Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Namibia

Wenige Sektoren bestimmen die Wirtschaftsstruktur

Bevölkerung und Wirtschaftskraft sind in Namibia sehr ungleich verteilt. Auch die Unternehmensstruktur weist eine große Bandbreite auf.

Von Marcus Knupp | Berlin

Namibia gehört wie sein Nachbar Botswana zu den dünn besiedelten Flächenstaaten im südlichen Afrika. Im Gegensatz zu den Binnenstaaten der Region hat das 824.292 Quadratkilometer große Land jedoch durch seine Lage am Atlantik Zugang zum Meer. Die Infrastruktur mit Straßen, Eisenbahnstrecken und dem Hafen Walvis Bay ist gut ausgebaut, insbesondere in Anbetracht der geringen Bevölkerungszahl.

Namibia ist Mitglied der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (Southern African Development Community, SADC) und der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union, SACU), zu der auch Südafrika, Botsuana, Eswatini und Lesotho gehören. Seit der Unabhängigkeit von Südafrika 1990 regiert in Windhoek die aus einer Befreiungsbewegung hervorgegangene Partei SWAPO. Wiederholte freie demokratische Wahlen untermauern die hohe politische Stabilität. Die große sozioökonomische Ungleichheit sorgt jedoch für latente Spannungen.

3 Mio.

Personen lebten 2023 im Land.

Quelle: Namibia Statistics Agency 2024

12,4 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: Weltbank 2024

4.743

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2023 aus.

Quelle: Weltbank 2024

Rang 139

belegte das Land 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 59

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

8 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2021.

Quelle: Weltbank 2024

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt

Koloniale Vergangenheit schafft besondere Beziehung

Namibia und Deutschland sind historisch eng miteinander verbunden. Von 1884 bis 1915 stand das Land unter deutscher Kolonialherrschaft. Bis heute belastet der im Krieg von 1904 bis 1908 an den Völkern der Herero und Nama begangene Völkermord die Beziehungen. Eine gemeinsame Erklärung zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen wurde im Mai 2021 formuliert, aber noch nicht unterzeichnet. Ein wesentlicher Streitpunkt ist die Höhe der Entschädigungszahlungen für das den Opfern und ihren Nachkommen zugefügte Leid und die Frage, ob diese den einzelnen Personengruppen zur Verfügung stehen oder in allgemeine Entwicklungsprogramme fließen sollen.

Dessen ungeachtet ist Namibia seit vielen Jahren ein wichtiges Zielland deutscher Entwicklungszusammenarbeit. Dies strahlt auch auf wirtschaftliche Bereiche ab. So ist beispielsweise die deutsche Entwicklungsbank KfW an der Finanzierung mehrerer Projekte im Bereich Infrastruktur und Ausbau erneuerbarer Energien beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet in Namibia in einer Vielzahl von Projekten. Schwerpunkte der Aktivitäten sind eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, das Management natürlicher Ressourcen und eine inklusive Stadtentwicklung.

Eine Sonderstellung in Afrika nimmt Namibia mit seiner deutschstämmigen Bevölkerung ein. Diese macht mit rund 20.000 Muttersprachlern zwar weniger als 1 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Dennoch können Kontakte den Marktzugang für deutsche Unternehmen erleichtern. Wie das am besten funktioniert, erklärt Christina Pfandl, Business Scout for Development der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) in Namibia, im Interview mit dem Africa Business Guide.

"Namibia ist grundsätzlich sehr offen gegenüber deutschen Geschäftspartnern, deutsche Technologien und Produkte aus allen Branchen sind bei lokalen Partnern sehr geschätzt."

SWOT-Analyse Namibia

S

Stärken Strengths

  • Reiche Rohstoffvorkommen
  • Gut entwickelte Institutionen
  • Hohe logistische Vernetzung mir der Region
  • Hervorragende Voraussetzungen für erneuerbare Energien

     

W

Schwächen Weaknesses

  • Abhängigkeit von Rohstoffexporten
  • Industrielle Basis sehr klein
  • Hohe soziale Ungleichheit
  • Überbordender Staatssektor

     

O

Chancen Opportunities

  • Entwicklung zu einem globalen Wasserstoffzentrum
  • Ausbau als regionaler Umschlagplatz
  • Investitionsbedarf im Energiesektor
  • Funde von Erdöl und Gas

     

T

Risiken Threats

  • Wiederkehrende Dürren
  • Steigende Staatsverschuldung
  • Zunehmende Korruption
  • Soziale Unruhen infolge geringen Wirtschaftswachstums und hoher Arbeitslosigkeit

Bergbau ist Haupteinnahmequelle

Namibias Wirtschaft hängt maßgeblich von der Förderung und Verarbeitung von Mineralien für den Export ab. Der Bergbau trägt mit wenigen Großunternehmen etwa 12 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, erwirtschaftet aber über 50 Prozent der Deviseneinnahmen. Diamanten sind das wichtigste Exportgut im Rohstoffsektor, gefolgt von Uran und Gold. Potenzial hat auch der Abbau von Lithium. Nach den Erdölfunden im Jahr 2021 im Meeresbecken des Oranje-Flusses vor der Südküste steht der Erdölexport noch am Anfang. Die Förderung von Erdöl und Erdgas könnte sich zu einem der profitabelsten Wirtschaftszweige des Landes entwickeln.

