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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Medizintechnik

Markttrends

Der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur sorgt für eine kräftige Expansion des saudi-arabischen Medizintechnikmarktes. Deutsche Anbieter können ihren Absatz deutlich steigern.   

Von Robert Espey | Dubai

Der Medizintechnikmarkt zeigt seit 2022 ein lebhaftes Wachstum. Laufende und geplante Investitionsprojekte dürften auf dem saudi-arabischen Medizintechnikmarkt mittelfristig zumindest moderate Zuwächse sichern. Im ungünstigsten Fall bleibt die Nachfrage auf dem erreichten hohen Niveau.

In Saudi-Arabien wird der Medizintechnikmarkt zu über 90 Prozent durch ausländische Hersteller versorgt. Die Inlandsproduktion beschränkt sich gegenwärtig im Wesentlichen auf medizinische Verbrauchsartikel (Spritzen, Kunststoffprodukte etc.).

50 %

der Medizintechniknachfrage auf der arabischen Halbinsel entfallen schätzungsweise auf Saudi-Arabien.

Medizintechnikabsatz steigt deutlich

Nach Angaben der saudi-arabischen Statistikbehörde schrumpften die Medizintechnikeinfuhren zwischen 2019 und 2021 um insgesamt 9 Prozent auf 1,65 Milliarden US-Dollar (US$) und stiegen dann zwischen 2021 und 2023 um 42 Prozent auf den neuen Spitzenwert von 2,34 Milliarden US$. Hier sind die HS-Positionen 90.19 bis 90.22 (Harmonisiertes System zur Bezeichnung und Codierung der Waren) erfasst. Zahlen nach SITC-Klassifikation (Standard International Trade Classification) sind nicht verfügbar.

Ein neuer Rekordwert könnte im laufenden Jahr 2024 erreicht werden. Es liegen zwar noch keine Daten der saudi-arabischen Zollbehörde für Jahresteile vor, aber die Exportdaten der führenden Lieferländer lassen auf eine weitere expansive Marktentwicklung schließen. Allerdings dürfte der prozentuale Zuwachs nur noch einstellig ausfallen.

Deutsche Lieferungen erreichen Spitzenwerte 

Deutsche Medizintechnikanbieter profitieren deutlich von der kräftig steigenden Nachfrage. Die deutschen Medizintechniklieferungen nach Saudi-Arabien erreichten 2023 mit 345 Millionen Euro (373 Millionen US$) einen Spitzenwert. Das waren 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt sind hier die SITC-Positionen 741.83, 774, 785.31, 872 und 899.6. Deutschland exportierte 2023 Elektrodiagnoseapparate (SITC 774) für 124 Millionen Euro. "Andere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte" (SITC 872.29) gingen für 111 Millionen Euro nach Saudi-Arabien.

Die deutschen Medizintechniklieferanten dürften 2024 bei der Ausfuhr nach Saudi-Arabien einen neuen Rekord verbuchen können. In den ersten sieben Monaten 2024 wurde gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode eine Steigerung um 32 Prozent auf 256 Millionen Euro erreicht. Bei Elektrodiagnosegeräten erhöhten sich die deutschen Ausfuhren um 61 Prozent auf 117 Millionen Euro.

Niederlande und USA sind führend

Die Niederlande waren in Saudi-Arabien 2023 wieder der führende Medizintechniklieferant. Gemäß Eurostat erhöhten sich die niederländischen Exporte 2023 um 17 Prozent auf 453 Millionen Euro (490 Millionen US$). In den ersten sieben Monaten 2024 haben die niederländischen Medizintechniklieferungen gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 3 Prozent zugelegt.

Die Führungsposition verdanken die Niederlande vor allem den hohen Lieferungen orthopädischer Apparate, Waren der Prothetik, Hörgeräten etc. (SITC 899.6). Hier stiegen die Ausfuhren 2023 um 24 Prozent auf 173 Millionen Euro. Für 99 Millionen Euro wurden Spritzen, Nadeln etc. (SITC 872.21) nach Saudi-Arabien verkauft. 

