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In Saudi-Arabien nehmen erneuerbare Energien Fahrt auf
Das Königreich hat begonnen, den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich zu beschleunigen. Dennoch dürften die für 2030 gesetzten ambitionierten Ziele weit verfehlt werden.
29.01.2025
Von Robert Espey | Dubai
Die saudische Regierung plant, bei erneuerbaren Energien bis 2030 eine Leistung von 130 Gigawatt zu installieren. Jedoch hat das Königreich seine Ziele bei Erneuerbaren bislang nie erreicht. Planung und Realisierung klaffen sehr weit auseinander. Daran dürfte sich auch zukünftig wenig ändern.
Im Jahr 2024 wurden Photovoltaikprojekte mit einer Leistung von 5,3 Gigawatt abgeschlossen. Ein Blick auf das Vorjahr zeigt eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren: Ende 2023 verfügten die lizenzierten Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen nach Angaben der Saudi Electricity Regulatory Authority (SERA) über eine nominale Leistung von 1,4 Gigawatt. Dies entsprach einem Anteil von 1,5 Prozent an den gesamten Kraftwerkskapazitäten.
Um das Ziel von 130 GW zu erreichen, müssten von 2025 bis 2030 durchschnittlich mehr als 20 Gigawatt pro Jahr hinzukommen. Entsprechend dimensionierte konkrete Projektpläne gibt es bislang nicht.
Projekt | Betreiber / Investoren | Leistung (Megawatt) | Investition (Mio. US$) |
---|---|---|---|
Shuaibah 2 | 2.060 | 1.800 | |
Sudair | ACWA Power / Aramco / Public Investment Fund / Sudair One Renewable Energy Company | 1.500 | 924 |
Ar Rass | 700 | 450 | |
Shuaibah 1 | ACWA Power / Al Babtain Contracting / Gulf Investment Corporation | 600 | 570 |
Saad | 348 | 501 | |
Shopping Mall Rooftop Solar | 52 | 52 |
Lange Liste geplanter Solar- und Windkraftanlagen
Die Projektdatenbank MEED Projects gibt das Investitionsvolumen der geplanten Solar- und Windkraftwerke mit über 70 Milliarden US-Dollar (US$) an. Davon entfallen allerdings 55 Milliarden US$ auf Vorhaben in der im Aufbau befindlichen Entwicklungszone NEOM. In welchem Umfang und Zeitrahmen die in NEOM geplanten Kraftwerke realisiert werden, hängt von der Entwicklung des gesamten NEOM-Projekts ab und gilt deshalb als ungewiss. Projektbetreiber ist das staatliche Unternehmen ENOWA, das in NEOM die Energie- und Wasserversorgung koordiniert.
ENOWA liegen derzeit Angebote für die Errichtung der Gayal Wind Farm mit einer Kapazität von 1.200 Megawatt und des 800-Megawatt-Photovoltaikparks Shiqri vor. Bewerber für das auf 2,4 Milliarden US$ geschätzte Windkraftprojekt sind China Power und das ägyptische Unternehmen Orascom. Wer ein Angebot für das mit 800 Millionen US$ veranschlagte Solarvorhaben vorgelegt hat, ist bislang nicht bekannt. Präqualifiziert hatten sich Larsen & Toubro, die Al-Sharif Group, Power China, SMEC sowie und Sterling & Wilson.
Projekt (Stand) *) | Betreiber / Investor | Leistung (Megawatt) | Investition (Mio. US$) |
---|---|---|---|
Hasma Solar (PQ) | 1.500 | 2.000 | |
Starah Wind (ST) | 1.500 | 2.000 | |
Sharifa Solar (PQ) | 1.500 | 2.000 | |
Dawadmi Wind (PQ) | 1.500 | 1.500 | |
Najran Solar (PQ) | 1.400 | 1.400 | |
Yanbu Wind (AP) | 700 | 1.000 | |
Al Darb Solar (PQ) | 600 | 600 | |
Samtah Solar (PQ) | 600 | 600 | |
Offshore Floating Wind Farm (ST) | 500 | 500 | |
Al Sufun Solar (PQ) | 400 | 400 |
Projekte für 22 Gigawatt in der Bauphase
Im Bau befinden sich MEED Projects zufolge Solaranlagen im Wert von 16,7 Milliarden US$ sowie Windkraftwerke für 1,6 Milliarden US$. Die Leistung der Solarprojekte summiert sich auf etwa 16,3 Gigawatt, bei Windkraft sind es 1,1 Gigawatt. Der Großteil der Projekte soll erst 2027 abgeschlossen werden. Für 2025 und 2026 ist lediglich die Fertigstellung von jeweils rund 2 Gigawatt vorgesehen.
