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Hausgerätehersteller hoffen auf steigende Umsätze
Eine rege Investitionstätigkeit im Jahr 2022 lässt ein Wachstum der Produktion von Hausgeräten in Polen erwarten. Diese war 2022 erstmals seit Jahren rückläufig.
03.07.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Im Jahr 2022 wurden in Polen weniger Hausgeräte, Fernseher sowie Computer hergestellt. Dieser Trend setzt sich im bisherigen Jahresverlauf 2023 fort. Eine Ausnahme bilden nach Angaben des Statistischen Hauptamtes GUS Kühlschränke und Tiefkühler. Für diese Geräte steigen die Produktionszahlen. Auf einen solchen Umkehrtrend hoffen Branchenvertreter auch bei anderen Hausgeräten. Anlass für diese Hoffnungen ist die rege Investitionstätigkeit, insbesondere 2022.
Investitionen in energieeffiziente Geräte
Trotz der Flaute im Vorjahr steigerten die Hersteller von Hausgeräten ihre Investitionen 2022 laut Unternehmensverband APPLiA Polska auf gut 427 Millionen Euro. Das lässt erneute Produktionszuwächse erwarten. Besonders aktiv sind hier die vier großen Hersteller Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH), Electrolux, Whirlpool (Joint Venture mit der türkischen Arçelik) und Samsung. Insgesamt gibt es in Polen 35 Fabriken für Hausgeräte. Davon gehören sechs zu BSH.
Der deutsche Konzern will laut dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Matthias Metz, seine Präsenz in Polen noch verstärken, wie er gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Metz rechnet mit steigenden Verkäufen. Gegen Jahresmitte 2023 will BSH in Łódź (Lodsch) eine neue Produktionslinie für energie- und wassersparende Waschmaschinen für rund 90 Millionen Euro in Betrieb nehmen.
Produktion von Hausgeräten aktuell rückläufig
Noch gibt es keine Entwarnung: In den ersten fünf Monaten 2023 war der Einbruch in der Produktion besonders bei Computern und Geschirrspülern deutlich stärker als im Vorjahr. Bei Kochherden fällt der Rückgang dagegen geringer aus.
Lieferengpässe bei elektronischen Komponenten und anderen Teilen tragen zu der negativen Entwicklung bei. Daneben macht sich eine allgemeine Nachfrageschwäche bemerkbar, unter anderem aufgrund von Inflation und Zinssteigerungen. Zudem fielen der russische und der ukrainische Markt weg, die jedoch nur eine geringe Bedeutung hatten.
Produktgruppe | 2022 | Veränderung 2022/2021 | Januar bis Mai 2023 | Veränderung zu Januar bis Mai 2022 |
---|---|---|---|---|
Computer | 3.488 | -0,7 | 1.145 | -24,7 |
Fernsehgeräte | 17.171 | -11,2 | 5.994 | -21,9 |
Waschautomaten | 6.329 | -9,8 | 2.469 | -8,8 |
Geschirrspüler | 5.581 | -5,2 | 1.958 | -26,0 |
Kühlschränke, Tiefkühler | 3.507 | -11,1 | 1.601 | 5,1 |
Elektroherde | 1.074 | -33,0 | 419 | -20,1 |
Gasherde mit Backofen | 125 | -58,7 | 66 | -3,6 |
Staubsauger | 805 | -37,2 | 289 | -31,7 |
Polen ist ein führender Hersteller von Audio-, Video- und Hausgeräten. Das Land hielt laut APPLiA Polska 2022 einen Anteil an der gesamten Produktion von Hausgeräten in der EU von mengenmäßig rund 40 Prozent und wertmäßig 32 Prozent.
Im Jahr 2022 produzierte Polen insgesamt rund 29,6 Millionen Einheiten großer und kleiner Hausgeräte. Darunter waren 3,7 Millionen kleine Geräte (ohne Computer, TV-Geräte). Der Output von Kochherden, Backöfen und einzelnen Kochplatten betrug 2022 rund 4,6 Millionen, der von Wäschetrocknern 3,1 Millionen und der von Abzugshauben 2,7 Millionen Stück.
Jahr | Menge |
---|---|
2020 | 27,0 |
2021 | 30,6 |
2022 | 25,8 |
Die Produzentenumsätze mit großen und kleinen Hausgeräten summierten sich 2022 laut APPLiA Polska auf 5,4 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis nominal -4 Prozent gegenüber 2021). Die Hausgeräte gehen überwiegend in den Export. Deshalb ist die Inlandsnachfrage für die Hersteller von nachgeordneter Bedeutung.
Polen exportierte 2022 rund 24 Millionen Stück weiße Ware. Das waren laut APPLiA 13 Prozent weniger als 2021. Der Ausfuhrwert betrug gut 5,1 Milliarden Euro (2021: 5,3 Milliarden Euro). Die importierte Menge an weißer Ware ging ebenfalls zurück (-6 Prozent), der Einfuhrwert stieg jedoch um 7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Über ein Drittel der Importe entfällt auf China.
Inlandsnachfrage schwächelt
Für die ersten fünf Monate 2023 meldet GUS einen realen Rückgang um 12,8 Prozent bei den inländischen Einzelhandelsumsätzen mit Audio-, Video- und Hausgeräten sowie Möbeln gegenüber Januar bis Mai 2022. Im Gesamtjahr 2022 war die Inlandsnachfrage noch stabil (-0,3 Prozent gegenüber 2021).
Inzwischen veranlasst die hohe Inflation die Konsumenten dazu, ihre Ausgaben zu begrenzen. Seit 2022 erreicht die Teuerungsrate in Polen zweistellige Werte und lag im Mai 2023 bei 13 Prozent. Zudem ist seit der Coronapandemie eine gewisse Marktsättigung bei Einrichtungsgegenständen erreicht, als viele Haushalte ihre Ausstattung erneuerten.
Die Nachfrage nach Fernsehgeräten sank laut Marktforschungsgesellschaft GfK Polonia 2022 mengenmäßig um 1,4 Prozent gegenüber 2021 und im 4. Quartal 2022 sogar um 19,8 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2021. Wertmäßig schrumpften die Verkäufe um 3,1 Prozent (Gesamtjahr 2022) beziehungsweise 21,5 Prozent (4. Quartal 2022) sogar noch etwas stärker. Spürbare reale Zuwächse stellte GfK Polonia in den vergangenen Monaten lediglich fest bei Telekommunikationsausrüstungen und Multifunktionsgeräten, die zum Beispiel drucken, scannen und kopieren können. Von Oktober 2022 bis April 2023 wurden 4,8 Millionen Smartphones abgesetzt.
Produktgruppe | Veränderung |
---|---|
Unterhaltungselektronik | -22,5 |
Weiße Ware | -7,6 |
PC, Laptop | -2,1 |
Kleine Hausgeräte | 6,6 |
Fotoapparate / -bedarf | 12,7 |
Bürogeräte | 13,6 |
Telefone, Smartphones | 22,2 |
Multifunktionsgeräte | 26,2 |
Der stationäre Handel gewinnt wieder an Bedeutung. Während der Coronapandemie bestellten Kunden ihre Geräte vorzugsweise online, um direkte Kontakte zu vermeiden. Nun aber möchten sie sich wieder verstärkt die Geräte in Ladengeschäften ansehen und sich von Fachpersonal beraten lassen.
Absatzkanal | Oktober 2021 bis April 2022 | Oktober 2022 bis April 2023 |
---|---|---|
Stationäre Geschäfte | 4,9 | 5,4 |
Onlinehandel | 2,2 | 2,0 |
Insgesamt | 7,1 | 7,4 |