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Branche kompakt | Russland | Abfallwirtschaft

Mülltrennung und Recycling kommen in Mode

Die Abfallreform in Russland führt zu einem Anstieg der Investitionsprojekte. Es entstehen vor allem Anlagen zur Mülltrennung. Recycling spielt eine immer wichtigere Rolle.

Von Gerit Schulze | Moskau

  • Marktchancen

    Russische Haushalte gewöhnen sich allmählich an die Mülltrennung. Dadurch steigt das Volumen an sortiertem Material. Die Abfallentsorger bauen ihre Verarbeitungskapazitäten aus.

    Deponiequote soll deutlich sinken

    Nach dem holprigen Start vor drei Jahren kommt die Abfallreform in Russland jetzt in Gang, überall im Land entstehen moderne Müllverwertungsanlagen. Ziel ist es, die Deponiequote bis 2030 von 94 auf 50 Prozent zu senken und illegale Deponien zu sanieren.

    Nach Angaben der für die Steuerung der Reform zuständigen Gesellschaft REO (Russischer ökologischer Operator) können heute rund 20 Millionen Tonnen Hausmüll sortiert und davon 5 Millionen Tonnen wiederverwendet werden. Über 100 Projekte zur Sortierung, Behandlung und Verarbeitung von Hausmüll wurden in den Jahren 2019 und 2020 auf den Weg gebracht.

    Im Jahr 2020 haben russische Haushalte laut REO pro Kopf 400 Kilogramm Abfall erzeugt. Das ergibt eine Gesamtmenge von knapp 60 Millionen Tonnen fester Siedlungsabfälle. In früheren Publikationen gab die Regierung die jährliche Hausmüllmenge mit 70 Millionen Tonnen an.

    Der jährliche Umweltschutzbericht der Regierung nennt für 2020 ein Volumen von 48,5 Millionen Tonnen fester Siedlungsabfälle und damit ein Fünftel weniger als im Jahr vor Ausbruch der Coronapandemie. Davon seien 39 Prozent (18,7 Millionen Tonnen) bearbeitet worden. Nur 4 Prozent wurden laut dem Bericht wiederverwertet. Bis 2024 sollen es mindestens 12 Prozent sein.

    Regionen haben Aktionspläne für Abfallreform erstellt

    Die russischen Regionen mussten bis 2019 ein "territoriales Schema" erarbeiten, in dem die Abfallmengen und Verursacher, Deponien und Verarbeitungsbetriebe für Hausmüll aufgeführt sind. Eine Übersicht dieser Bestandsaufnahmen ist auf der Webseite des Nationalen Büros für Abfallverarbeitung abrufbar.

    Auf Basis der regionalen Daten erstellt die zentrale Abfallgesellschaft REO das "Föderale Schema zum Umgang mit Abfällen". Damit soll die zweckmäßige Verteilung der Infrastruktur sichergestellt werden. Das Schema enthält 850 Investitionsprojekte für die Einlagerung, Sortierung und Weiterverarbeitung von Hausmüll.

    Abfallgebühren steigen schnell an

    Ein Grund für die geringe Investitionstätigkeit in der russischen Abfallwirtschaft waren in der Vergangenheit die niedrigen Müllgebühren. Inzwischen steigen diese schneller als andere Wohnnebenkosten. In Moskau zahlen die Haushalte ab 2022 je Quadratmeter Wohnfläche monatlich 7,27 Rubel (8,7 Eurocent) für die Müllabfuhr. Das ist eine Verdreifachung gegenüber 2019.

    Die Hauptstadt ist mit einem Anteil von über zehn Prozent am Gesamtvolumen der größte Hausmüllproduzent Russlands. Das neue Entsorgungsschema für Moskau geht davon aus, dass die Abfallmenge 2022 rund 6,7 Millionen Tonnen erreicht und bis 2029 auf 6,8 Millionen Tonnen steigt. Beim Start der Abfallreform hatte Moskau noch ein jährliches Volumen von 8,1 Millionen Tonnen angegeben.

