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Branchen | Polen | Elektrohausgeräte

Hausgerätehersteller hoffen auf steigende Umsätze

Eine rege Investitionstätigkeit im Jahr 2022 lässt ein Wachstum der Produktion von Hausgeräten in Polen erwarten. Diese war 2022 erstmals seit Jahren rückläufig.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Im Jahr 2022 wurden in Polen weniger Hausgeräte, Fernseher sowie Computer hergestellt. Dieser Trend setzt sich im bisherigen Jahresverlauf 2023 fort. Eine Ausnahme bilden nach Angaben des Statistischen Hauptamtes GUS Kühlschränke und Tiefkühler. Für diese Geräte steigen die Produktionszahlen. Auf einen solchen Umkehrtrend hoffen Branchenvertreter auch bei anderen Hausgeräten. Anlass für diese Hoffnungen ist die rege Investitionstätigkeit, insbesondere 2022.

Investitionen in energieeffiziente Geräte

Trotz der Flaute im Vorjahr steigerten die Hersteller von Hausgeräten ihre Investitionen 2022 laut Unternehmensverband APPLiA Polska auf gut 427 Millionen Euro. Das lässt erneute Produktionszuwächse erwarten. Besonders aktiv sind hier die vier großen Hersteller Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH), Electrolux, Whirlpool (Joint Venture mit der türkischen Arçelik) und Samsung. Insgesamt gibt es in Polen 35 Fabriken für Hausgeräte. Davon gehören sechs zu BSH.

Der deutsche Konzern will laut dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Matthias Metz, seine Präsenz in Polen noch verstärken, wie er gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Metz rechnet mit steigenden Verkäufen. Gegen Jahresmitte 2023 will BSH in Łódź (Lodsch) eine neue Produktionslinie für energie- und wassersparende Waschmaschinen für rund 90 Millionen Euro in Betrieb nehmen.

Produktion von Hausgeräten aktuell rückläufig

Noch gibt es keine Entwarnung: In den ersten fünf Monaten 2023 war der Einbruch in der Produktion besonders bei Computern und Geschirrspülern deutlich stärker als im Vorjahr. Bei Kochherden fällt der Rückgang dagegen geringer aus. 

Lieferengpässe bei elektronischen Komponenten und anderen Teilen tragen zu der negativen Entwicklung bei. Daneben macht sich eine allgemeine Nachfrageschwäche bemerkbar, unter anderem aufgrund von Inflation und Zinssteigerungen. Zudem fielen der russische und der ukrainische Markt weg, die jedoch nur eine geringe Bedeutung hatten.

Output von IT-, TV-, Hausgeräten in Polen (in 1.000 Stück, Veränderung in Prozent )

Produktgruppe

2022

Veränderung 2022/2021

Januar bis Mai 2023

Veränderung zu Januar bis Mai 2022

Computer

3.488

-0,7

1.145

-24,7

Fernsehgeräte

17.171

-11,2

5.994

-21,9

Waschautomaten

6.329

-9,8

2.469

-8,8

Geschirrspüler

5.581

-5,2

1.958

-26,0

Kühlschränke, Tiefkühler

3.507

-11,1

1.601

5,1

Elektroherde

1.074

-33,0

419

-20,1

Gasherde mit Backofen

125

-58,7

66

-3,6

Staubsauger

805

-37,2

289

-31,7

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2023

Polen ist ein führender Hersteller von Audio-, Video- und Hausgeräten. Das Land hielt laut APPLiA Polska 2022 einen Anteil an der gesamten Produktion von Hausgeräten in der EU von mengenmäßig rund 40 Prozent und wertmäßig 32 Prozent.

Im Jahr 2022 produzierte Polen insgesamt rund 29,6 Millionen Einheiten großer und kleiner Hausgeräte. Darunter waren 3,7 Millionen kleine Geräte (ohne Computer, TV-Geräte). Der Output von Kochherden, Backöfen und einzelnen Kochplatten betrug 2022 rund 4,6 Millionen, der von Wäschetrocknern 3,1 Millionen und der von Abzugshauben 2,7 Millionen Stück.

