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Im rumänischen Gesundheitswesen ist die Infrastruktur und Ausrüstung oftmals veraltet und muss erneuert werden. Der Mangel ist auf dem Land am größten.
03.11.2023
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Rumänien gibt zu wenig Geld für Gesundheit aus
Das rumänische Gesundheitssystem ist unterfinanziert und zählt zu den schlechtesten in Europa. Rumänien verzeichnet EU-weit die höchsten Raten an Tuberkulosefällen und Sterbefällen von Kindern unter fünf Jahren. Pro Person betrugen die Ausgaben für das nationale Gesundheitssystem im Jahr 2021 nur 6,5 Prozent des BIP pro Kopf, das entspricht pro Kopf 817,47 Euro. Im EU-weiten Vergleich geben die 27 Mitgliedstaaten im Schnitt 3.270 Euro pro Kopf für Gesundheitsleistungen aus.
Öffentliche Krankenhäuser haben in Rumänien einen schlechten Ruf
Somit haben es Ärztinnen und Chirurgen im öffentlichen Gesundheitssektor schwer, ihre Patientinnen kostenlos und umfassend medizinisch zu versorgen. Denn Krankenhausgebäude und die medizinische Ausrüstung sind schlicht veraltet oder gar nicht vorhanden.
Im gesamten Land verfügen von 58 öffentlichen Fachkliniken nur 30 über spezielle Ausrüstung, wie etwa Computertomografen (CT) oder Magnetresonanztomografen (MRT). Dies geht aus einem aktuellen Bericht des rumänischen Rechnungshofs von 2022 hervor.
Einige Krankenhäuser sind sanierungsbedürftig
Das Alter der medizinischen Geräte in Rumäniens Krankenhäuser betrage in der Regel zehn Jahre, heißt es in Fachkreisen. Zudem fehlt es in vielen Einrichtungen an medizinischem Personal und an Know-how, um mit moderner Medizintechnik umzugehen. Kliniken bieten dem behandelnden Personal kaum Weiterbildungen an. Sie wissen darum nicht, wie sie neue Geräte einsetzen können, berichten Branchenkenner.
Des Weiteren befinden sich viele Krankenhäuser in Gebäuden, die älter sind als 60 Jahre, berichtet der rumänische Rechnungshof. Mangelhaft seien nicht nur die Sanitäranlagen, sondern auch der Brandschutz und der Schutz vor Erdbeben, heißt es in dem Bericht.
Die Effizienz des rumänischen Gesundheitswesens krankt außerdem an Bestechung. Patientinnen sind es gewohnt, Geld auf den Tisch zu legen, um die Behandlung im öffentlichen System zu verbessern. Dies führe in öffentlichen Krankenhäusern dazu, dass einige Erkrankte den Ärzten Geld zusteckten. In den urbanen Zentren und Großstädten sei Korruption weniger verbreitet, berichtet der rumänische Verband der Patienten mit chronischen Krankheiten, COPAC.
In den Städten wächst der private Markt für Gesundheitsdienstleistungen
Private Dienstleister sind die größten Abnehmer von medizinischer Ausrüstung. Sie bieten das größte Potenzial für Geschäftskooperationen mit Lieferanten von Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien, weil es einfacher ist, mit ihnen einen B2B-Kontakt herzustellen und weniger aufwendige Verwaltungsprozesse hinter Beschaffungsvorhaben stecken.
Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist kostenlos
Ein Großteil der Gesundheitsversorgung in Rumänien ist zentral organisiert und kostenlos für alle, die an der Nationalen Krankenversicherung (rumänisch: Casa Națională de Asigurări de Sănătate, CNAS) teilnehmen. Alle Arbeitnehmer sind automatisch versichert. Die Beiträge zahlen dabei die Arbeitgeber. Die CNAS unterhält öffentliche Krankenhäuser und finanziert deren Ausstattung mit Personal und Ausrüstung. Des Weiteren subventioniert sie die Kosten für Medikamente.