    In der Hauptstadt ist der Bedarf an Sortierung und Verarbeitung besonders groß. Die Stadt hat keine eigenen Deponien und die Umlandregion, das Moskauer Gebiet, nimmt ab 2022 keinen Hausmüll aus der Millionenmetropole mehr zur Deponierung an. Die Abfallbetriebe der Stadt wollen deshalb jährlich 1,4 Millionen Tonnen recyceln und den Rest in anderen Regionen deponieren.

    Entsorgung gefährlicher Industrieabfälle wird forciert

    Neben dem Hausmüll muss Russland auch bei Industrieabfall eine Entsorgungsinfrastruktur aufbauen. Hier ist das Volumen deutlich größer. Nach Angaben des Jahresberichts des Umweltministeriums entstanden 2020 fast 7 Milliarden Tonnen Abfall. Davon entfällt der überwiegende Teil auf Abraum bei der Rohstoffförderung.

    Verteilung der russischen Industrieabfälle nach Verursacher (2020)

    Industriezweig

    Volumen in Millionen Tonnen

    Abfallaufkommen insgesamt, darunter

    6.960

      Kohleförderung

    3.911

      Metallerzgewinnung

    2.071

      Metallurgieindustrie

    136

      Lebensmittelindustrie

    169

      Chemieindustrie

    55

      Textilindustrie

    40

      Land- und Forstwirtschaft

    45

      Energiewirtschaft

    17

    Quelle: Staatliche Umweltaufsicht Rosprirodnadsor

    Um die Entsorgung der gefährlichsten Abfallstoffe der Klassen I und II kümmert sich der Staatskonzern Rosatom. Dazu gehören anorganische Salzmischungen, Säureabfälle, quecksilberhaltige Gegenstände, Batterien, Asbest und stark verschmutzte Industrieabwässer. Laut Umweltministerium entstehen jährlich rund 300.000 Tonnen solcher Abfälle bei 40.000 Verursachern.

    Moderne Kapazitäten zur Neutralisierung und Verwertung dieser Gefahrenstoffe gibt es bislang nicht. Rosatom plant daher in den Regionen Kurgan, Saratow, Kirow und Udmurtien Verarbeitungszentren für jeweils 50.000 Tonnen gefährlicher Abfälle. Die ursprünglich veranschlagten Kosten haben sich auf umgerechnet 580 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Dazu beigetragen haben laut Tageszeitung Kommersant strengere Anforderungen für die Wiederverwertung von Reststoffen sowie ein höherer Automatisierungsgrad beim Entgiften und Recyceln der Gefahrenstoffe. Die Inbetriebnahme ist für 2023 geplant.

    Anlagen für Kunststoffrecycling entstehen

    Ein weiteres Wachstumsfeld ist die Verarbeitung von Kunststoffabfällen. RT-Invest plant bis 2023 im Moskauer Gebiet eine Recyclinganlage mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen. Das gewonnene Granulat soll für die Produktion von Flaschen, Verpackungen und Spielzeug verwendet werden können. RT-Invest strebt an, bis 2025 in die Top 10 der europäischen Kunststoffverarbeiter vorzurücken.

    Die beiden Unternehmen Ekolajn und Wtor-Plast planen ein ähnliches Projekt. In Jegorjewsk bei Moskau wollen sie eine Verarbeitungskapazität für 60.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr aufbauen. Die bislang größten Recyclinganlagen für Polymerabfälle in Russland (Ekotechnologii / Twer, Fantastik plastik / Nischni Nowgorod, Plarus / Moskauer Gebiet) schaffen maximal 15.000 bis 20.000 Jahrestonnen.

    Haushalte müssen zur Müllsortierung motiviert werden

    Eine Herausforderung für die Abfallreform ist die Motivation der Bevölkerung zur Mülltrennung. Nur in den großen Städten werden Reststoffe durch gesonderte Abfallcontainer erfasst. Führend sind Moskau und das umliegende Gebiet, wo fast alle Haushalte erreicht werden. In den meisten Regionen liegt die Quote unter 50 Prozent.

