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Oman will Öl- und Gasförderung weiter steigern
In Oman bleibt die Wirtschaftsentwicklung zumindest mittelfristig vom Export fossiler Brennstoffe stark abhängig. Weiterhin fließen hohe Investitionen in den Öl- und Gassektor.
25.10.2022
Von Robert Espey | Dubai
Das Sultanat Oman will seine Wirtschaft weiter diversifizieren, verstärkt in erneuerbare Energien investieren und sich zu einem führenden Hersteller und Exporteur von grünem Wasserstoff entwickeln. Aber kurz- und mittelfristig bleibt der Öl- und Gassektor der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig.
Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor gewachsen
Aufgrund der hohen Preise auf den internationalen Energiemärkten wird Oman 2022 nach acht Jahren mit Budgetdefiziten wieder einen deutlichen Haushaltsüberschuss verbuchen. Bereits in den ersten acht Monaten 2022 konnte ein Plus von 2,8 Milliarden US-Dollar (US$) erzielt werden. In der entsprechenden Vorjahresperiode war es noch ein Minus von 2,7 Milliarden US$.
Die dem Staatshaushalt zufließenden Öleinnahmen stiegen im Achtmonatszeitraum um 39 Prozent auf 11,9 Milliarden US$, die Gaseinahmen um 94 Prozent auf 6,2 Milliarden US$. Damit lag der Anteil des Öl- und Gassektors an den gesamten Staatseinnahmen bei 75 Prozent (Vorjahresperiode: 72 Prozent).
Im 1. Halbjahr 2022 ist der Öl- und Gassektor real (preisbereinigt) um 9,2 Prozent gewachsen, der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist auf 35 Prozent gestiegen (1. Halbjahr 2021: 33 Prozent). Zu laufenden Preisen legte der Öl- und Gassektor 75,3 Prozent zu, der BIP-Anteil erhöhte sich von 29 auf 38 Prozent.
Oman konnte in den ersten sieben Monaten 2022 seine Gesamtausfuhr um 72 Prozent auf 36,4 Milliarden US$ (ohne Re-Exporte) ausweiten. Die Öl- und Gasexporte stiegen um 81 Prozent auf 24,9 Milliarden US$.
Ölförderung erreicht neuen Spitzenwert
Omans Ölförderung (Rohöl und Kondensate) dürfte sich 2022 auf durchschnittlich 1,1 Millionen Barrel pro Tag (bpd) erhöhen. Der bisherige Höchstwert wurde 2016 mit 1 Million bpd erreicht. Gegenüber 2016 haben sich die Anteile von Rohöl und Kondensaten (Leichtöl) deutlich verschoben. Kondensate, die als Nebenprodukt bei der Gasförderung anfallen, machten 2016 lediglich 9 Prozent der Ölförderung aus, etwa 20 Prozent dürften es 2022 werden.
Die für Oman geltenden OPEC+ Förderquoten beziehen sich nur auf Rohöl, für die Kondensatproduktion hingegen gelten keine Obergrenzen. Zwischen Mai 2021 und September 2022 erhöhte sich Omans Quote von 741.000 auf 883.000 bpd. Im Rahmen der aktuellen OPEC+ Drosselungsstrategie gilt für das Sultanat im Oktober ein Wert von 881.000 bpd, nur noch 841.000 bpd sind es ab November.
Falls die OPEC+ Gruppe 2023 zur Stabilisierung des hohen Ölpreisniveaus an ihrer restriktiven Förderpolitik festhalten sollte, würde Omans Rohölförderung 2023 auf dem Niveau von 2022 stagnieren. Auch eine Schrumpfung wäre möglich. Ob die von der Gasförderung abhängige Kondensatproduktion 2023 gesteigert werden kann, ist ungewiss.
Der größte omanische Ölproduzent, Petroleum Development Oman (PDO), meldet für 2021 eine Förderung von 635.000 bpd Rohöl und 103.000 bpd Kondensaten. Für 2022 sind 652.000 bpd Rohöl und 91.000 bpd Kondensate anvisiert. Bei Rohöl sind mittelfristig 700.000 bpd angestrebt. PDO gehört zu 60 Prozent dem omanischen Staat (Energy Development Oman), Shell hält 34 Prozent, Total 4 Prozent und Thailands PTTEP 2 Prozent.
