Branchen | Mosambik | Überblick
So entwickeln sich die Branchen in Mosambik
Großprojekte beleben die Konjunktur in Mosambik. Die Versorgung der Bevölkerung mit Energie, Wasser, Verkehrswegen und Nahrungsmitteln bleibt aber vorrangige Aufgabe.
14.02.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Der Anteil des Primärsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) Mosambiks war im Jahr 2022 fast so hoch wie der des gesamten Dienstleistungssektors. Allein 26,7 Prozent der Wirtschaftsleistung entfielen auf Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei. Der extraktive Sektor, also der Bergbau einschließlich der Öl- und Gasförderung, kam auf einen Anteil von 10,4 Prozent. Er hat sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht, während der Anteil des produzierenden Gewerbes mit 8,5 Prozent gleich geblieben ist.
Landwirtschaft: Rückgrat der Wirtschaft
Die mosambikanische Agrarstatistik weist für die Jahre 2018 bis 2022 einen deutlichen Anstieg der bewässerten Anbauflächen und der Anzahl der eingesetzten Traktoren aus. Diese Indikatoren spiegeln die Bemühungen der Regierung wider, die Produktivität des Sektors im Rahmen des Förderprogramms Sustenta zu steigern. Wie Präsident Filipe Nyusi gegenüber der Presse mitteilte, haben bisher mehr als 300.000 Haushalte von dem Programm profitiert. Demnach hat sich die Gesamtproduktion in der Anbausaison 2022/23 um 14 Prozent erhöht. Für die laufende Saison 2023/24 erwartet die Regierung ein Plus von rund 5 Prozent. Erschwert wird die Entwicklung 2024 durch die Auswirkungen des El-Niño-Phänomens, das zu ausgeprägteren Dürreperioden führen soll.
Mit Blick auf privatwirtschaftliche Großprojekte konzentrieren sich die Aktivitäten derzeit vor allem auf die Ausweitung der Produktion von exportorientierten Sonderkulturen. Neben Cashewnüssen, dem wichtigsten Agrarexportprodukt Mosambiks, gewinnen aktuell Macadamianüsse an Bedeutung. Betriebe aus Südafrika weiten den Anbau von Avocados aus. Mit Hilfe aus China will Mosambik den Anbau und den Export von Sesam ausweiten.
Nahrungsmittel: Schwieriger Weg zur Weiterverarbeitung
Die Weiterverarbeitung von Agrar- und Meeresprodukten zu Lebensmitteln steckt in Mosambik noch in den Kinderschuhen. Größere und moderne Betriebe gibt es bislang vor allem im Bereich der Getreidemühlen und der Getränkeindustrie. So betreibt der Brauereikonzern AB InBev, zu dem auch der Quasi-Monopolist Cervejas de Mozambique gehört, mittlerweile vier Produktionsstätten im Land. Die jüngste wurde 2023 in einem Vorort der Hauptstadt Maputo in Betrieb genommen.
Ansatzpunkte für die Weiterverarbeitung bieten landesweit die Aufbereitung und Verpackung von Exportprodukten wie Cashewnüssen. Die lokale Wertschöpfung bleibt jedoch gering, ebenso wie der Effekt auf die Verbesserung der inländischen Nahrungsmittelversorgung. Ein Engpassfaktor ist, wie in vielen afrikanischen Ländern, die mangelhafte Infrastruktur und Transportlogistik im ländlichen Raum. So stammen die Waren, die in den Supermärkten der Region Maputo im Süden des Landes angeboten werden, zu einem großen Teil aus dem besser erreichbaren und weiter entwickelten Südafrika.
Energie: Vernetzung hat Priorität
Drei Viertel des in Mosambik erzeugten Stroms stammen aus Wasserkraft, vor allem aus dem in den 1970er Jahren gebauten Kraftwerk Cahora Bassa am Sambesi. Ein Großteil des Stroms wird jedoch nach Südafrika exportiert und von dort wieder importiert, um die Hauptstadt Maputo zu versorgen. Neben der Kapazitätserweiterung durch das zusätzliche Wasserkraftwerk Mphanda Nkuwa weiter flussabwärts steht daher der Ausbau der Übertragungsleitungen innerhalb Mosambiks auf der Agenda.
Bis 2030, so der Plan der Regierung, soll die gesamte Bevölkerung Zugang zu Elektrizität haben. Nach offiziellen Angaben war 2023 knapp die Hälfte der Haushalte an das nationale Stromnetz angeschlossen. Die Weltbank schätzt den Anteil für 2021 mit nur 31,5 Prozent der Bevölkerung noch niedriger ein. Es bleibt also viel zu tun. Neben einem beschleunigten Netzausbau können dezentrale Lösungen zu einer besseren Versorgung beitragen. Diese nutzen zumeist Solarenergie. Unterstützung für den Bau kommt unter anderem von der KfW im Rahmen des GET FiT-Programms.
Öl und Gas: Fossil in die Zukunft?
Nachgewiesene Erdgasreserven von rund 2,8 Billionen Kubikmetern im Rovuma-Becken vor der Nordküste Mosambiks eröffnen die Aussicht auf immense Einnahmen aus dem Export der Ressource. Während Mosambik bisher Erdgas in kleineren Mengen per Pipeline nach Südafrika liefert, soll es künftig in verflüssigter Form als LNG (Liquefied Natural Gas) den Weltmarkt erreichen. Rund 50 Milliarden US-Doller (US$) wollen mehrere Konsortien unter Führung der Ölkonzerne Total, ExxonMobil und Eni in die Förderung und Verflüssigung investieren. Bewaffnete Konflikte in der nördlichen Provinz Cabo Delgado haben die Projekte jedoch um mehrere Jahre verzögert.
Lediglich ein kleineres Gasfeld unter der Regie der italienischen Eni hat 2022 mit einer schwimmenden Verflüssigungsanlage die Produktion aufgenommen. Eine zweite soll nun folgen. Nachdem sich die Lage im Land stabilisiert hat, kündigte Total 2023 die Wiederaufnahme der Arbeiten vor der Küste und an der Verflüssigungsanlage an Land an. ExxonMobil steht kurz vor der endgültigen Investitionsentscheidung.
Wasser: Trinkwasserversorgung bleibt große Herausforderung
Rund 57 Prozent der Bevölkerung Mosambiks haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Damit wurden seit der Unabhängigkeit 1975 große Fortschritte erzielt. Bis zum Ziel einer flächendeckenden Versorgung ist es aber noch ein weiter Weg. Ein Schritt auf diesem Weg ist die mögliche Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Moamba-Major-Staudamm. Das am Fluss Incomati in der Provinz Maputo geplante Reservoir mit einem Fassungsvermögen von 760 Millionen Kubikmetern soll zur Versorgung der Hauptstadtregion mit den Städten Maputo und Matola sowie den benachbarten Distrikten Boane und Marracuene beitragen. Das 700-Millionen-US$-Projekt sollte von der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES (Banco Nacional de Desenvolvimento Econômico e Social) finanziert werden, lag dann aber fast sieben Jahre auf Eis. Im Oktober 2023 deutete die brasilianische Botschaft in Mosambik gegenüber der Presse die Wiederaufnahme der Zahlungen durch die BNDES an.