Neben den genannten Projekten werden Solar- und Windparks mit einer Kapazität von 4,3 Gigawatt zur Versorgung des grünen Wasserstoffprojekts der NEOM Green Hydrogen Company errichtet. Jinko Power aus China liefert die Solarmodule. Die Windturbinen kommen vom chinesischen Unternehmen Envision Energy. Für den Bau der Wind-und Solaranlagen ist Larsen & Toubro aus Indien verantwortlich. Die Fertigstellung soll 2026 erfolgen.
ACWA Power und PIF sollen Erneuerbare vorantreiben
Ein zentraler Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien ist ACWA Power, ein 2008 gegründeter Betreiber von Kraftwerken und Meerwasserentsalzungsanlagen. Hauptaktionär des Unternehmens ist der unter Kontrolle von Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud stehende Public Investment Fund (PIF). Gemäß staatlicher Planung soll ACWA Power gemeinsam mit dem PIF und anderen in- und ausländischen Partnern 70 Prozent der bis 2030 angestrebten Solar- und Windkraftkapazitäten außerhalb von NEOM realisieren.
Die restlichen 30 Prozent sollen im Rahmen des National Renewable Energy Programms (NREP) errichtet werden. Das NREP liegt in der Zuständigkeit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), die zum Energieministerium gehört. Alle NREP-Vorhaben sind öffentlich-private Partnerschaftsprojekte.
Nach Firmenangaben haben die von ACWA Power in Saudi-Arabien und im Ausland betriebenen, im Bau befindlichen und geplanten Kraftwerke eine Leistung von rund 66 Gigawatt. Die Kapazität der Meerwasserentsalzungsanlagen von ACWA Power liegt bei täglich 8 Millionen Kubikmetern. Das Investitionsvolumen wird mit 94 Milliarden US$ angegeben. Hier sind auch die im Bau befindlichen und geplanten Strom- und Wasserprojekte eingeschlossen.
Die ersten von ACWA Power im Bereich der Erneuerbaren durchgeführten großen Projekte wurden außerhalb von Saudi-Arabien umgesetzt (Vereinigte Arabische Emirate, Jordanien, Marokko etc.). Im Königreich wurde als erstes Vorhaben 2020 die Photovoltaikanlage Sakaka mit einer Leistung von 300 Megawatt fertiggestellt. Im Jahr 2024 konnte ACWA Power den Bau der Photovoltaikanlagen Shuaibah 1 & 2, Sudair und Ar Raas mit Leistungen von 2.660, 1.500 und 700 Megawatt abschließen.
Weiterhin hohe Investitionen in Gas- und Kernkraftwerke
Trotz des beschleunigten Ausbaus erneuerbarer Energien wird weiterhin mehr in gasbetriebene Kraftwerke investiert. Gemäß MEED Projects sind gegenwärtig Projekte im Gesamtwert von 37 Milliarden US$ im Bau. Allein 2024 wurden Aufträge über knapp 25 Milliarden US$ für konventionelle Kraftwerke vergeben.
Zu den Kraftwerkskomplexen im Baustadium gehören unter anderem die Projekte Qassim, Taiba, Qurrayah, Remah, Al Nairiyah und Hajar mit jeweils 3,6 Gigawatt sowie Ghazlan 1 & 2 mit insgesamt 5,3 Gigawatt. Nur noch wenige konventionelle Kraftwerke sind in Planung. MEED Projects listet drei Vorhaben für insgesamt 1,4 Milliarden US$.
Seit 2013 beabsichtigt Saudi-Arabien Kernkraftwerke zu bauen. Allerdings waren die Planungsfortschritte in den letzten Jahren gering. Zunächst sollen zwei 1,4-Gigawatt-Reaktoren errichtet werden. Als Anbieter präqualifizierten sich die Korea Electric Power Corporation, die IC Ibrahim Cecen Yatirim Holding aus der Türkei, die China National Nuclear Corporation, Électricité de France und die russische Rosatom. Projektbetreiber ist die King Abdullah City for Atomic & Renewable Energy.