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Wirtschaftsumfeld | Malta | Wirtschaftsstruktur

Maltas Wirtschaftsstruktur verfügt über starken Branchenmix

Ein starker Stellenaufbau führt auf Malta zu Fachkräftezuzug und einer sehr hohen Bevölkerungsdichte. In den kommenden Jahren müssen Investitionen in die Nachhaltigkeit erfolgen.

Von Torsten Pauly | Valletta

Malta ist bei sehr vielen Produkten importabhängig, da das Land eine kleine Volkswirtschaft ist und viele Waren nicht selbst produziert. Das Minus im Außenhandel machte 2023 etwa 19,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Im Warenverkehr mit Deutschland hat Malta in den letzten Jahren jedoch Exportüberschüsse erzielt. Dies liegt in erster Linie an Lieferungen von Elektrotechnik und Playmobilspielzeug. Dank vieler Dienstleistungsexporte erwirtschaftet Malta insgesamt hohe Leistungsbilanzüberschüsse. Diese sollen 2024 und 2025 jeweils 5,7 Prozent des BIP erreichen, so die Europäischen Kommission.

 

542.000

Menschen lebten 2023 in Malta.

Quelle: NSO Malta 2024

21 Mrd.

Euro betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: NSO Malta 2024

 

37.300 Euro

machte das BIP pro Kopf damit 2023 aus.

Quelle: NSO Malta 2024

Rang 69

belegte Malta 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 55

nimmt Malta im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

5,1 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2021.

Quelle: Weltbank 2024

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.

Großer Fachkräftemangel

Das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre hat in Malta zu einem starken Stellenaufbau geführt. Dabei entstehen hochqualifizierte Arbeitsplätze insbesondere im Finanz- sowie Informations- und Kommunikationssektor. Auch viele Beschäftigte mit geringerem Ausbildungsniveau werden gesucht, etwa im Gastgewerbe, dem Logistiksektor und der Industrieproduktion. Malta hat im EU-Vergleich ein günstiges Verhältnis von Lohnkosten und Produktivität.

Maltas Bevölkerung kann diese Arbeitskräftenachfrage nicht decken. Bereits von 2004 bis 2023 ist die Einwohnerzahl durch den Zuzug ausländischer Fachkräfte um 35,6 Prozent gestiegen. Bis 2030 soll Maltas Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren nochmals um 13,6 Prozent wachsen, prognostiziert Eurostat. Dieses gesellschaftliche Wachstum ist ein kontinuierlicher Wachstumsmotor, denn es steigert die Nachfrage nach Angeboten aller Art.

Der Zuzug erfolgt nicht nur aus der EU, sondern auch aus dem Commonwealth, dem Malta aufgrund seiner früheren britischen Kolonialgeschichte immer noch angehört. Auch nordafrikanische Staaten sind Herkunftsländer. Etwa 34 Prozent aller Arbeitgeber beschäftigen 2024 Mitarbeiter aus anderen EU-Ländern und 43 Prozent aus Drittstaaten, so eine Studie der Unternehmensberatung EY.

Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit

Der Einwohneranstieg hat zur höchsten Bevölkerungsdichte in der EU geführt. Im Jahr 2022 lebten in Malta mit 1.693 Personen siebenmal mehr Menschen als in Deutschland auf einem Quadratkilometer. Der Ausbau der Verkehrs- und Umweltinfrastruktur, aber auch des Gesundheitssystems hielt mit diesem Anstieg nicht Schritt. Der öffentliche Personennahverkehr ist zu Stoßzeiten stark überlastet.

Malta hat hervorragende Bedingungen für Offshore-Windparks. Mit der so erzeugten Elektrizität ließen sich hohe Exporterlöse generieren. Bereits in der Realisierung befindet sich ein zweites Unterwasserstromkabel nach Sizilien. Die Regierung verabschiedete im Oktober 2024 eine Nationale politische Strategie zur Nutzung von Offshore-Energie.

Darüber hinaus bietet Malta hervorragende Bedingungen für Solarenergie. Schwimmende Fotovoltaikparks werden bereits realisiert. Erdöl und Flüssigerdgas (LNG) haben 2022 jedoch 94 Prozent zur Energieversorgung beigetragen. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Quellen auf 25 Prozent steigen. In einer 2024 veröffentlichten Umfrage der Europäischen Investitionsbank bezeichneten 77 Prozent der maltesischen Bevölkerung den Klimawandel als größte Herausforderung des Landes. Dies ist der höchste Wert in der EU.

Dank kurzer Entfernungen bietet sich Malta auch für die Elektromobilität an. Doch Ende 2023 gab es in Malta nur 101 öffentliche Ladestationen. Bei der Erreichung der Ausbauziele für 2024 bis 2026 hinkte Malta weiter als jedes andere EU-Land hinterher, so der Dachverband der europäischen Automobilindustrie ACEA. Auch machen im EU-Vergleich niedrige Kraftstoffsteuern Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren weiterhin attraktiv.

