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Biomasse rückt in Polen in den Fokus
Das Land will verstärkt Bioenergie nutzen. Während Agrarabfälle begrenzt vorhanden sind, ist Holz Mangelware. Konin erhielt Mitte 2022 seinen zweiten Biomasseblock.
06.07.2022
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Das Ministerium für Klima und Umwelt (Ministerstwo Klimatu i Środowiska, MKiŚ) will bis 30. April 2023 eine Strategie für die Nutzung von Biomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung erarbeiten. Abfallprodukte und Abfälle aus Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie sollen dabei die wichtigsten Brennstoffe stellen. Das MKiŚ schätzt die vorhandene Menge geeigneter Abfälle auf 120 Millionen bis 150 Millionen Tonnen jährlich. Das Potenzial zur Biogasgewinnung aus Abfällen belaufe sich auf 13 Milliarden bis 15 Milliarden Kubikmeter jährlich, was etwa 8 Milliarden Kubikmeter Biomethan entspreche. Der Anteil der Biomasse an der Wärmeerzeugung soll 2030 bei 12 Prozent bis 21 Prozent liegen.
Der Krieg in der Ukraine verringert jedoch das Angebot an Biomasse. Von dort können kaum noch Agrarabfälle und Holz importiert werden. Holz ist knapp und wird auch für Möbel benötigt. Die Energiekonzerne zögern mit entsprechenden Investitionen.
Das zu Enea S.A. aus Poznań (Posen) gehörende Kraftwerk Połaniec hat sieben Blöcke, die mit einer Kohle- und Biomassemischung befeuert werden sowie einen Block mit 225 Megawatt, der nur mit Holzschnitzeln und Agrarabfällen gespeist wird. Das zur Braunkohlegruppe ZE PAK S.A. gehörende Kraftwerk Konin hat zwei gleich große Biomasseblöcke mit insgesamt 100 Megawatt. Der neue zweite Block erzeugt Strom zur Produktion von grünem Wasserstoff und kann Konin wie der erste bei Bedarf auch mit Wärme versorgen.