Portugal wird sein Windenergiepotenzial in den kommenden Jahren intensiver nutzen. Erstmals setzt das Land auch auf Offshore-Anlagen.
Ausschreibung 2023 dürfte frischen Wind bringen
In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl der Windparks in Portugal kaum zu. Bislang spielt durch die großen Anlagen in der Mitte des Landes nur Onshore-Windkraft eine Rolle.
Nach einer längeren Phase mit dem Fokus auf anderen erneuerbaren Energiequellen will die Regierung nun auch die Windnutzung massiv steigern. Für 2023 ist eine erste Ausschreibung für Windenergie geplant. Das Grundprinzip wird bereits seit 2019 genutzt, um die Solarkapazitäten auszuweiten. Im Fall der Solarenergie schreibt die Regierung bestimmte Kontingente aus und Unternehmen bieten auf diese Kapazitäten. Bei den künftigen Windkraft-Ausschreibungen könnten ähnliche Regeln gelten. Es ist aber nicht sicher, ob für diese andere Technologie genau auf die gleiche Weise vorgegangen wird. Hier empfiehlt sich, frühzeitig auf die Veröffentlichung von Rahmenbedingungen zu achten.
Bereits vor der angekündigten Ausschreibung werden Projekte in Portugal umgesetzt. Dabei handelt es sich um privatwirtschaftlich angestoßene Aktivitäten. Derzeit setzen große Energieversorgungsunternehmen einige Vorhaben um. Hinzu kommt die technische Erneuerung eines bestehenden Windparks durch Repowering.
Land und Meer bieten geeignete Standorte für Windkraftanlagen
Der Fachverband Associação Portuguesa de Energias Renováveis (APREN) traut der Westküste, Zentralportugal und einigen Gebieten im nördlichen Binnenland die besten Erträge zu. Die allgemeinen Windgeschwindigkeiten in den attraktiven Orten liegen bei sechs bis sieben Meter pro Sekunde.
Beim Offshorewind beginnt Portugal erst in naher Zukunft, Potenziale zu erschließen. Die grundsätzlichen Voraussetzungen des Landes sprechen jedoch für gute Perspektiven. Durch den Besitz der zehntgrößten Meereswirtschaftszone der Welt verfügt Portugal über umfangreiche Gebiete, aus denen geeignete Abschnitte festgelegt werden können. Erste Vorhaben auf der Basis des Energieplans PNEC 2030 könnten Interesse an weiteren Standorten wecken.
Erwarteter Zubau bringt Perspektiven für viele Unternehmen
Die Aussicht auf die Windkraft-Auktion 2023 lässt erwarten, dass die Gewinner zügig Impulse für die Branche in Portugal geben werden. Der Ausbau der Kapazitäten sollte insbesondere neue Perspektiven für Anbieter spezialisierter Lösungen bringen. In den Bereichen Planung, Beratung und Projektmanagement dürften sich die Aktivitäten beleben. Neue Anlagen bringen auch einen Bedarf an Service und Wartung mit sich.
Da Offshoreparks erstmals in einem Energieplan auftauchen und spezielle Erfordernisse mit sich bringen, dürfte Expertise gefragt sein. Die erwartete Dynamik der Branche sollte einerseits außergewöhnliche Chancen ermöglichen. Damit wird aber wahrscheinlich auch der Wettbewerb erheblich zunehmen. Im Nachbarland Spanien verfügen beispielsweise Unternehmen über Erfahrungen und Spezialisierung im Bereich Windkraft auf See.
Angelehnt an die Erfahrungen aus dem Solarsektor in Portugal sind die staatlichen Ausschreibungen geeignet, um eine Technologie deutlich anzuschieben. Bei der Solar-Auktion 2020 wurde erstmals Speichertechnik einbezogen. Wegen des starken Kapazitätszuwachses und der Tragfähigkeit der Stromnetze erscheint wahrscheinlich, dass auch im Windkraftsektor Speichertechnik eine Rolle spielen könnte.
Das Projekt von Endesa mit einer Kombination aus Fotovoltaik und Windkraft inklusive Batteriespeichern zeigt bereits, was aus dem Baukasten der Möglichkeiten zusammengesetzt werden kann. In Kombination mit einem Elektrolyseur unterstreicht das Vorhaben die portugiesischen Ambitionen auf eine wichtige Rolle bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff.
Zu den potenziellen Einsatzfeldern von Windenergie zählt auch Kleinwindkraft für energieintensive Industriezweige. Portugal verfügt über eine breit gefächerte Industrielandschaft, zu der auch viele Unternehmen mit erheblichem Energiebedarf zählen. Hohe Rohstoff- und Energiepreise motivieren, nach Alternativen zu suchen.
Im Baukastensystem gedacht bilden auch Kombinationen aus erneuerbaren Energien und Energieeffizienzmaßnahmen ein interessantes Feld. Können Kunden ihren Verbrauch senken und von günstigem nachhaltigem Strom profitieren, bedeutet das eine Kostensenkung und dass sie sich von Abhängigkeiten befreien können.
Hinsichtlich der Stromgestehungskosten wird die Ausschreibung 2023 für die Windkraft interessante neue Erkenntnisse liefern. Da die meisten laufenden Windparks etwa zwischen 2007 und 2012 auf den Weg gebracht wurden, können sie für zukünftige Projekte kaum noch Anhaltspunkte liefern.
Windprojekte in PortugalProjektbezeichnung (Onshore) | Leistung (MW) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
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Windkraftanlage in Pego (Médio Tejo) | 264 | Endesa Generación Portugal | Gewinner der öffentlichen Ausschreibung | 600 Millionen Euro für das gesamte Projekt: Installierung einer PV-Anlage, Windkraftanlage, eines Batteriespeichers und Elektrolyseurs. |
Windpark Sincelo in Guarda | 92 | EDP Renovaveis | im Bau | 115 Millionen Euro Kredite für beide Parks von EDP Renováveis. Kofinanzierung durch die Banken BPI und EIB im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) |
Windpark Tocha II in Coimbra | 33 | EDP Renovaveis | im Bau | - |
Fünf Windräder zum Repowering der Windparks Toutiço und Lagoa de D. Joao in Matosinhos | 29 | Auftraggeber: Finerge. Auftragnehmer: GE Renewable Energy | in der Umsetzung | k.A. |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Von Oliver Idem
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Madrid