Wirtschaftsumfeld | Nordmazedonien | Investitionsförderung
Praxischeck
Nordmazedonien versucht mit Anreizen attraktive Bedingungen für Investoren zu schaffen. Die gute Platzierung aus dem Doing Business Report der Weltbank ist aber zu optimistisch.
24.03.2023
Von Martin Gaber | Belgrad
Ausländische Investoren spielen eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung Nordmazedoniens. Daher hatte die Regierung bereits Mitte der 2000er-Jahre begonnen, an den Stellschrauben für eine wirtschaftsfreundliche Entwicklung zu drehen. Das spiegelt sich in den Platzierungen im Doing Business Report der Weltbank wider. Im letzten Bericht aus dem Jahr 2020 landete das Land auf Platz 17.
Gutes Ranking spiegelt Realität nicht ganz wider
Zwar lag Nordmazedonien zuletzt unter den Top 20 im Weltbank Doing Business Report, allerdings dürfte das nicht ganz die Praxis darstellen. "Unsere künftigen Expansionspläne hängen von der Marktentwicklung ab, aber auch von der institutionellen Unterstützung. Dazu zählen die rechtzeitige und umfassende Behandlung von Problemen zur Verbesserung des Geschäftsklimas, die Entwicklung der Infrastruktur und die Einhaltung der neuesten internationalen Rechnungslegungs- und Finanzstandards. Mit der Regierung findet ein reger Kommunikations- und Informationsaustausch statt. Aber es bedarf einer stärkeren Konzentration und Aufmerksamkeit auf greifbare Ergebnisse", sagt Viktor Mizo, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Kostal in Nordmazedonien. Auch das Länderranking des World Economic Forum (WEF) zeigt, dass Nordmazedonien noch Aufholpotenzial hat. Dort rangiert das Land auf Platz 82 und damit in der zweiten Tabellenhälfte. Nordmazedonien liegt auch hinter den Westbalkanstaaten Serbien, Montenegro und Albanien.
Kriterien | Nordmazedonien | Deutschland |
---|---|---|
1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) | 84 | 18 |
2 Infrastruktur | 75 | 8 |
3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien | 70 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 82 | 1 |
5 Gesundheit | 64 | 31 |
6 Bildung und Ausbildung | 83 | 5 |
7 Produktmärkte | 110 | 9 |
8 Arbeitsmarkt | 82 | 14 |
9 Finanzsystem | 83 | 25 |
10 Marktgröße | 109 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 65 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 97 | 1 |
Zufriedenheit der AHK-Mitglieder gesunken
Die Mehrheit der befragten Mitglieder der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien (AHK) würden wieder in Nordmazedonien investieren. Das hebt die jährliche Konjunkturumfrage der AHK hervor. Sie zeigen sich aber weniger zufrieden mit dem Standort als noch vor einigen Jahren. Im Jahr 2014 hatten noch 85 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass sie sich wieder für den Investitionsstandort Nordmazedonien entscheiden würden. Im Jahr 2022 ist dieser Wert auf 70 Prozent gefallen. Als besonders negativ bewerten die Unternehmen die mangelnde Bekämpfung von Korruption, unzureichende rechtliche Sicherheit, politische und soziale Stabilität und die ungenügende Infrastruktur.
Suche nach Fachkräften wird immer schwerer
Zu den größten Herausforderungen zählt auch die Suche nach qualifiziertem Personal. "Die größte Sorge der Investoren ist, ob sie qualifiziertes Personal finden können", sagt Edin Fakić von der Direktion der Sonderwirtschaftszonen TIDZ. Das unterstreicht auch die AHK-Konjunkturumfrage. Die Verfügbarkeit von Fachkräften wird von den Unternehmen mit der Note 3,76 bewertet, wobei 5 die schlechteste Bewertung darstellt.
Unternehmen tun sich bei der Personalsuche schwer. Dabei liegt die Arbeitslosenquote laut Statistikbehörde bei über 14 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. So dürfte die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen deutlich geringer sein. Auch, weil viele einer nicht registrierten Beschäftigung nachgehen oder im Ausland arbeiten. Außerdem klafft eine Lücke zwischen dem Bedarf der Unternehmen und der Ausbildung. "Investitionen in die duale und in die technische Ausbildung sind von größter Bedeutung, um die für komplexe Produktions- und Entwicklungsunternehmen erforderlichen Kompetenzen zu schaffen. Wir gehören zu den Pionieren des AHK-Modells", sagt Viktor Mizo. Die Wirtschaft versucht, in Eigenregie Lösungen zu finden. Dazu gehört auch ein Ansatz zur dualen Ausbildung nach deutschem Vorbild mit Unterstützung der AHK.