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Sambia will Kupferverarbeitung ausbauen
Mehr Wertschöpfung aus mineralischen Rohstoffen ist das Ziel. Dafür braucht Sambia Investitionen und Technologiepartner.
16.05.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Mit einem aufmunternden "Ku Bomba - an die Arbeit!" gab der sambische Präsident Hakainde Hichilema auf dem EU-Zambia Business Forum zur Kupferindustrie in der Bergbaustadt Kitwe im April 2024 das Signal zu einer verstärkten Zusammenarbeit lokaler und europäischer Unternehmen. Das Ziel ist symptomatisch für viele afrikanische Länder: weg von der Rolle des reinen Rohstoffexporteurs, mehr Wertschöpfung im eigenen Land. Das schafft lokal Arbeitsplätze, mehrt potenziell den Wohlstand und stellt die Wirtschaft auf eine breitere Basis.
Industrieentwicklung: Zusammenspiel mehrerer Faktoren
Vier Themenkomplexe stehen dabei für Hichilema auf der Agenda. Der erste ist der Zugang zu Kapital zu einem fairen Preis. Im Kontext hoher Staatsverschuldung etlicher afrikanischer Länder und der technischen Zahlungsunfähigkeit Sambias 2021 leidet das Land unter einer ungünstigen Risikoeinstufung. Dies macht die Finanzierung aus eigener Kraft für einheimische Unternehmen teuer und erhöht so die Abhängigkeit von internationalen Investoren.
Der zweite Aspekt ist der Zugang zu Technologie. Auch diese bringen ausländische Unternehmen in der Regel mit. Der Transfer von Wissen und der Aufbau einer lokalen Basis von Fachkräften im Rahmen von Partnerschaften zwischen lokalen und internationalen Akteuren ist daher eine Ziel der Regierung. Damit ist auch der dritte Aspekt angesprochen, der für Hichilema zentral ist: das Verhältnis zwischen Afrika und Europa. Hier müssten jahrhundertealte Muster aufgelöst werden, so der Präsident, um die Basis zu schaffen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und für den vierten Punkt, den Ausbau lokaler Wertschöpfungsketten. Mit lokal ist in diesem Zusammenhang nicht nur Sambia gemeint, sondern das südliche Afrika als regionaler Markt.
Unternehmen | Ort | Kapazität (t) | Besitzstrukturen |
---|---|---|---|
Chambishi Metals | Chambishi | Kupferkathoden 27.000; Kobalt 5.500 | Eurasian Resources Group (Kasachstan) 90%, ZCCM-IH 1) 10% |
Chambishi Copper Smelter Company | Chambushi | Kupferanoden 250.000 | China Nonferrous Metal Mining Group 60%, Yunnan Copper Industry 40% |
CNMC Luanshya Copper Mines, Muliashi Leach Plant | Luanshya | Kupferkathoden 40.000 | NFC Africa Mining (China) |
First Quantum Mining and Operations | Ndola | Kupferkathoden 52.000 | First Quantum Minerals (Kanada) |
Jubilee Metals Group | Kabwe | Kupferkathoden 14.000, Kobalt (Karbonat) 600 | Jubilee Metals Group (Vereinigtes Königreich) |
Kansanshi Smelter | Solwezi | Kupferkathoden 340.000 | First Quantum Minerals (Kanada) 80%, ZCCM-IH *) 20% |
Konkola Copper Mines, Nchanga Plant | Chingola | Kupferanoden 311.000, Kupferkathoden 80.000, Kupfer-Kobalt-Legierung 3.000 | Vedanta Resources (Indien) 79,4%, ZCCM-IH 1) 20,6% |
Mopani Copper Mines | Mufulira, Kirtwe | Kupferanoden 200.000, Kupferkathoden 290.000, Kobalt 2.800 | Delta Mining (VAE) 51%, ZCCM-IH 1) 49% |
Der Moment scheint günstig. Im Zuge der Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Energieversorgung steigt weltweit die Nachfrage nach den dafür benötigten Rohstoffen. Den Bedarf an Kupfer beispielsweise schätzt die EU-Kommission für das Jahr 2035 auf 50 Millionen Tonnen. Das aktuelle Produktionsvolumen liegt weltweit bei 31 Millionen Tonnen. Soll die Konzentration der Weiterverarbeitung auf wenige Länder, insbesondere auf China, im Zuge der Expansion nicht weiter zunehmen, besteht Spielraum für neue Player wie zum Beispiel Sambia. "In der gesamten Prozesskette von der Exploration über die Förderung und Anreicherung bis zur Herstellung von Endprodukten und der Stärkung der Kreislaufwirtschaft bestehen zahlreiche Ansatzpunkte für die Zusammenarbeit", sagt Peter Handley, Leiter der Arbeitsgruppe für energieintensive Industrien und Rohstoffe bei der EU-Kommission.
