im nördlichen Bundesstaat Nuevo León betreibt. Fast 95 Prozent des mexikanischen Baryts wird für Bohrungen des Erdölsektors verwendet, sowohl lokal als auch im Permian-Becken in den USA und in Südamerika.

Bei Kupfer stammt Dreiviertel der Produktion von Grupo México, dem viertgrößten Kupferförderer der Welt. Mexiko exportierte 2022 Kupfer im Wert von 3,1 Milliarden US-Dollar (US$), wovon 94 Prozent nach China gingen. Auch bei Grafit und Mangan hebt sich das Land im weltweiten Vergleich ab und ist ein wichtiger Lieferant der USA.

Förderung kritischer Rohstoffe in Mexiko (2022)

Rohstoff

Förderung (in t)

Weltanteil (in %)

Flussspat 

1.000.626

11,7

Strontium-Minerale (Coelestin)

33.787

6,4

Baryt

305.270

4,1

Kupfer

753.885

3,4

Quelle: Cámara Minera de México (CAMIMEX)

Unter den Rohstoffen, die nicht als kritisch gelten, sticht in Mexiko die Produktion von Silber hervor. Mit einem Anteil von gut 22 Prozent steht das Land weltweit an der Spitze. Auch bei weiteren nicht-kritischen Rohstoffen zählt Mexiko zu den Top Ten: Molybdän (2022: Rang 5), Blei (Rang 4), Zink (Rang 7), Gold (Rang 9) und Steinsalz (Rang 7). Weitere Informationen zum Kupfer-, Gold- und Silberbergbau bietet der GTAI-Bericht Die Investitionen im mexikanischen Bergbau stagnieren.

Verarbeitung und Verwendung: Koura erhält 100 Millionen US$ für Produktion in den USA

Den Angaben des Wirtschaftsministeriums zufolge wird die Hälfte des in Mexiko gewonnenen Flussspats exportiert. Im Jahr 2018 erreichten die Ausfuhren einen Wert von 188,5 Millionen US$. Wichtigste Abnehmer waren die USA, Italien und die Niederlande. 

Die Orbia-Tochter Koura Global (Mexichem Fluor), die auf fluorierte Lösungen spezialisiert ist, wurde im Oktober 2022 von der US-amerikanischen Regierung als eines von 20 Unternehmen in das Förderprogramm zum Ausbau der lokalen Batterieproduktion für Elektroautos (Bipartisan Infrastructure Law) aufgenommen. Koura erhält eine Förderung von 100 Millionen US$, um im US-Bundesstaat Louisiana eine Produktionsstätte für Lithium-Hexafluorophosphat (LiPF6) aufzubauen. LiPF6 wird in fast allen Lithium-Ionen-Batterien verwendet und bislang nicht in den USA hergestellt.

Das gewonnene Coelestin wird in Mexiko zu Strontiumcarbonat weiterverarbeitet. Davon kommt etwa die Hälfte lokal in der Produktion von Farbfernsehröhren zum Einsatz, wo Strontiumcarbonat als Absorber für Röntgenstrahlung dient. Mexiko ist einer der größten Hersteller von Flachbildschirmfernsehern weltweit. Die andere Hälfte wird ins Ausland verkauft. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums exportierte Mexiko 2018 Coelestin (Strontiumcarbonat) im Wert von 17,3 Millionen US$. Davon gingen 32 Prozent nach China, 17 Prozent an die USA, 9 Prozent nach Südkorea und jeweils 6 Prozent nach Brasilien und Vietnam.

Die komplette Produktion von Magnesiumsulfat (Mexiko ist fünftwichtigster Produzent weltweit) und Natriumsulfat (Platz drei) wird von dem Unternehmen Química el Rey über eine Produktionsanlage im Bundesstaat Coahuila gedeckt. Química el Rey ist die Chemiesparte des Bergbaukonzerns Industrias Peñoles.

Hinweise zu ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung)
  • Der Bergbau steht in Mexiko für rund 400.000 direkte und 2.400.000 indirekte Arbeitsplätze. Der Frauenanteil unter den direkt Beschäftigten beträgt 16,3 Prozent.
  • Das durchschnittliche Tagesgehalt belief sich 2021 im Bergbau auf 594,3 mexikanische Pesos (umgerechnet rund 34 US$). Es lag 37 Prozent über dem landesweiten Durchschnittslohn.
  • Einigen Bergbauunternehmen werden Verstöße gegen das Recht auf Bildung von Gewerkschaften vorgeworfen. Aktueller Fall: Die Mine San Martín des Kupferproduzenten Grupo México. Auf Grundlage des Arbeitsschutzmechanismus des USMCA-Handelsabkommens haben die USA im August 2023 eine Kommission zur Begutachtung verlangt.
  • Der Bergbau macht rund 0,9 Prozent des industriellen Wasserverbrauchs aus. Gemäß dem Branchenverband CAMIMEX wird rund 60 Prozent des Wassers aufbereitet und erneut verwendet.
  • 159 Bergbaubetriebe werden als Großverbraucher von Strom eingestuft. Problematisch ist, dass die Betriebe häufig Strom vom staatlichen Elektrizitätskonzern CFE beziehen müssen, der nur rund 30 Prozent aus erneuerbaren Quellen liefert. 
  • Im März 2023 trat der mexikanische Bergbauverband der Initiative Towards Sustainable Mining (TSM) des kanadischen Bergbauverbandes bei, als elfter Verband weltweit.

Weitere Informationen enthält der Nachhaltigkeitsbericht (Informe de Sostenibilidad) des Bergbauverbandes CAMIMEX.

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