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EU will Preis für russisches Gas deckeln

Die EU plant, unter bestimmten Bedingungen die Großhandelspreise für Erdgas zu beschränken. Auch Russlands zweitwichtigstes Exportgut wäre damit von einem Preisdeckel betroffen.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Berlin

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) vereinbarten Mitte Dezember 2022, eine Preisobergrenze für Erdgas einzuführen. Damit will die Staatengemeinschaft die hohen Energiepreise für die europäische Industrie und Haushalte in den Griff bekommen. Im August 2022 kostete eine Megawattstunde zeitweise rund 346 Euro - das Zehnfache des Preises aus dem Vorjahr.

Obergrenze soll Gaspreis in Europa dämpfen

Der Marktkorrekturmechanismus, wie der Gaspreisdeckel offiziell genannt wird, sieht vor, dass ab 15. Februar 2023 der Börsenhandel mit Gas ausgesetzt werden kann, wenn der Preis an der Amsterdamer Energiebörse Title Transfer Facility (TTF) drei Werktage lang mehr als 180 Euro pro Megawattstunde beträgt. Daneben muss der Gaspreis über diesen Zeitraum mindestens 35 Euro über dem Preis für Flüssiggas (LNG) auf dem Weltmarkt liegen. Dann soll der Mechanismus greifen und die Preise bei erhöhter Nachfrage oder stark sinkenden Lieferungen stabilisieren. Am 28. Dezember 2022 lag der Gaspreis an Börse TTF bei rund 77,6 Euro pro Megawattstunde und damit gut einhundert Euro unter der Obergrenze.

Betroffen ist vor allem der Großhandel, bei dem sich Lieferverträge an den Futures der Energiebörse TTF orientieren. Endverbraucher sind nicht Ziel der Maßnahme. Dennoch beeinflussen die Preise im Großhandel indirekt die Verbraucherpreise.

Preisdeckel zielt auf russisches Gas

Begrenzt werden soll der Preis für Erdgas, unabhängig von dessen Herkunft. Doch richtet sich der Preisdeckel hauptsächlich gegen Gazprom, da seine Verträge hauptsächlich an Terminnotierungen für einen Monat im Voraus und darüber hinaus gebunden sind (die Obergrenze betrifft vor allem sie), schätzt Sergej Kapitonov, Analyst beim Skoltech Energy Transition Project Center and ESG.

Vor Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine kamen etwa 45 Prozent der europäischen Gasimporte aus Russland. Doch im 3. Quartal 2022 ging der Anteil des größten Flächenlandes an den EU-Erdgaseinfuhren im Vergleich zum 1. Quartal 2022 um 10 Prozentpunkte auf rund 15 Prozent zurück, meldet Eurostat.

Russland kündigt Gegenmaßnahmen an

Die russische Regierung kritisiert den Gaspreisdeckel als inakzeptabel und kündigte bereits Reaktionen an. Diese sollen jedoch erst nach einer eingehenden Analyse der Auswirkungen des Gaspreisdeckels bekannt gegeben werden. In einer ersten Reaktion verbot Präsident Wladimir Putin dem staatlichen Energiekonzern Gazprom, Erdgas aus seinen Joint Ventures mit dem deutschen Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea und dem österreichischen Energieunternehmen OMV über einer bestimmten Preisobergrenze anzukaufen. Der Höchstpreis soll noch von der Regierung festgelegt werden und rückwirkend ab dem 1. März 2022 gelten.

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