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Branchen | Saudi-Arabien | Wasserstoff

Entwicklung vieler Wasserstoffprojekte in Saudi-Arabien ungewiss

Saudi-Arabien will bis 2035 jährlich 18 Millionen Tonnen grünen und blauen Wasserstoff erzeugen können. Bei vielen Projekten lassen jedoch Umsetzungserfolge auf sich warten.

Von Robert Espey | Dubai

In der neuen Entwicklungszone NEOM im Nordwesten des Königreichs befindet sich ein grünes Wasserstoffprojekt in der Bauphase. Das verschafft Saudi-Arabien in der Golfregion einen deutlichen Entwicklungsvorsprung. Bei den geplanten Milliardeninvestitionen in weitere grüne und blaue Wasserstoffprojekte gibt es zwar immer wieder Ankündigungen, aber keinen klaren Fahrplan.

Saudi-Arabien hat bislang keine detaillierte Wasserstoffstrategie vorgelegt. Die Regierung bekräftigt jedoch immer wieder, das Königreich strebe bei grünem und blauem Wasserstoff international eine Spitzenposition an. Als Produktionsziel für 2030 werden 2,9 Millionen Tonnen blauer und grüner Wasserstoff genannt.

Bis 2035 soll eine Jahreskapazität von 12 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff und 6 Millionen Tonnen blauem Wasserstoff erreicht sein. Um bei blauem Wasserstoff das Ziel zu erreichen, werden Fortschritte bei den CCUS-Technologien (Carbon Capture, Utilisation and Storage) eine entscheidende Rolle spielen.

PIF macht Rückzieher, ACWA Power soll Führungsrolle übernehmen

Im Oktober 2024 machte der von Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud kontrollierte Public Investment Fund (PIF) Schlagzeilen mit einem neu gegründeten Tochterunternehmen, der Energy Solution Company (ESC). Nach Recherchen des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg sollte die ESC mindestens 10 Milliarden US-Dollar (US$) in blaue und grüne Wasserstoffprojekte investieren. 

Vorhaben zur Herstellung von blauem Wasserstoff sollten in Kooperation mit dem nationalen Ölkonzern Aramco umgesetzt werden. Dem Vernehmen nach war für die Leitung des Unternehmens ein ehemaliger Manager von ThyssenKrupp vorgesehen.

Zwischenzeitlich wurden jedoch die Pläne aufgegeben, die ESC zum führenden Akteur im saudi-arabischen Wasserstoffsektor zu machen. Die erst im Sommer 2024 ins Leben gerufene ESC wurde aufgelöst. Die Rolle als Motor des saudi-arabischen Wasserstoffsektors soll nun ACWA Power übernehmen, ein 2008 gegründeter Betreiber von Kraftwerken und Meerwasserentsalzungsanlagen. An dem börsennotierten Unternehmen ist der PIF mit 44 Prozent beteiligt.

ACWA Power: Kraftwerks- und MeerwasserentsalzungsprojekteAnzahl; Stand: Januar 2025 *)

Projekte

in Betrieb

im Bau

in Planung

Öl- und Gaskraftwerke

10

2

0

Solar- und Windkraftwerke

14

11

4

Meerwasserentsalzungsanlagen

8

2

1

Kombinierte Kraftwerks- und Meerwasserentsalzungsanlagen

6

2

0

* Die Projekte befinden sich in Saudi-Arabien und elf anderen Ländern (Oman, Ägypten, Jordanien etc.).Quelle: ACWA Power 2025

Nach Firmenangaben haben die von ACWA Power in Saudi-Arabien und im Ausland betriebenen, im Bau befindlichen und geplanten Kraftwerke eine Leistung von rund 66 Gigawatt. Die Kapazität der Meerwasserentsalzungsanlagen von ACWA Power liegt bei täglich 8 Millionen Kubikmetern. Das Investitionsvolumen wird mit 94 Milliarden US$ angegeben. Hierzu gehören auch die im Bau befindlichen und geplanten Strom- und Wasserprojekte.

Erstes grünes Wasserstoffprojekt soll 2026 in Produktion gehen

ACWA Power ist auch an der ersten grünen Wasserstoffanlage des Landes beteiligt, die derzeit in NEOM errichtet wird. Der Projektbetreiber, die NEOM Green Hydrogen Company (NGHC), ist ein Joint Venture aus dem PIF mit einer Beteiligung von 33,4 Prozent sowie mit jeweils 33,3 Prozent des US-Unternehmens Air Products und der ACWA Power.

