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Start-up-Ökosystem in Pakistan blüht auf

Die Start-ups des Landes erlebten 2021 einen Finanzierungsboom. Investitionen flossen vor allem in technologiebasierte Unternehmen.

Von Heena Nazir | Dubai

Die junge und technikaffine Bevölkerung, eine rasant wachsende Volkswirtschaft sowie niedrige Lebenshaltungskosten: Mit mehr als 227 Millionen Einwohnern und schätzungsweise 60 Millionen Konsumenten aus der Mittelschicht ist Pakistan ein interessanter Markt für Start-ups. Das südasiatische Land könnte "das nächste große Ding" in der internationalen Start-up-Welt werden, ist sich Aseef Hashmi sicher. Er hat das Agrartechnologie-Start-up Seedlife gegründet und eine App entwickelt, die Bauern dabei helfen soll, den Anbau von Gemüse zu optimieren. "Die Geschäftssprache ist Englisch, es gibt eine hohe Anzahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte und der Markt ist bisher relativ dereguliert, was ihn offen und attraktiv für Investoren macht", erläuterte der Gründer im Interview mit Germany Trade und Invest.

Während das Nachbarland Indien schon lange über eine lebendige Start-up-Szene verfügt, betrachteten ausländische Investoren Pakistan bislang mit Skepsis: Sicherheitsbedenken, Stromknappheit und eine schlechte digitale Infrastruktur galten als Gründe. Seit die Islamische Republik an diesen Punkten beständig gearbeitet hat, konnte sie die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen verbessern. Zwar ist das Geschäftsklima im weltweiten Vergleich noch immer herausfordernd, doch die Tendenz ist positiv.

Maßnahmen zur Förderung ausländischer Investitionen

Um die Wirtschaft weiter anzukurbeln und das Land attraktiver für ausländische Investoren zu machen, führte die pakistanische Regierung im Jahr 2019 Reformen ein, mit denen sie lokal angesiedelte Unternehmen fördert. Zu den Maßnahmen gehören eine dreijährige Steuererleichterung sowie die Schaffung eines Online-Registrierungssystems. Zudem bringt der Staat große Investitionen in die Infrastruktur voran. Die Modernisierung der Industrie wird weiter betrieben und zahlreiche Sektoren sind noch so wenig ausgebaut, dass für ausländische Investoren eine aktive Mitgestaltung des Marktes möglich ist. 

Große Erfolge für Fintech-Firmen und E-Commerce

Die Strategie scheint aufzugehen. Im Jahr 2021 erreichten Finanzierungen durch Risikokapitalgeber in Pakistan ein neues Rekordhoch von 332 Millionen US-Dollar (US$). Das entspricht einem Zuwachs von 132 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Risikokapitalgeber schlossen 78 Transaktionen ab – Tendenz steigend. Das meiste Geld floss in Fintech und in den E-Commerce. Die beiden Sektoren machten die Hälfte aller Finanzierungsrunden in Pakistan aus. Bedeutend waren weiterhin die Bereiche Transport und Logistik, IT-Lösungen und Einzelhandel. Verglichen mit dem Jahr 2020 konnte jede der Branchen einen großen Anstieg an Finanzierungsrunden verzeichnen.

Interessant ist auch ein Blick auf die Herkunft der Geldgeber: Sechs von zehn Investoren, die im Jahr 2021 Transaktionen pakistanischer Start-ups finanzierten, haben ihren Sitz im Ausland und es werden immer mehr. Im Jahr 2020 gab es lediglich eine Finanzierungsvereinbarung mit Investoren aus dem Vereinigten Königreich, 2021 waren es bereits 13. Auch deutsche Geldgeber werden auf dem pakistanischen Markt aktiver. Während 2020 noch keine Finanzierungsrunde zustande kam, waren es 2021 elf. Damit belegen deutsche Geschäftsleute den dritten Platz der aktivsten Geldgeber. Vor allem Technologie-Start-ups konnten im Jahr 2021 besonders hohe Summen einsammeln, so etwa das Logistikunternehmen Airlift Technologies (85 Millionen US$), der E-Commerce-Spezialist Bazaar Technologies (30 Millionen US$) und das Fintech Credit Book (11 Millionen US$).

Investoren mit Rekordgewinnen

Bekannte Investoren wie Tiger Global, Kleiner Perkins, Global Founders Capital und Stripe investierten in 2021 erstmals in pakistanische Start-ups – und verzeichneten starke Gewinne. Dass auch in den kommenden Jahren große Investitionen getätigt werden, erscheint daher als wahrscheinlich. Obwohl Ökonomen kurzfristig mit einer etwas abnehmenden Dynamik aufgrund der sich abschwächenden Wirtschaft rechnen, bleibt der Markt mittel- bis langfristig interessant. Besonders für Start-ups in den Bereichen Fintech, E-Commerce, Logistik und Transport kann es sich somit lohnen, Pakistan ins Auge zu fassen.

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