Ein zunehmendes Problem ist zusätzlich der Personalmangel. Ärzte und Pflegekräfte dauerhaft zu binden, ist besonders für den öffentlichen Gesundheitssektor eine große Herausforderung. Für sie ist der Wettbewerb mit privaten Anbietern bei Lohnkosten etwa eine große Herausforderung.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2022, in Mio.) | 19,1 |
Bevölkerungswachstum (2022, in % p.a.) | 0,1 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2021) |
|
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 15,9 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 18,6 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2022, in Jahren) | 74,1 |
Monatliches Durchschnittseinkommen (2022, in Euro) | 1.241,4 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2020, in Euro) | 713 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2020, in %) | 6,3 |
Ärzte/100 Tsd. Einwohner (2020) | 333 |
Zahnärzte/100 Tsd. Einwohner (2020) | 95 |
Krankenhausbetten/100 Tsd. Einwohner (2020), davon | 708,8 |
privat | 48,8 |
öffentlich | 660 |
Ausländische Anbieter mit starker Marktposition
Deutsche Firmen sind Marktführer bei den Gesamtimporten, gefolgt von den Niederlanden und China. Die großen ausländischen Produzenten moderner medizintechnischer Apparate setzen ihre Hightech-Medizintechnik über Vertretungen oder Vertriebspartner ab. Insgesamt gibt es in Rumänien etwa 300 Händler von Medizintechnik.
Vielfach handelt es sich dabei um kleine Unternehmen. Zu den internationalen Unternehmen, die Hightech-Produkte und Ausrüstungen in Rumänien vertreiben, zählen GE Healthcare, Siemens Healthineers, Medtronic, Philips, Varian, Johnson & Johnson, Olympus, Nihon Kohden, Beckmann Coulter, Samsung, Zeiss, Hartmann und Omron.
SITC | Import (2022) | Anteil Import aus Deutschland | |
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 122,2 | 17,4 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 110,5 | 16,9 |
741.83 | Sterilisierapparate | 10,9 | 19,3 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 61,5 | 29,9 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 80,7 | 31,9 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 18,6 | 19,2 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 183 | 39,2 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 69,7 | 29,7 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 33,7 | 27 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 99,3 | 18,3 |
Zu den bedeutenden Importeuren von medizinischen Ausrüstungen gehören Fresenius Medical Care Romania, Tehno ElectroMedical Company, General Electric Medical Systems Romania, Gadagroup, Sante International und Gemedica. Bei orthopädischen Hilfsmitteln und orthopädischen Implantaten sind es Medical Technologies International, Silva Trading, Medical Ortovit, Bio Technic Romania, Valdomedica Trading, Ronda Medical.
Heimische Hersteller von medizinischen Geräten gibt es nicht. Lokale Produzenten fertigen lediglich Verbrauchsartikel wie Desinfektionsmittel, Wundversorgungsprodukte, Zahnprothesen und Brillen. So stellt zum Beispiel das rumänische Unternehmen Velfina Wundversorgungsprodukte und Verbrauchsartikel für Chirurgie und Operationssäle her. Das Produktionsvolumen der rumänischen Industrie für medizinisches Verbrauchsmaterial bezifferten die EU-Statistiker von Eurostat für das Jahr 2020 auf 182,7 Millionen Euro.
Unternehmen | Sparte | Umsatz (2020) | Marktanteil (2020) |
---|---|---|---|
Hamilton Central Europe | Laborausrüstung | 47,2 | 13,4 |
Textile Medicale | Krankenhausbekleidung | 32,6 | 10,9 |
Fresenius Medicalcare | Dialyse | 31,5 | 8,9 |
Rhein Vision | Brillen | 17,9 | 6,1 |
Ortoprofil Prod Romania | Medizinisches Verbrauchsmaterial | 12 | 4,3 |
Interoptik | Brillen | 7,3 | 2,4 |