Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Namibia

Umsetzung von Großprojekten ist Herausforderung für Namibia

Namibia hat viel vor. Expansion im Bergbau, Förderung von Öl und Gas, dazu eine neue Rolle als Drehscheibe für grüne Energie. Große Aufgaben für ein kleines Land.

Von Marcus Knupp | Berlin

Top-Thema: Vision für eine goldene Zukunft oder zu viele Pläne auf einmal?

Namibia will ein Zentrum der globalen Wasserstoffwirtschaft werden. Allein das größte Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff namens Hyphen sieht Investitionen in Höhe von rund 10 Milliarden Euro vor. Nach vielversprechenden Funden will Namibia auch in die Förderung und den Export von Öl und Gas einsteigen. Der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur wird weitere Milliarden benötigen. Auch den Bergbau will das Land im Südwesten Afrikas ausbauen. Vor allem bei Uran ist Namibia einer der wichtigsten Lieferanten. Aber auch andere Rohstoffe kommen in dem Wüstenstaat in abbauwürdigen Mengen vor.

Der Investitionswert dieser Vorhaben übersteigt das namibische Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich. Im Jahr 2023 lag es bei circa 12,3 Milliarden US-Dollar (US$). Ohne massive Finanzhilfe von außen geht also wenig. Namibias Straßen und Schienenwege sind im regionalen Vergleich gut. Aber auch hier fehlt es an Mitteln, um solche Megaprojekte zu realisieren. Die Bevölkerungszahl ist mit 2,6 Millionen gering. Zwar liegt die Einschulungsquote bei fast 100 Prozent. Doch der Pool an ausgebildeten Fachkräften reicht für die technisch anspruchsvollen Vorhaben bei weitem nicht aus.

Vielversprechende Aussichten, aber große Herausforderungen. Um seine Entwicklung zu koordinieren, entwirft Namibia regelmäßig umfangreiche Pläne. Neben den alle fünf Jahre aufgestellten nationalen Entwicklungsplänen hat die Regierung vor rund 20 Jahren eine Vision 2030 formuliert, 2016 folgte dann der Harambee Prosperity Plan (HPP), erneuert 2021 als HPP2. Trotz der thematischen Fokussierung gibt es zahlreiche Überschneidungen zwischen den Plänen. Gemeinsam sind ihnen zum Teil unrealistische Annahmen und Projektionen. Das macht die Vorbereitung auf die anstehenden Aufgaben tendenziell nicht einfacher. Die im November 2024 anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen werden die Diskussion zusätzlich befeuern.

Wirtschaftsentwicklung: Moderates Wachstum stabilisiert sich

Zwischen knapp 3 und gut 4 Prozent liegen die Prognosen verschiedener Institutionen für das reale BIP-Wachstum Namibias in den nächsten Jahren. Trotz der anstehenden Megaprojekte werden keinen großen Sprünge erwartet. Das kann sich ändern, wenn die Projekte realisiert werden und ab etwa 2030 der Export von grünem Ammoniak, von Öl und Gas oder zusätzlichen Mengen mineralischer Rohstoffe beginnt. Zunächst aber ist es ein Erfolg, die von 2016 bis 2020 andauernde Rezession überwunden zu haben.

Der Tod des langjährigen Präsidenten Hage Geingob im Februar 2024 hat bisher keine einschneidenden Veränderungen in der wirtschaftspolitischen Ausrichtung ausgelöst und dürfte dies auch in naher Zukunft nicht tun, da sowohl sein Nachfolger im Amt, der ehemalige Vizepräsident Nangolo Mbumba, als auch die voraussichtliche Wahlsiegerin Netumbo Nandi-Ndaitwah ähnliche, eher wirtschaftsfreundliche Positionen vertreten.

Mittelfristig wird die Stabilität der Entwicklung auch davon abhängen, wie gut die Regierung in Windhuk soziale Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit, die verbreitete Armut und die extrem hohe Einkommensungleichheit in den Griff bekommt. Nach wie vor steht die Frage der Landverteilung auf der Tagesordnung. Die Art und Weise, wie mit dieser Frage umgegangen wird, kann das gesamte Investitionsklima beeinflussen.

Investitionen: Das Henne-Ei-Problem

Großprojekte wie die geplante Produktion von grünem Wasserstoff erfordern massive Investitionen. Ausländische Investoren zögern allerdings, solange der Absatz der Erzeugnisse nicht über einen längeren Zeitraum vertraglich gesichert ist. Potenzielle Abnehmer zögern ihrerseits mit verbindlichen Bestellungen, solange die Produktion nicht durch entsprechende Investitionszusagen abgesichert ist. Unsicherheit auch hinsichtlich des Preises, da zukünftige Wettbewerber aus den Erfahrungen der ersten Großprojekte lernen und wahrscheinlich günstiger anbieten werden.

Außenhandel: Starke Konzentration

Der Export Namibias konzentriert sich auf wenige Produkte aus Bergbau und Fischerei. Für diese gibt es zudem meist ein vorrangiges Zielland. Im 4. Quartal 2023 stand China an 1. Stelle, 94 Prozent der Lieferungen dorthin entfielen auf Uran. Die Ausfuhren in das zweitwichtigste Zielland Botsuana bestanden zu 84 Prozent aus Diamanten. Nach Südafrika exportiert Namibia vor allem Gold (66 Prozent Anteil), lebende Tiere und Fisch. Fisch ist auch das wichtigste Exportgut in die Länder der EU sowie nach Sambia.

Die Einfuhren Namibias stammen fast zur Hälfte aus Südafrika, das einen großen Teil der Konsumgüter liefert. Treibstoffe bezieht Namibia vor allem aus Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, während China, die Länder der EU und Südafrika ein breiteres Spektrum von Waren liefern. Im Zuge der Realisierung geplanter Großprojekte werden die Importe von Maschinen und Ausrüstungen sowie von spezialisierten Dienstleistungen in den nächsten Jahren voraussichtlich zunehmen.

Deutsche Perspektive: Starkes Engagement bei grünem Wasserstoff

Traditionell bestehen enge und nicht immer einfache Beziehungen zwischen Deutschland und seiner ehemaligen Kolonie Namibia. In den letzten Jahren ist es zu einer deutlichen Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen gekommen. Hintergrund ist der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im südlichen Afrika. So ist das größte Vorhaben zur Produktion von grünem Wasserstoff in Namibia, Hyphen, unter Beteiligung des deutschen Unternehmens Enertrag geplant.

Vier Pilotprojekte zur Nutzung des neuen Energieträgers Wasserstoff werden von der deutschen Entwicklungsbank KfW finanziell unterstützt. Dabei handelt es sich um wasserstoffbetriebene Lokomotiven und Wasserfahrzeuge, ein Musterdorf mit eigener regenerativer Energieerzeugung und geplanter lokaler Düngemittelproduktion sowie eine Wasserstofftankstelle mit angeschlossener Produktion durch Elektrolyse.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.