    Altpapier wird häufig an gesonderten Sammelstellen gegen einen Obulus angenommen, für den Privatpersonen keine Einkommensteuer zahlen müssen. Ein solcher Schritt ist auch für Glas und Plastikflaschen geplant.

    Dabei spielen Pfandautomaten eine zunehmend wichtigere Rolle. Der Staatsbetrieb REO baut ein landesweites Netz mit 10.000 Apparaten in Wohnvierteln, Einkaufszentren und Bahnhöfen auf. Dafür investiert REO 2021 und 2022 rund 70 Millionen Euro. Pilotregionen sind Tscheljabinsk, Belgorod und Nischni Nowgorod.

    Die Pfandautomaten kommen meist aus russischer Produktion, vor allem von den Herstellern Taras Group, Ecoplatform, Ekotechnologii und Sowremenny rezikling. Insgesamt werden in Russland nach REO-Schätzungen 150.000 Pfandautomaten benötigt, um Verpackungsabfälle effizient einzusammeln.

    Hersteller bald verantwortlich für Verpackungsrecycling

    Für Verpackungen sollte am 1. Januar 2022 eine 100prozentige Recyclingquote gelten. Im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung (russische Abkürzung ROP) müssten die Inverkehrbringer für die Rücknahme und Wiederverwertung aller Verpackungen sorgen oder eine erhöhte Umweltabgabe zahlen. Nach heftiger Gegenwehr aus der Wirtschaft und einigen Ministerien wurde die Umsetzung "um einige Monate" verschoben.

    Die Regierung rechnet mit Einnahmen aus der Umweltabgabe von mehr als 100 Milliarden Rubel (1,2 Milliarden Euro, EZB-Wechselkurs am 16. Dezember: 1 Euro = 83,29 Rubel), mit denen ein Recyclingsystem für Verpackungen und andere Waren aufgebaut werden soll.

    Bislang geht die Finanzierung der Hausmüllentsorgung vor allem zu Lasten der Bürger, kritisiert die Regierung. Sie hätten 2020 umgerechnet 2,3 Milliarden Euro Abfallgebühren gezahlt, während die Umweltabgabe der Unternehmen nur Einnahmen von 47 Millionen Euro erbrachte. Deren schrittweise Erhöhung soll Abfallverursacher motivieren, in die Vermeidung und Wiederverwertung zu investieren. 

    Mehr Kompostierung von organischen Abfällen avisiert

    Erst im Aufbau befindet sich die Infrastruktur für die Kompostierung von organischen Abfällen. Erste Anlagen entstehen im Moskauer Gebiet, deutsche Lieferanten berichten von neuen Aufträgen. Das Industrie- und das Landwirtschaftsministerium arbeiten an einem Gesetzesrahmen, um Essensreste aus Restaurants und abgelaufene Lebensmittel aus Supermärkten zur Produktion von Mischfutter und Dünger zu nutzen.

    Wichtige Investitionsprojekte in der russischen Abfallwirtschaft (Auswahl, Investitionen in Millionen Euro))

    Projekt / Region

    Investition

    Projektstand

    Investor, Projektbetreiber

    Bau von vier Anlagen zur Vernichtung toxischer Abfälle / Gebiete Kurgan, Saratow, Kirow, Republik Udmurtien