Produktion von weißer Ware in Polen (in Millionen Stück)

Jahr

Menge

2020

27,0

2021

30,6

2022

25,8

Quelle: APPLiA Polska 2023

Die Produzentenumsätze mit großen und kleinen Hausgeräten summierten sich 2022 laut APPLiA Polska auf 5,4 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis nominal -4 Prozent gegenüber 2021). Die Hausgeräte gehen überwiegend in den Export. Deshalb ist die Inlandsnachfrage für die Hersteller von nachgeordneter Bedeutung.

Polen exportierte 2022 rund 24 Millionen Stück weiße Ware. Das waren laut APPLiA 13 Prozent weniger als 2021. Der Ausfuhrwert betrug gut 5,1 Milliarden Euro (2021: 5,3 Milliarden Euro). Die importierte Menge an weißer Ware ging ebenfalls zurück (-6 Prozent), der Einfuhrwert stieg jedoch um 7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Über ein Drittel der Importe entfällt auf China.

Inlandsnachfrage schwächelt

Für die ersten fünf Monate 2023 meldet GUS einen realen Rückgang um 12,8 Prozent bei den inländischen Einzelhandelsumsätzen mit Audio-, Video- und Hausgeräten sowie Möbeln gegenüber Januar bis Mai 2022. Im Gesamtjahr 2022 war die Inlandsnachfrage noch stabil (-0,3 Prozent gegenüber 2021).

Inzwischen veranlasst die hohe Inflation die Konsumenten dazu, ihre Ausgaben zu begrenzen. Seit 2022 erreicht die Teuerungsrate in Polen zweistellige Werte und lag im Mai 2023 bei 13 Prozent. Zudem ist seit der Coronapandemie eine gewisse Marktsättigung bei Einrichtungsgegenständen erreicht, als viele Haushalte ihre Ausstattung erneuerten.

Die Nachfrage nach Fernsehgeräten sank laut Marktforschungsgesellschaft GfK Polonia 2022 mengenmäßig um 1,4 Prozent gegenüber 2021 und im 4. Quartal 2022 sogar um 19,8 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2021. Wertmäßig schrumpften die Verkäufe um 3,1 Prozent (Gesamtjahr 2022) beziehungsweise 21,5 Prozent (4. Quartal 2022) sogar noch etwas stärker. Spürbare reale Zuwächse stellte GfK Polonia in den vergangenen Monaten lediglich fest bei Telekommunikationsausrüstungen und Multifunktionsgeräten, die zum Beispiel drucken, scannen und kopieren können. Von Oktober 2022 bis April 2023 wurden 4,8 Millionen Smartphones abgesetzt.

Nominale Veränderung der Verkäufe elektrischer und elektronischer Geräte in Polen (in Prozent) *

Produktgruppe

Veränderung

Unterhaltungselektronik

-22,5

Weiße Ware

-7,6

PC, Laptop

-2,1

Kleine Hausgeräte

6,6

Fotoapparate / -bedarf

12,7

Bürogeräte

13,6

Telefone, Smartphones

22,2

Multifunktionsgeräte

26,2

* Oktober 2022 bis April 2023 gegenüber Oktober 2021 bis April 2022 Quelle: Marktforschungsfirma GfK Polonia 2023

Der stationäre Handel gewinnt wieder an Bedeutung. Während der Coronapandemie bestellten Kunden ihre Geräte vorzugsweise online, um direkte Kontakte zu vermeiden. Nun aber möchten sie sich wieder verstärkt die Geräte in Ladengeschäften ansehen und sich von Fachpersonal beraten lassen.

Verkäufe elektrischer und elektronischer Geräte in Polen nach Absatzkanal (in Milliarden Euro) *

Absatzkanal

Oktober 2021 bis April 2022

Oktober 2022 bis April 2023

Stationäre Geschäfte

4,9

5,4

Onlinehandel

 2,2

 2,0

Insgesamt

7,1

 7,4

* alle Angaben umgerechnet zum Wechselkurs am 28.06.2023: 1 Euro = 4,4600 ZłotyQuelle: GfK Polonia 2023

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