Malta ist ein Land der kurzen Wege, die Verwaltung hat ein Gehör für Probleme der Unternehmen. Ein Problem ist es für viele Investoren, Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten. Anreize wie betriebliche Sportangebote können da helfen. Der Umbau zur erneuerbaren Energieversorgung müsste schneller gehen, aber auch der Ausbau der Elektromobilität und des öffentlichen Personennahverkehrs.

Philipp Seifert Production-Operations Manager bei Seifert Systems Limited und Vorsitzender des Deutsch-Maltesischen Wirtschaftsausschusses

SWOT-Analyse Malta

Investoren finden in Malta eine unternehmerfreundliche Gesetzgebung vor. Angesichts des kleinen Inlandsmarktes können Anbieter vor allem im Export wachsen, was die Wirtschaftsförderung unterstützt. Nötig sind Investitionen in öffentliche Infrastrukturen. Planungs- und Genehmigungsverfahren dauern jedoch oft lange.

S

Stärken Strengths

  • Mix aus wachstumsstarken Dienstleistungsbranchen
  • Malta ist Logistikdrehkreuz im südlichen Mittelmeer
  • Amtssprache Englisch
  • Unternehmerfreundliches administratives Umfeld
  • Geringe Staatsverschuldung
W

Schwächen Weaknesses

  • Kleiner Inlandsmarkt
  • Importabhängigkeit bei vielen Waren
  • Fachkräftemangel
  • Abhängigkeit von einigen exportorientierten Dienstleistungsbranchen
  • Überlastete Verkehrsinfrastruktur
O

Chancen Opportunities

  • Bevölkerungsanstieg wegen Arbeitsimmigration erhöht Nachfrage in allen Bereichen
  • Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energien
  • Ausbau der Elektromobilität und des öffentlichen Personennahverkehrs
  • Ausbau der Umweltsysteme
  • Ausbau des Gesundheitswesens
T

Risiken Threats

  • Hohes Zinsniveau verteuert Investitionskredite
  • Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen
  • Unzureichende Ladestationen für Elektrofahrzeuge
  • Teilweise langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren
  • Volatile Konjunktur auf Exportmärkten wegen internationaler politischer Unsicherheiten

Dynamische Dienstleistungssektoren

Als Logistikstandort profitiert Malta von seiner Lage im südlichen Mittelmeer auf halber Strecke zwischen dem Suezkanal und der Meerenge von Gibraltar. Der internationale Freihafen mit einem Tiefgang von 17 Metern bietet sich zum Umladen auf kleinere Schiffe für Häfen mit seichterer Tiefe an. Daher hat Malta mit das größte Containeraufkommen im Mittelmeer. Maltas Logistiksektor steigerte seine Bruttowertschöpfung zwischen 2014 und 2023 real um 50,5 Prozent.

Der wachstumsstärkste maltesische Wirtschaftszweig ist der IKT-Sektor. Dieser konnte seine Bruttowertschöpfung von 2014 bis 2023 real um 238,9 Prozent erhöhen. Es gibt ein Gaming-Cluster: 335 Unternehmen haben dort 2023 eine Bruttowertschöpfung von 811 Millionen Euro erwirtschaftet.

Bei unternehmensnahen Dienstleistungen gab es von 2014 bis 2023 einen Anstieg um 187,8 Prozent und im Immobiliensektor um 90,2 Prozent. Im selben Jahrzehnt konnten das Finanz- und Versicherungswesen eine Ausweitung um 79,1 Prozent, das Gastgewerbe um 60,4 Prozent und das verarbeitende Gewerbe um 26,7 Prozent verbuchen. Insgesamt ist die maltesische Bruttowertschöpfung in diesem Zeitraum um real 83,4 Prozent gestiegen.

Bedeutung der Wirtschaftszweige in MaltaAnteile in Prozent

Sektoren

Anteil an der Bruttowertschöpfung 2023

Anteil an den Beschäftigten 2023

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

0,7

1,0

Verarbeitendes Gewerbe

6,6

10,2

Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

0,6

0,9

Baugewerbe

4,2

6,6

Private Dienstleistungen *)

71,9

55,6

* Erfasst sind die NACE 2.0 Kategorien G-N, R, S.Quelle: Eurostat 2024

Hauptinsel dominiert Wirtschaftsgeschehen

Der Staat Malta ist ein Archipel mit drei besiedelten Inseln. Mit Abstand die größte Bedeutung hat die Hauptinsel Malta. Dort ist neben dem Großraum der Hauptstadt Valletta auch Birzebbuga an der Südküste mit dem Freihafen und Industriebetrieben ein wirtschaftliches Zentrum. Auf den Nebeninseln Gozo und Comino dominieren der Fremdenverkehr und der Agrarsektor.

Eckdaten der Regionen in Malta2022
Gebiet

Anteil am BIP (in %)

BIP pro Kopf (in Euro) 

Bevölkerung (Personen)

Malta

96

 33.311

501.860

Gozo und Comino

4

 17.734

40.191

Quelle: NSO Malta 2024

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