    580

    Im Bau, geplante Fertigstellung 2023

    Rosatom

    Anlage zur Kunststoffverarbeitung / Kaschira, Gebiet Moskau

    120

    Fertigstellung 2023

    RT-Invest

    Werk zur Verarbeitung von Kunststoffabfällen / Jegorjewsk, Gebiet Moskau

    86

    Geplante Fertigstellung 2023

    Jointventure von Eco Line und Wtor-Plast, Kofinanzierung durch PPK REO

    Verarbeitungswerk für Lithium-Ionen-Akkus / Dserschinsk, Gebiet Nischni Nowgorod

    60

    Fertigstellung 2024

    AO Rusatom-Greenway

    Abfallverarbeitungswerk / Gatschina, Gebiet Leningrad

    60

    Baustart Ende 2021, geplante Fertigstellung 2024

    Gruppa ERO, Select energy

    Technopark mit Schwerpunkt Abfallverarbeitung / Gebiet Rjasan

    36

    Projektierung 2022, Fertigstellung 2024

    PPK REO und Gebietsverwaltung Rjasan

    Technopark mit Schwerpunkt Abfallverarbeitung / Sonderentwicklungsgebiet Nadeschdinskaja, Region Primorsk

    36

    Ausschreibung (Konzession) 2022

    PPK REO und Verwaltung der Region Primorsk

    Bau von Abfallsortier- und Verarbeitungsanlagen / Ola, Gebiet Magadan

    36

    Gemeinsame Ankündigung der Gebietsverwaltung und REO

    PPK REO und Verwaltung des Gebiets Magadan

    Modernisierung eines Abfallsortier- und Verarbeitungswerks / Gebiet Samara

    19

    Fertigstellung der ersten Phase 2023

    PPK REO und Verwaltung des Gebiets Samara, OOO Eko Resurs Powolschje

    Verarbeitungswerk für PET-Kunststoffe / Nabereschnyje Tschelny, Republik Tatarstan

    5

    Fertigstellung 2024

    AO Rusatom-Greenway

    Quelle: Unternehmensangaben, Presseberichte, Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Branchenstruktur

    Rund 200 Abfallentsorgungsunternehmen kümmern sich um die Einsammlung und Verwertung des Hausmülls in Russland. Ein Staatsbetrieb koordiniert die Modernisierung der Branche.

    Über 100 Projekte bekommen staatliche Zuschüsse

    Wichtigster Akteur in der russischen Abfallwirtschaft ist der Rossijski ekologitscheski operator (REO), ein Unternehmen öffentlichen Rechts. Der Staatsbetrieb ist das Koordinierungs- und Kontrollorgan für die Reform der Branche. Er beteiligt sich als Koinvestor an Projekten zur Sortierung und Weiterverarbeitung von Siedlungsabfällen, entweder über den Kauf von Anleihen oder über direkte Beteiligung am Grundkapital der Entsorgungsbetriebe. Außerdem organisiert REO Kampagnen zur Aufklärung der Bevölkerung zur Mülltrennung und -vermeidung.

    Laut Tageszeitung Vedomosti hat REO allein 2021 in den Regionen 13 Investitionsvorhaben gefördert. Für über 100 weitere Projekte prüft REO eine finanzielle Unterstützung. Sie werden in der Regel von den regionalen Abfallentsorgungsbetrieben realisiert.

    Eigene Entsorgungsbetriebe in jeder Region

    Insgesamt sind in Russland rund 4.000 Unternehmen im Geschäft mit Hausmüll tätig. Die meisten davon bieten lediglich Dienstleistungen zum Einsammeln und Abfahren an.

    Auf der Karte des Nationalen Büros für die Abfallverarbeitung (NKO) waren Mitte Dezember 2021 für das ganze Land 1.111 Hausmülldeponien verzeichnet, davon befinden sich 30 im Aufbau. Der Katalog umfasst außerdem 206 Standorte zu Abfallverarbeitung und 105 Objekte, in denen Müll zu neuen Produkten recycelt wird.

    Viele Deponien in Russland sind überfüllt, häufig kommt es zu Bränden, Schadstoffemissionen oder belastetem Sickerwasser. Neben den offiziellen Deponien existieren Tausende illegale oder nicht rekultivierte Müllhalden.

