Wirtschaftsumfeld | Nordmazedonien | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Ausländische Direktinvestitionen klettern auf ein Rekordniveau. Die Autozulieferindustrie bleibt im Fokus. Auch deutsche Unternehmen bauen ihre Vorhaben aus.
24.03.2023
Von Martin Gaber | Belgrad
Inflation, Energiekrise und eine restriktive Finanzpolitik bremsen die Wirtschaft Nordmazedoniens. Doch gerade Investitionen aus dem Ausland sorgen für Impulse. So deutet der Ausblick für die Wirtschaft des Landes auf ein moderates Wachstum für das Jahr 2023.
Nordmazedonien zählt nur knapp 2 Millionen Einwohner und verfügt über einen kleinen Binnenmarkt. Dennoch hat sich der Balkanstaat als attraktiver Investitionsstandort in Südosteuropa etabliert. Zu den positiven Standortfaktoren zählen unter anderem eine gute logistische Anbindung, attraktive Steuersätze und staatliche Anreize für Investoren sowie eine klare geopolitische Ausrichtung Richtung EU und NATO. Gleichzeitig machen dem Land Abhängigkeiten zu schaffen. So ist die Exportwirtschaft von der Nachfrage aus der EU und vor allem der Autoindustrie abhängig. Außerdem muss Nordmazedonien Energie teuer importieren.
Indikator | 2020 | 2021 | 2022 |
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Miete für Büroraum in Skopje | |||
Klasse A | 10 bis 14 | 10 bis 14 | 13 bis 15 |
Klasse B | 7 bis 10 | 7 bis 10 | 10 bis 12 |
Zukunftstrends: Autozulieferer investieren weiter
Investoren aus dem Ausland konzentrieren sich vor allem auf die Autozulieferindustrie. Sie produzieren unter anderem Kabelbäume, Katalysatoren oder Sitzsysteme in Nordmazedonien. Die Vielzahl an Unternehmen in diesem Bereich prägt auch die Exportstruktur des Landes. Wichtigster Zielmarkt dabei ist die Europäische Union und dort Deutschland. Viele der Investoren haben sich bei ihren Vorhaben für die Sonderwirtschaftszonen TIDZ (Technological-Industrial Development Zones) entschieden. Rund 80 Prozent der Unternehmen in den TIDZ haben einen Automotive-Fokus. Neben den Zulieferern gibt es mit Van Hool auch einen Original Equipment Manufacturer (OEM), also Automobilproduzenten. Das belgische Unternehmen produziert Busse in Nordmazedonien. Die Unternehmen in diesem Bereich investieren weiter und bauen ihre Vorhaben aus.
Klare Ausrichtung bringt Sicherheit für Investoren
Die Coronapandemie mit ihren Folgen für die globalen Lieferketten haben Unternehmen verstärkt nach Standorten in Europa suchen lassen. Das Stichwort dafür ist Nearshoring. Seit dem Jahr 2022 übt Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine weiteren Druck auf Lieferketten und Märkte aus. Dabei könnte Nordmazedonien für eine Verlagerung der Produktion infrage kommen. Die klare geopolitische Ausrichtung des Landes hin zur Europäischen Union und die Mitgliedschaft in der NATO versprechen den Unternehmen Sicherheit für ihre Planung.
Serbien könnte Nordmazedonien abhängen
Konkurrenz im Kampf um eine Position in den Lieferketten der Autoindustrie kommt aus Nordafrika und Serbien. Serbien ist gerade dabei, Investoren mit einem deutlich stärkeren Technologiefokus anzuziehen. So produzieren deutsche Unternehmen Bordsysteme oder Elektroantriebe in dem Land. Für Nordmazedonien besteht das Risiko, zur verlängerten Werkbank des nördlichen Nachbars zu werden.
Direktinvestitionen erleben neuen Schwung
Dennoch scheint der Standort für ausländische Investoren interessant zu bleiben. Die Zuflüsse aus dem Ausland sind auf 754 Millionen Euro im Jahr 2022 geklettert, so Zahlen der nordmazedonischen Zentralbank. Ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste bislang verzeichnete Wert. Dabei zeichnet sich eher ein Wachstum von innen heraus ab. Ausländische Investoren entwickeln ihre Standorte weiter und investieren in deren Ausbau. Über die Hälfte der Direktinvestitionen ging dabei in die verarbeitende Industrie.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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Kumulierter Bestand | 5.704 | 5.852 | 6.298 | k.A. |
Nettotransfers | 399 | 201 | 471 | 754 |
Deutsche Investoren setzen auf Nordmazedonien
Deutschland gehört zu den wichtigsten Investoren in Nordmazedonien. Die Bundesrepublik liegt mit einem Bestand von rund 470 Millionen Euro auf Platz fünf bei den Direktinvestitionen. Die Plätze eins bis vier belegen Österreich, das Vereinigte Königreich, Griechenland und die Niederlande. Die Bestände ausländischer Direktinvestitionen beliefen sich im Jahr 2021 auf 6,3 Milliarden Euro.
Zu den personell stärksten deutschen Investoren zählen die Kabelbaumhersteller Dräxlmaier und Kromberg & Schubert. Die beiden Unternehmen beschäftigen jeweils rund 6.000 Angestellte. Interessant ist auch die Investition des Lüdenscheider Unternehmens Kostal. "Kostal ist seit fast sieben Jahren in Ohrid tätig und hat bisher mehr als 100 Millionen Euro investiert. Trotz aller Herausforderungen, mit denen die Automobilindustrie in den letzten Jahren konfrontiert war, sind wir erfolgreich gewachsen. Wir haben das mazedonische Werk als kostengünstiges europäisches Zentrum für moderne Leistungselektronik- und Mechatronikmodule etabliert", sagt Viktor Mizo, Kostal-Geschäftsführer für Nordmazedonien.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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Kumulierter Bestand | 367 | 386 | 471 | k.A. |
Nettotransfers | 49 | 21 | 75 | 109 |
Unternehmen | Branche | Volumen in Millionen Euro |
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Deutsche Telekom | Telekommunikation | 200 1) |
Gerresheimer | Pharma/Verpackung | über 100 2) |
Kostal | Elektronik/Mechatronik | 100 |
Kromberg & Schubert | Automotive | 50 |
Dräxlmaier | Automotive | 50 |