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Global Gateway fördert Stromnetzausbau in den Anden
Die Andenländer planen den Bau neuer Interkonnektoren. Ziele sind mehr grüner Strom und Energiesicherheit. Die EU stellt einen Teil der Investitionssumme bereit. (10.02.2025)
Von Janosch Siepen | Bogotá
Die Andenländer stehen vor Herausforderungen bei der Energieversorgung. Die Stromproduktion in Ecuador und Kolumbien hängt stark von der Wasserkraft ab. Beide Länder litten 2024 unter einer langanhaltenden Dürre. In der Folge hatten Haushalte und Industrie in Ecuador bis zu 14 Stunden pro Tag keinen Strom. In Kolumbien überstiegen die Strompreise auf dem Spotmarkt erstmals die Marke von 1.000 Pesos (rund 0,23 US-Dollar, US$) pro Kilowattstunde. Auch in Peru drohen Versorgungsengpässe, weil der Ausbau der Stromnetze nicht schnell genug vorangeht.
Abhilfe schaffen sollen das geplante gemeinsame Stromnetz SINEA und der gemeinsame Strommarkt MAERCP. Mitte 2024 unterzeichneten Kolumbien, Ecuador und Peru eine entsprechende Vereinbarung. Ziel des Vorhabens ist ein besserer Stromaustausch zwischen den Ländern. Dies soll die Energiesicherheit erhöhen und die Bedingungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren schaffen. Die Infrastrukturinitiative der Europäischen Union, Global Gateway, hilft bei der Finanzierung.
Was sind SINEA und MAERCP?
Das Sistema de Interconexión Eléctrica Andina (SINEA) ist ein geplantes Stromverbundsystem in der Andenregion. Teilnehmende Länder sind die Staaten der Andengemeinschaft (Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien) sowie Chile als Partner. Der Aufbau des gemeinsamen Stromnetzes erfordert Investitionen von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar.
Zwischen Kolumbien und Ecuador besteht bereits eine Verbindungsleitung, zwischen Ecuador und Peru gibt es eine limitierte Leitung. Um das Vorhaben zu ermöglichen, muss ein regionaler Strommarkt für die Anden geschaffen werden, der Mercado Andino Eléctrico Regional de Corto Plazo (MAERCP). Der Strommarkt soll bis spätestens 1. Juli 2026 in Kraft treten.
Global Gateway unterstützt Interkonnektor in den Anden
Herzstück des regionalen Stromverbunds ist ein Interkonnektor zwischen Peru und Ecuador, der Teil der Global-Gateway-Initiative ist. Ein großer Teil des Geldes für den Bau kommt von der Europäischen Investitionsbank (EIB), 133 Millionen US$ für die peruanische Seite und 125 Millionen US$ für die ecuadorianische. Insgesamt belaufen sich die Projektkosten nach Angaben der EIB auf 544 Millionen US$.
Inzwischen ist das Projekt in vollem Gange. Auf peruanischer Seite laufen die technischen Studien für das Teilstück zwischen Piura Nueva und Frontera. Die Umweltstudie wurde Anfang Februar 2025 eingereicht. Bereits 2023 war der Abschnitt an den Projektentwickler Celeo aus Spanien vergeben worden. Der Abschnitt La Niña – Piura ist im Bau und soll im 1. Quartal 2025 abgeschlossen werden.
Der Auftrag zum Bau der Leitung auf ecuadorianischer Seite soll im 2. Quartal 2025 vergeben werden. Die Inbetriebnahme der Leitung ist für August 2027 vorgesehen. Die Ausschreibung weckte das Interesse von verschiedenen Unternehmen, fast ausschließlich aus China:
- Xian Electric Engineering Co. Ltd. (China)
- Shanghai Electric Power Transmission & Distribution Engineering Co. Ltd. (China)
- Hei-Hengtong Joint Venture/Harbin Electric International Co. Ltd. (China)
- Kalpataru Projects International Limited (Indien)
- Konsortium aus JSPDI und JEPCC1 (China)
Interkonnektoren ermöglichen Ausbau der Erneuerbaren
Die geplante Leitung zwischen Peru und Ecuador soll dafür sorgen, dass sich die Energie aus Wasserkraft der beiden Länder ergänzt. Gleichzeitig schafft sie Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren, da sie hilft, die Schwankungen in der Produktion von Wind- und Solarkraft auszugleichen. Besonders in Peru steigen die Investitionen in Wind- und Solarprojekte. Das Land ist ein attraktiver Standort für erneuerbare Energien.
Netzausbau in Peru kommt nur langsam voran
Allerdings besteht bei den Stromnetzen in Peru ein erheblicher Investitionsstau. Der Ausbau der Leitungen des nationalen Verbundnetzes (SEIN) liegt deutlich hinter den Zeitplänen zurück, meldet der Ausschuss für den wirtschaftlichen Betrieb des nationalen Verbundsystems (COES). Grund seien langwierige Verfahren, vor allem beim Ministerium für Wirtschaft und Finanzen (MEF).
Gleichzeitig wächst der Strombedarf in Peru weiter, Prognosen zufolge um 3 Prozent jährlich bis 2034. César Butrón, Präsident des COES, warnte daher gegenüber Medien, dass Verzögerungen beim Ausbau des Übertragungsnetzes dazu führen, dass der künftige Energiebedarf in vielen Gebieten im Landesinneren nicht gedeckt werden könnte. Engpässe bei der Stromversorgung könnten auftreten. Deswegen investiert Peru landesweit in Stromleitungen. Bis 2034 sind 1,3 Milliarden US-Dollar vorgesehen.
Weitere Interkonnektoren in den Anden geplant
Neben dem Interkonnektor mit Ecuador gibt es Pläne für eine Übertragungsleitung zwischen Peru und Chile. Das Projekt wurde 2025 von der EU als Flagship-Projekt von Global Gateway ausgewählt. Erste Studien zur Umsetzung sollen im 4. Quartal 2025 beginnen. Laut Recherchen von Germany Trade & Invest waren Vertreter der EU-Kommission wegen des Projekts im November 2024 in Chile. Dabei fanden Gespräche mit dem chilenischen Energieminister statt.
Sowohl die EU als auch Chile unterstützen das Vorhaben, aber Peru sieht bislang noch keine Priorität. Sowohl die chilenische Seite als auch die Vertreter der EU-Delegation in Peru versuchen derzeit, die peruanische Seite umzustimmen. Zudem ist das chilenische Energieministerium in Gesprächen mit der Andengemeinschaft, um den regulatorischen Rahmen für eine Beteiligung Chiles am MAERCP anzupassen. Unterdessen prüft die EIB die Finanzierung von Übertragungsleitungen in Lateinamerika.
Länder | Peru - Ecuador | Peru - Chile | Kolumbien - Panama |
---|---|---|---|
Spannung (in Kilovolt) | 500 | 220 | 500 |
Länge (in Kilometern) | 544 | 57 | 600 |
Kosten (in Mio. US$) | 544 | 131 | 800 |
Lang geplantes Projekt bekommt Schub
Außerhalb des Verbundnetzes SINEA treibt Kolumbien ein Interkonnektor-Projekt mit Panama voran. Die Leitung ist seit langem geplant. Im Dezember 2024 einigten sich Vertreter beider Staaten darauf, die Pläne zu beschleunigen, damit das Projekt 2028 in Betrieb gehen kann. Die Umweltverträglichkeitsstudien befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Auch der kolumbianische Projektbetreiber ISA InterColombia ist zuversichtlich. Er rechnet mit einer Inbetriebnahme in den nächsten vier bis fünf Jahren.