    Im Zuge der Abfallreform mussten die Regionen bis Herbst 2019 die Abfallentsorgung neu ausschreiben. Dadurch wurden "Regionale Operatoren" bestimmt, die exklusiv in einem Gebiet den Hausmüll einsammeln, sortieren, verwerten und bei Bedarf deponieren. Die Konzessionsverträge mit den Gebietskörperschaften laufen in der Regel zehn Jahre. Das Webportal Vyvoz.org pflegt einen Katalog der russischen Abfallentsorgungsbetriebe, der Ende 2021 insgesamt 217 Einträge umfasste. Einige Unternehmen sind in mehreren Regionen tätig.

    Wichtige regionale Abfallentsorger in Russland

    Unternehmen

    Regionen

    RT-Invest

    Moskauer Gebiet, Irkutsk, Tatarstan

    MBPO

    Sankt Petersburg, Leningrader Gebiet

    Musorouborotschnaja kompanija

    Krasnodar

    Tschisty gorod

    Astrachan, Rostow-am-Don, Kalmückien, Adygeja

    Chartija

    Moskau, Moskauer Oblast, Jaroslawl, Tula, Wladimir

    Citymatik

    Murmansk, Nischni Nowgorod, Wolgograd, Saratow, Tscheljabinsk

    Mechuborka

    Pensa, Pskow, Nischni Nowgorod, Krasnodar, Baschkirien, Transbaikalien

    Quelle: Tageszeitung Vedomosti

    Mit Remondis ist in Mordwinien auch ein deutscher Dienstleister im Entsorgungsgeschäft tätig. In der Regel sind die Betriebe aber lokale Unternehmen, an denen die Regionalverwaltung häufig beteiligt ist.

    Im größten Hausmüllmarkt Moskau wurde im Mai 2021 der kommunale Betrieb Ekotechprom zum zentralen Entsorgungsunternehmen bestimmt, das daraufhin neue Unteraufträge für die elf Stadtbezirke vergeben hat. Der Zuschlag für Müllabfuhr, Sortierung, Verarbeitung und Deponierung ging meist an die bestehenden Dienstleister, darunter MKM-Logistika, Ekolajn, MSK-NT und Chartija.

    Müllverbrennung bleibt ein heißes Thema

    Ein wichtiger Player in der russischen Abfallwirtschaft ist RT-Invest, an dem die staatliche Industrieholding Rostec beteiligt ist. Das Unternehmen ist vor allem im Großraum Moskau und in Tatarstan mit der Müllentsorgung beschäftigt. Im Moskauer Gebiet und in Tatarstan lässt RT-Invest fünf Müllverbrennungsanlagen errichten, die frühestens 2023 ans Netz gehen sollen.

    Zusammen mit der staatlichen Entwicklungsbank VEB.RF plant RT-Invest 25 weitere Müllverbrennungsanlagen in Ballungsregionen. Dadurch sollen jährlich 14,6 Millionen Tonnen Hausmüll thermisch verwertet werden. Die Gesamtinvestitionen schätzt RT-Invest auf 15,7 Milliarden Euro. Allerdings stößt dieses Vorhaben auf lokalen Widerstand, Experten bezweifeln die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Projekte.

    Bislang hat nur die Region Krasnodar im Rahmen dieses Vorhabens dem Bau von zwei Müllverbrennungsanlagen zugestimmt. Eine davon soll im Urlaubsort Sotschi entstehen, wo die Deponiekapazitäten allmählich erschöpft sind.

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Rahmenbedingungen

    Trotz steigender Lokalisierungsanforderungen haben deutsche Unternehmen gute Lieferchancen in Russlands Abfallwirtschaft. Gefragt ist Spezialtechnik mit hohem Automatisierungsgrad.

    Einfache Sortieranlagen meist aus Inlandsproduktion

    Nach Angaben der staatlichen Abfallgesellschaft REO können die wichtigsten Produktionsanlagen für Sortierung und Recycling inzwischen zu 60 Prozent in Russland hergestellt werden. Geschäftschancen gibt es weiterhin bei elektronischen Komponenten und komplexeren Systemen wie Zerkleinerungsmaschinen oder Technik zum Glasrecycling, zur Kompostierung und Aufbereitung von Verbrennungsasche.