Zielvorstellung: Joint Ventures
Um aus diesen Ansatzpunkten konkrete Projekte werden zu lassen, wünscht sich Präsident Hichilema vor allem Joint Ventures. Partnerschaften, bei den europäische Unternehmen Technologie und Finanzierungen mitbringen und die sambische Seite die Rohstoffe, Flächen und Arbeitskräfte stellt, beispielsweise. Hierzu muss allerdings auch vor Ort noch einiges geschehen. Von rechtlichen Rahmenbedingungen über die Ausbildung von Fachkräften reicht das Spektrum bis zu den Vermarktungsstrukturen.
Denn bislang wird das in Sambia produzierte Kupfer zu sehr großen Teilen über internationale Rohstoffhändler abgewickelt, oft mit Sitz in der Schweiz, die daher der wichtigste Handelspartner Sambias ist. Physisch landet das Kupfer dann in der Regel in China. Für lokale Unternehmen ist es nicht einfach, überhaupt an den Rohstoff zu kommen, da die Produktion bereits vertraglich vergeben ist. Vorschlag von Sokwani Chilembo, CEO des sambischen Chamber of Mines ist es deshalb, zukünftige Mehrproduktion - Ziel der Regierung ist die Ausweitung von knapp 800.000 auf 3 Millionen Tonnen - lokal zu verkaufen und zu verwenden. In den letzten Jahren seien mehr Investitionen in die Verarbeitung geflossen als in die Bergwerke, sagen Unternehmensvertreter. Die Versorgung mit Erz sei aber nicht konsistent.
Anlaufstellen für deutsche Unternehmen
Das Kompetenzzentrum Bergbau & Mineralische Rohstoffe an der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK) in Südafrika steht mit Informationen zur Branche und zur Kontaktanbahnung zur Verfügung.
Vor Ort in Sambia unterstützt das Regionalbüro Lusaka der AHK beim Markteinstieg.
Betriebsstrukturen: Ansätze vor Ort
Der schwierige Zugang zum Rohstoff Kupfer stellt lokale Hersteller, zum Beispiel von Kabeln, vor große Herausforderungen, wie Shakitkumar Jha von der Firma Uniflex Cables ausführt: Die Kupferpreise orientieren sich an der Londoner Börse, nicht an den Produktionskosten in Sambia. Lokale Hersteller können daher den theoretisch bestehenden Preisvorteil nicht nutzen. Dennoch hat sich die Zahl der Kabelproduzenten in Sambia seit 2017 von einem auf vier erhöht. Weitere Unternehmen planen den Einstieg. Die Konkurrenz aus Asien ist in Bereichen wie Haushaltskabeln jedoch aufgrund der Preisrelationen hoch.
"Für den weiteren Ausbau der Wertschöpfungsketten vom Kupfer zu Endprodukten ist es zunächst notwendig, die möglichen Verwendungen des Rohstoffs zu analysieren", gibt Ashi Sagar, Vorsitzender der Zambia Association of Manufacturers, zu bedenken. Was kann vor Ort gemacht werden? Wo bestehen Kostenvorteile? Gibt es dazu genügend Fachkräfte? Welche Standards sollen beachtet werden, um eine internationale Vermarktung zu ermöglichen? Der Aufbau von Institutionen für die Berufsbildung oder die Zertifizierung steht also zum Teil noch vor der eigentlichen Entwicklung der Industrie.