Im Jahr 2023 verzeichneten die US-Statistiken einen Anstieg der Exporte von Medizintechnik nach Saudi-Arabien um 39 Prozent, was einem Gesamtwert von 427 Millionen US$ (einschließlich Re-Exporte) entspricht. Das war der höchste Wert seit 2014, als 457 Millionen US$ erreicht wurden. Der deutliche Anstieg im Jahr 2023 wurde insbesondere durch eine Steigerung bei "anderen medizinischen Instrumente, Apparaten und Geräten" (SITC 872.29) um 49 Prozent auf 172 Millionen US$ verursacht. Die Lieferungen von Elektrodiagnoseapparaten und -geräten (SITC 774.1) expandierten um 55 Prozent auf 64 Millionen US$.

Für 2024 sieht es nach rückläufigen US-Medizintechnikexporten aus. In den ersten sieben Monaten sanken die Ausfuhren nach Saudi-Arabien gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5 Prozent auf 232 Millionen US$. Die Ausfuhren in der Kategorie "andere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte" schrumpften um 20 Prozent auf 80 Millionen US$.

Nachfrage nach Medizintechnik wird durch den Krankenhausbau angekurbelt

Die Medizintechniknachfrage wird vor allem durch den Ausbau des Krankenhausektors bestimmt, der bislang wesentlich von den Investitionen staatlicher Akteure abhängt. Nach den Vorstellungen der Regierung sollen aber zukünftig private Investoren/Betreiber weite Teile des bestehenden Krankenhausektors übernehmen und den Ausbau der Kapazitäten vorantreiben.

Der Krankenhausausbau ist hinter der Bevölkerungsentwicklung zurück. Dem Gesundheitsministerium zufolge standen 2019 für 10.000 Einwohner 25,7 Betten zur Verfügung. Die Relation schrumpfte bis 2023 auf nur noch 24,0 Betten. Die Kapazitäten der Krankenhäuser stiegen zwischen 2019 und 2023 um lediglich 4 Prozent auf 80.072 Betten in 499 Hospitälern. Davon entfielen 18.197 Betten auf insgesamt 150 private Einrichtungen.

Die Datenbank MEED Projects weist im saudi-arabischen Gesundheitssektor im Bau befindliche Vorhaben im Wert von 8,8 Milliarden US$ aus. Der Anteil privater Träger liegt bei lediglich 1,9 Milliarden US$. Das größte private Projekt ist das 360 Millionen US$ teure Al Muhammadiyah Hospital mit 350 Betten in Jeddah. Investor ist die Sulaiman Al Habib Medical Group.

Staatliche Träger haben Gesundheitsprojekte für 6,9 Milliarden US$ im Bau. Davon entfallen 5,8 Milliarden US$ auf zwei Großvorhaben des Innenministeriums (Security Forces Medical Cities in Riad und Jeddah). Das Projektvolumen des Gesundheitsministeriums beläuft sich auf 1 Milliarde US$.

Saudi-Arabien: Ausgewählte Gesundheitsprojekte in der PlanungsphaseInvestitionssumme in Millionen US-Dollar

Projekt

Investitionssumme

Stand *)

Betreiber

King Faisal Medical City in Asir: Phase 2

450

PQ

Ministry of Health 

Almoosa Specialist Hospital

250

DE

Almoosa Healthcare Group

Long-Term Care and Skilled Nursing Home Project in Riyadh

200

PQ

Ministry of Health

Dr. Soliman Fakeeh Hospital in South Obhur

200

DE

Fakeeh Care Group

Long-Term Care and Skilled Nursing Home Project in Dammam

200

PQ

Ministry of Health 

Prince Mohammed Bin Abdul Aziz Medical City in Al Jouf: Phase 2

156

PQ

Ministry of Health 

Neuroscience, Rehabilitation and Post Acute Care Hospital (HEAL) in Jeddah

123

DE

Fakeeh Care Group

PQ = Präqualifizierung, DE = Design.Quelle: MEED Projects 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Das Investitionsvolumen geplanter Projekte beläuft sich auf 8,5 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 2,4 Milliarden US$. Der Privatsektor will 6,1 Milliarden US$ investieren. Davon entfallen 5 Milliarden US$ auf die MedTech City des saudi-arabischen Unternehmens RIVA Development. Das Großprojekt befindet sich allerdings noch in einer frühen Planungsphase.

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