Das verarbeitende Gewerbe fällt in Namibia sehr klein aus und ist von einer kapitalintensiven Produktion (etwa Kupferschmelze) geprägt. Einer Diversifizierung der Wirtschaft stehen große strukturelle Hindernisse entgegen. Dazu zählen der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die starke Dominanz der südafrikanischen Industrie. Viele Kleinbetriebe zählen zum informellen Sektor.

Namibia importiert über zwei Drittel seines Stroms. In Anbetracht der Schwierigkeiten des größten Stromlieferanten, Südafrika, hat Namibia ein großes Interesse am Aufbau eigener Produktionskapazitäten. Die Regierung unternimmt schrittweise Maßnahmen zur Liberalisierung des Strommarktes. Die namibische Elektrizitätswirtschaft entwickelt sich zunehmend zu einem Markt mit mehreren Anbietern, die Strom produzieren und bereitstellen. Dank der ausgezeichneten natürlichen Ressourcen des Landes, insbesondere Wind und Sonne, bestehen gute Voraussetzungen für den Ausbau von erneuerbaren Energien und entsprechende Projekte werden umgesetzt. Zudem treibt das Land den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft voran.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Namibia (Anteile in Prozent)

Sektoren

Anteil am BIP 2022

Anteil an den Beschäftigten 2018

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

8,6

23,0

Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung)

12,2

1,7

Verarbeitendes Gewerbe

11,2

6,2

Energieversorgung (inklusive Wasserversorgung)

3,1

1,1

Baugewerbe

1,5

6,2

Dienstleistungen

55,5

61,8

Quelle: Namibia Statistics Agency 2023, 2019

Bevölkerungsschwerpunkt liegt im Norden

Weite Teile Namibias sind Trockengebiete. Sie sind für die Landwirtschaft wenig geeignet, die Bevölkerungsverteilung ist daher sehr ungleichmäßig. Die größte Einwohnerdichte außerhalb der Hauptstadt Windhoek liegt im Norden des Landes. Hier gibt es ausreichend Niederschläge, um Regenfeldbau zu betreiben.

Die Namibwüste, die sich entlang der Atlantikküste erstreckt, weist neben der touristischen Nutzung punktuell Standorte des Bergbaus auf. Wirtschaftliches Zentrum an der Küste ist der Tiefseehafen Walvis Bay. Große Teile des Landesinneren werden für extensive Viehwirtschaft genutzt.

Die einzige Großstadt des Landes ist Windhoek. Hier konzentrieren sich Handel, Dienstleistungen und Verwaltung. Mittelstädte wie die Minenstadt Tsumeb übernehmen regionale Zentrumsfunktionen.

Eckdaten der wichtigsten Regionen in Namibia (2023)

Region

Anmerkungen

Wichtige Wirtschaftszweige

Bevölkerung 

Khomas

Zentrale Region mit der Hauptstadt WindhoekVerwaltung, Dienstleistungen und Bergbau

494.605

Ohangwena

Nordregion mit höheren Niederschlägen; bessere Anbaubedingungen und höhere BevölkerungsdichteLandwirtschaft mit Regenfeldbau und Viehhaltung

337.729

Omusati

Nordregion mit höheren Niederschlägen; bessere Anbaubedingungen und höhere BevölkerungsdichteLandwirtschaft mit Regenfeldbau und Viehhaltung

316.671

OshikotoÜbergangsregion vom bevölkerungsreichen Norden zum Zentrum mit Etosha Nationalpark Landwirtschaft, Tourismus

257.302

ZambeziLage im äußersten Nordosten; Vierländereck mit Botsuana, Sambia und SimbabweLandwirtschaft, Tourismus

142.373

ErongoZentraler Küstenbereich mit Walvis Bay und Swakopmund; Prägung durch NamibwüsteBergbau, Tourismus, Hafen

240.206

HardapWüste und Steppe südlich des ZentrumsExtensive Viehhaltung, Bergbau

106.680

||KharasSehr trockener Süden des Landes; Diamantenabbau und bei Lüderitz potenzieller Standort für WasserstofferzeugungBergbau

109.893

Quelle: Namibia Census 2023

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.