Die PDO-Planung kalkuliert für 2022 mit Investitionen in Höhe von 5,1 Milliarden US$. EOR-Maßnahmen (Enhanced Oil Recovery) zur Stabilisierung der Förderung in bestehenden älteren Ölfeldern werden immer wichtiger. Etwa 13 Prozent der PDO-Produktion lieferten 2021 Ölfelder mit EOR-Technologien, bis 2030 soll der Anteil auf 36 Prozent steigen.
Gasförderung stark gestiegen
Die von BP entwickelten Khazzan & Ghazeer Felder haben wesentlich zum starken Anstieg der omanischen Gas- und Kondensatförderung beigetragen. Die Fertigstellung der ersten Projektphase (Kapazität: 28 Millionen Kubikmeter/Tag) ließ 2018 Omans Gasproduktion um 12 Prozent auf 120 Millionen Kubikmeter/Tag ansteigen. Im Herbst 2020 wurde mit einer schrittweisen Inbetriebnahme der zweiten Projektphase (Ghazeer Feld; Kapazität: 14 Millionen Kubikmeter/Tag) begonnen. Die Kondensatproduktion der beiden Gasfelder liegt bei 65.000 bpd.
Ein wichtiges, Ende 2021 weitgehend fertiggestelltes PDO-Gasprojekt ist "Yibal Khuff" mit einer Kapazität von 5 Millionen Kubikmeter/Tag. Zusätzlich werden dort 20.000 bpd Rohöl gefördert. Bereits 2020 hat PDO das Rabab Harweel Gasprojekt (6 Millionen Kubikmeter/Tag) in Betrieb genommen.
In den ersten neun Monaten 2022 stieg Omans Gasförderung um 17 Prozent auf durchschnittlich 139 Millionen Kubikmeter/Tag. Die geplante Entwicklung neuer Gasfelder wird mittel- und langfristig zu einer weiteren deutlichen Erhöhung führen.
Ein Konsortium unter Führung von Shell (Shell Integrated Gas Oman) will im "Block 10" das "Mabrouk North East"-Gasfeld entwickeln. Ein Konzessionsvertrag wurde im Dezember 2021 unterzeichnet. Die Förderung soll 2024 beginnen (Kapazität: 14 Millionen Kubikmeter/Tag).
LNG-Produktion erreicht Kapazitätsgrenze
Der Wert der omanischen Exporte von Liquefied Natural Gas (LNG) hat sich in den ersten sieben Monaten 2022 um 81 Prozent auf 4,2 Milliarden US$ erhöht. Bereits 2021 brachten die gestiegenen Gaspreise ein Wachstum der LNG-Ausfuhren um 27 Prozent auf 4,3 Milliarden US$. Die Exportmenge ist 2021 dagegen nur um 4 Prozent auf 10,6 Millionen Tonnen gewachsen.
Oman verfügt über drei LNG-Produktionslinien mit einer Gesamtkapazität von 11,4 Millionen Tonnen. Die hohe Nachfrage und die Beseitigung von Engpässen im Produktionsprozess (Debottlenecking) könnten 2022 die Exporte auf 11 Millionen Tonnen steigen lassen.
Der Großteil der LNG-Ausfuhren erfolgt im Rahmen langfristiger Verträge. Wichtige Abnehmer mit Verträgen bis Ende 2024 sind die Korea Gas Corporation, Osaka Gas und Itochu. Der Vertrag mit BP Singapore läuft bis Ende 2025. Nur 16 Prozent der LNG-Exporte wurden 2021 auf Spotmärkten verkauft.
Aufgrund der bereits hohen Auslastung der LNG-Anlagen von über 95 Prozent kann Oman in den nächsten Jahren seine LNG-Produktion nur sehr begrenzt ausweiten. Neue Produktionskapazitäten sind nicht im Bau.