Wirtschaftsumfeld | Malta | Wirtschaftsstruktur
Maltas Wirtschaftsstruktur verfügt über starken Branchenmix
Ein starker Stellenaufbau führt auf Malta zu Fachkräftezuzug und einer sehr hohen Bevölkerungsdichte. In den kommenden Jahren müssen Investitionen in die Nachhaltigkeit erfolgen.
11.12.2024
Von Torsten Pauly | Valletta
Malta ist bei sehr vielen Produkten importabhängig, da das Land eine kleine Volkswirtschaft ist und viele Waren nicht selbst produziert. Das Minus im Außenhandel machte 2023 etwa 19,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Im Warenverkehr mit Deutschland hat Malta in den letzten Jahren jedoch Exportüberschüsse erzielt. Dies liegt in erster Linie an Lieferungen von Elektrotechnik und Playmobilspielzeug. Dank vieler Dienstleistungsexporte erwirtschaftet Malta insgesamt hohe Leistungsbilanzüberschüsse. Diese sollen 2024 und 2025 jeweils 5,7 Prozent des BIP erreichen, so die Europäischen Kommission.
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Großer Fachkräftemangel
Das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre hat in Malta zu einem starken Stellenaufbau geführt. Dabei entstehen hochqualifizierte Arbeitsplätze insbesondere im Finanz- sowie Informations- und Kommunikationssektor. Auch viele Beschäftigte mit geringerem Ausbildungsniveau werden gesucht, etwa im Gastgewerbe, dem Logistiksektor und der Industrieproduktion. Malta hat im EU-Vergleich ein günstiges Verhältnis von Lohnkosten und Produktivität.
Maltas Bevölkerung kann diese Arbeitskräftenachfrage nicht decken. Bereits von 2004 bis 2023 ist die Einwohnerzahl durch den Zuzug ausländischer Fachkräfte um 35,6 Prozent gestiegen. Bis 2030 soll Maltas Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren nochmals um 13,6 Prozent wachsen, prognostiziert Eurostat. Dieses gesellschaftliche Wachstum ist ein kontinuierlicher Wachstumsmotor, denn es steigert die Nachfrage nach Angeboten aller Art.
Der Zuzug erfolgt nicht nur aus der EU, sondern auch aus dem Commonwealth, dem Malta aufgrund seiner früheren britischen Kolonialgeschichte immer noch angehört. Auch nordafrikanische Staaten sind Herkunftsländer. Etwa 34 Prozent aller Arbeitgeber beschäftigen 2024 Mitarbeiter aus anderen EU-Ländern und 43 Prozent aus Drittstaaten, so eine Studie der Unternehmensberatung EY.
Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit
Der Einwohneranstieg hat zur höchsten Bevölkerungsdichte in der EU geführt. Im Jahr 2022 lebten in Malta mit 1.693 Personen siebenmal mehr Menschen als in Deutschland auf einem Quadratkilometer. Der Ausbau der Verkehrs- und Umweltinfrastruktur, aber auch des Gesundheitssystems hielt mit diesem Anstieg nicht Schritt. Der öffentliche Personennahverkehr ist zu Stoßzeiten stark überlastet.
Malta hat hervorragende Bedingungen für Offshore-Windparks. Mit der so erzeugten Elektrizität ließen sich hohe Exporterlöse generieren. Bereits in der Realisierung befindet sich ein zweites Unterwasserstromkabel nach Sizilien. Die Regierung verabschiedete im Oktober 2024 eine Nationale politische Strategie zur Nutzung von Offshore-Energie.
Darüber hinaus bietet Malta hervorragende Bedingungen für Solarenergie. Schwimmende Fotovoltaikparks werden bereits realisiert. Erdöl und Flüssigerdgas (LNG) haben 2022 jedoch 94 Prozent zur Energieversorgung beigetragen. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Quellen auf 25 Prozent steigen. In einer 2024 veröffentlichten Umfrage der Europäischen Investitionsbank bezeichneten 77 Prozent der maltesischen Bevölkerung den Klimawandel als größte Herausforderung des Landes. Dies ist der höchste Wert in der EU.
Dank kurzer Entfernungen bietet sich Malta auch für die Elektromobilität an. Doch Ende 2023 gab es in Malta nur 101 öffentliche Ladestationen. Bei der Erreichung der Ausbauziele für 2024 bis 2026 hinkte Malta weiter als jedes andere EU-Land hinterher, so der Dachverband der europäischen Automobilindustrie ACEA. Auch machen im EU-Vergleich niedrige Kraftstoffsteuern Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren weiterhin attraktiv.
Dynamische Dienstleistungssektoren
Als Logistikstandort profitiert Malta von seiner Lage im südlichen Mittelmeer auf halber Strecke zwischen dem Suezkanal und der Meerenge von Gibraltar. Der internationale Freihafen mit einem Tiefgang von 17 Metern bietet sich zum Umladen auf kleinere Schiffe für Häfen mit seichterer Tiefe an. Daher hat Malta mit das größte Containeraufkommen im Mittelmeer. Maltas Logistiksektor steigerte seine Bruttowertschöpfung zwischen 2014 und 2023 real um 50,5 Prozent.
Der wachstumsstärkste maltesische Wirtschaftszweig ist der IKT-Sektor. Dieser konnte seine Bruttowertschöpfung von 2014 bis 2023 real um 238,9 Prozent erhöhen. Es gibt ein Gaming-Cluster: 335 Unternehmen haben dort 2023 eine Bruttowertschöpfung von 811 Millionen Euro erwirtschaftet.
Bei unternehmensnahen Dienstleistungen gab es von 2014 bis 2023 einen Anstieg um 187,8 Prozent und im Immobiliensektor um 90,2 Prozent. Im selben Jahrzehnt konnten das Finanz- und Versicherungswesen eine Ausweitung um 79,1 Prozent, das Gastgewerbe um 60,4 Prozent und das verarbeitende Gewerbe um 26,7 Prozent verbuchen. Insgesamt ist die maltesische Bruttowertschöpfung in diesem Zeitraum um real 83,4 Prozent gestiegen.
Sektoren | Anteil an der Bruttowertschöpfung 2023 | Anteil an den Beschäftigten 2023 |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 0,7 | 1,0 |
Verarbeitendes Gewerbe | 6,6 | 10,2 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0,6 | 0,9 |
Baugewerbe | 4,2 | 6,6 |
Private Dienstleistungen *) | 71,9 | 55,6 |
Hauptinsel dominiert Wirtschaftsgeschehen
Der Staat Malta ist ein Archipel mit drei besiedelten Inseln. Mit Abstand die größte Bedeutung hat die Hauptinsel Malta. Dort ist neben dem Großraum der Hauptstadt Valletta auch Birzebbuga an der Südküste mit dem Freihafen und Industriebetrieben ein wirtschaftliches Zentrum. Auf den Nebeninseln Gozo und Comino dominieren der Fremdenverkehr und der Agrarsektor.
Gebiet | Anteil am BIP (in %) | BIP pro Kopf (in Euro) | Bevölkerung (Personen) |
---|---|---|---|
Malta | 96 | 33.311 | 501.860 |
Gozo und Comino | 4 | 17.734 | 40.191 |