Nach Angaben von NGHC-Chef Wasam Alghamdi soll das 8,5 Milliarden US$ teure Wasserstoffvorhaben Ende 2026 mit der Produktion beginnen. Der Baufortschritt wird mit 60 Prozent angegeben. Jährlich sollen 240.000 Tonnen grüner Wasserstoff erzeugt werden, der dann zur Produktion von 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak dient. Air Products ist Abnehmer des grünen Ammoniaks und will das Produkt exportieren. ThyssenKrupp liefert die Elektrolysetechnik mit einer Gesamtleistung von 2,2 Gigawatt.

Zur Finanzierung des Wasserstoffprojekts steuert der saudi-arabische National Development Fund 1,5 Milliarden US$ bei, der Saudi Industrial Development Fund rund 1,2 Milliarden US$. Etwa 3,6 Milliarden US$ stellt ein Bankenkonsortium zur Verfügung, an dem auch die deutsche KfW IPEX-Bank und die DZ Bank beteiligt sind.

Zur Versorgung des Wasserstoffprojekts von NGHC werden Wind- und Solaranlagen mit einer Kapazität von insgesamt 4,3 Gigawatt errichtet. Jinko Power aus China liefert die Solarmodule, die Windturbinen kommen vom chinesischen Unternehmen Envision Energy. Für den Bau der Wind- und Solaranlagen ist Larsen & Toubro aus Indien verantwortlich.

Wasserstoffprojekte im Wartestand

Saudi-Arabien hat in den vergangenen Jahren mit internationalen Partnern große Projekte zur Herstellung von grünem oder blauem Wasserstoff vereinbart. Wesentliche Planungsfortschritte sind bislang aber nicht erkennbar.

  • Im Juli 2023 unterschrieben die französische Engie und der PIF eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Entwicklung von grünen Wasserstoff- und Ammoniakprojekten. Es wurde von einer strategischen Partnerschaft gesprochen. Über erste Resultate liegen allerdings keine Informationen vor.
  • Im März 2023 hatte der PIF mit der japanischen Marubeni Cooperation eine Absichtserklärung zur Entwicklung einer Rahmenvereinbarung für ein grünes Wasserstoffprojekt in Saudi-Arabien unterzeichnet. Als erste Maßnahme wurde die Erstellung einer Durchführbarkeitsstudie vereinbart. Über den aktuellen Planungsstand ist nichts bekannt.
  • Zuvor hatte der PIF Ende 2022 mit den südkoreanischen Unternehmen Korea Electric Power, Korea Southern Power, Korea National Oil, Posco und Samsung C&T eine Absichtserklärung über den Bau und Betrieb eines integrierten grünen Wasserstoff- und Ammoniakkomplexes in Yanbu im Wert von 6,5 Milliarden US$ unterzeichnet. Dort sollen jährlich 1,2 Millionen Tonnen grünes Ammoniak erzeugt werden. Das Projekt zeigt aber weiterhin keine Fortschritte.
  • Ebenfalls keine Bewegung ist bei der im Oktober 2021 zwischen Aramco, der saudi-arabischen Modern Industrial Investment Holding und InterContinental Energy aus Hongkong vereinbarten Kooperation bei grünem Wasserstoff zu erkennen.
  • Das wichtigste Aramco-Wasserstoffvorhaben ist die Erzeugung von blauem Wasserstoff als Teil des im Aufbau befindlichen Jafurah Gasfrackingprojekts. Bis 2030 wird eine Jahresproduktion von 11 Millionen Tonnen blauem Ammoniak angestrebt. Angesichts fehlender Abnahmeverträge (Offtake Agreements) kommt das Wasserstoffprojekt aber nicht voran.
Zusammenarbeit mit Deutschland: Wasserstoffpartnerschaft und H2-Diplo-Büro
Das Anfang 2022 in Saudi-Arabien eingerichtete deutsche "Wasserstoffdiplomatiebüro" H2-Diplo ist ein Projekt des Auswärtigen Amtes, das in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführt wird. Das H2-Diplo-Büro soll Know-how bereitstellen, Analysen über lokale und regionale Auswirkungen der Transformation erstellen sowie die Vernetzung von Entscheidungsträgern, Experten und Unternehmen fördern.

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