    Russlands Regierung strebt an, den Lokalisierungsanteil bei Ausrüstungen zur Abfallbehandlung von 45 Prozent (2016) auf 85 Prozent (2025) zu erhöhen. Wenn öffentliche Mittel eingesetzt werden, müssen die Entsorger einheimische Anbieter bevorzugen. In der Praxis machen ausländische Lieferanten aber immer noch gute Geschäfte.

    Das zeigt ein Blick in die Datenbank der im Land installierten Recycling- und Verarbeitungsanlagen für Abfälle, die von der staatlichen Umweltaufsicht Rosprirodnadsor geführt wird. Dort waren Ende Oktober 2021 über 2.000 Standorte eingetragen. In der Liste sind neben der Kapazität und Abfallart auch die Lieferanten der jeweiligen Ausrüstungen genannt. Bei Anlagen im Fernen Osten dominieren chinesische Hersteller. Unter den deutschen Maschinenbauern sind unter anderem Stadler, Husmann, Weima und Hammel Recyclingtechnik aufgeführt. Sie konkurrieren vor allem mit Produzenten aus Italien, Österreich und Schweden.

    Öffentliche Vorhaben im Bereich Abfallwirtschaft werden über die zentrale Beschaffungsplattform www.zakupki.gov.ru ausgeschrieben. Zu empfehlen ist eine direkte Kontaktaufnahme mit den regionalen Entsorgungsbetrieben und deren Verband "Tschistaja strana".

    Webportal wirbt für deutsche Umwelttechnik

    Die deutsche Wirtschaft hat sich gut positioniert, um bei der Abfallreform mit Russland ins Geschäft zu kommen. Regelmäßig finden Markterschließungsreisen statt, bei denen kleine und mittelständische Unternehmen in Kontakt mit potenziellen Auftraggebern kommen. Die Termine sind im Außenwirtschaftsportal iXPOS zu finden.

    Darüber hinaus betreibt die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) in Moskau die Online-Datenbank Germantech.ru, die über deutsche Technologien und Projekte informiert. Dort können russische Auftraggeber neue Lieferanten und Kooperationspartner suchen.

    Außerdem führt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Zusammenarbeit mit dem russischen Umweltministerium das Projekt "Klimaneutrale Abfallwirtschaft" durch. Die GIZ unterstützt ihre Projektpartner mit Beratung, Fortbildung und der Erstellung von Konzeptlösungen für ein modernes Abfall-Management. Pilotregionen für Praxistests sind Kursk, Woronesch und Kaluga. Dort stellt die GIZ auch Technologie wie Sammelcontainer und Müllfahrzeuge bereit.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Russland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    German RETech Partnership e.V.

    Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche zur Exportförderung

    Ministerium für Naturressourcen und Ökologie

    Zuständig für Umweltschutzprogramme und das Projekt "Sauberes Land"

    Russischer Ökologischer Operator (REO)

    Kontrolliert die Arbeit der regionalen Müllentsorger und den Fortgang der Abfallreform, finanziert Projekte

    Verband „Tschistaja strana“

    Branchenvereinigung der regionalen Entsorgungsunternehmen (62 Mitglieder)

    WasteTech

    Messe für Technologien der Abfallwirtschaft, Moskau, Krokus Expo, 13. bis 15. September 2022

    WASMA

    Internationale Messe für Umwelttechnologien, Moskau, Messegelände Expocenter, 22. bis 24. März 2022

    Twjordyje bytowye otchody (Feste Siedlungsabfälle)

    Onlineportal zur Abfallwirtschaft

    Otchody i resursy (Abfälle und Ressourcen)

    Onlineportal mit englischsprachiger Version

    Von Gerit Schulze | Moskau

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