Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Saudi-Arabien | Öl- und Gasförderung

Saudi-Arabien: Stabile Kapazitäten bei Öl und Megagasprojekt

Das Königreich will künftig wieder mehr Öl exportieren und stabilisiert deshalb seine hohen Förderreserven. Mit Großinvestitionen werden neue Gasvorkommen erschlossen.

Von Robert Espey | Dubai

Die Öl- und Gasindustrie bleibt in Saudi-Arabien auch mittel- und langfristig ein Investitionsschwerpunkt. Der staatliche Energieriese Saudi Aramco steigerte 2023 seine Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf 49,7 Milliarden US-Dollar (US$). Zwischen 48 Milliarden und 58 Milliarden US$ will der Konzern 2024 investieren und für 2025 ist eine weitere Steigerung vorgesehen. Die Zahlen präsentierte Aramco im März 2024.

Etwa 90 Prozent der gesamten kurzfristigen Investitionen bei Aramco sollen auf den Öl- und Gassektor entfallen. Für Upstream-Projekte sind 60 Prozent geplant, für Downstream-Projekte 30 Prozent. In den restlichen 10 Prozent sind unter anderem Investitionen in erneuerbare Energien enthalten. Im Jahr 2023 hatten Öl- und Gasprojekte mit 49,1 Milliarden US$ einen Anteil von 99 Prozent an den gesamten Aramco-Investitionen.

Investitionsprojekte für 63 Milliarden US$ im Ölsektor

Allein um die aktuelle Förderkapazität von 12 Millionen Barrel pro Tag zu stabilisieren, muss das Königreich weiterhin kräftig investieren. Hohe Summen fließen unter anderem in die Offshoreölfelder Zuluf und Marjan sowie in die On- und Offshorevorkommen Berri. In den drei Ölfeldern werden 2025/2026 die Förderkapazitäten von 1,55 Millionen auf insgesamt 2,7 Millionen Barrel pro Tag wachsen.

Die Datenbank MEED Projects listete im August 2024 für den saudi-arabischen Ölsektor Projekte im Baustadium im Wert von 32 Milliarden US$. Bei den Projekten im Planungsstadium erfasste MEED Projects Vorhaben von rund 31 Milliarden US$.

Das größte geplante Downstreamprojekt ist der Bau eines COTC-Komplexes (Crude Oil-To-Chemicals) in Yanbu für 20 Milliarden US$. Das Vorhaben befindet sich noch in einer frühen Phase. Die US-amerikanische Ingenieurfirma KBR ist mit den FEED-Arbeiten (Front-End Engineering Design) beauftragt worden.

Als Saudi-Arabien im Sommer 2022 sein Ziel verkündete, die Förderkapazität bis 2027 auf 13 Millionen Barrel pro Tag zu steigern, lag die Rohölproduktion bei 11 Millionen Barrel pro Tag und der Ölpreis bei über 100 US$. Im November 2022 begann die OPEC+ Gruppe jedoch, die Produktion zu drosseln und den Ölpreis zu stabilisieren.

Aktuell fördert Saudi-Arabien nur noch rund 9 Millionen Barrel pro Tag, plant aber bis Herbst 2025 eine schrittweise Steigerung auf 10 Millionen Barrel pro Tag. Die bestehenden Kapazitätsreserven sind somit vorerst mehr als ausreichend.

Erhöhung der Ölförderkapazität vom Tisch

Im Januar 2024 erklärte Aramco, die Pläne zur Steigerung der Rohölförderkapazitäten um 1 Million pro Tag bis 2027 lägen auf Eis. Die Kapazitätserweiterung würde zusätzliche Investitionen von 40 Milliarden US$ erfordern.

Das größte gestoppte Projekt ist die Erhöhung der Förderleistung des Offshore Ölfeldes Safaniya im Persischen Golf. Im Februar 2024 verkündete Aramco das vorläufige Ende für das 4-Milliarden-US$-Projekt. Die Safaniya-Vorkommen gehören zu den größten Offshore-Ölfeldern weltweit.

Megagasprojekt macht große Fortschritte

Aramco möchte seine Gasproduktion bis 2030 auf etwa 15 Milliarden Kubikfuß pro Tag erhöhen. Etwa 10,7 Milliarden waren es 2023. MEED Projects weist im Bau befindliche Gasprojekte für 45 Milliarden US$ aus. Die von der Datenbank erfassten geplanten Investitionen liegen bei 21 Milliarden US$. Ein wichtiges geplantes Gasprojekt ist die Erschließung der mit Kuwait (und Iran) geteilten Dorra-Offshorevorkommen.

Das derzeit größte laufende Gasprojekt ist die Erschließung der Schiefergasvorkommen von Jafurah. Die dortigen Gasreserven belaufen sich auf geschätzte 229 Billionen Kubikfuß. Jafurah liegt in der Ostprovinz zwischen dem riesigen Ghawar-Ölfeld und der Golfküste.

Als Produktionsziel für 2030 wird ein täglicher Gasausstoß von 2 Milliarden Kubikfuß angestrebt. Zusätzlich soll Jafurah große Mengen Ölkondensate, Ethan und NGL (Natural Gas Liquids) liefern.

In das Jafurah-Projekt sollen mehr als 100 Milliarden US$ investiert werden. Für die Phase 1 wurden bereits 2021 Aufträge im Wert von etwa 10 Milliarden US$ vergeben. Unternehmensangaben zufolge soll die Gasförderung bereits im 2. Halbjahr 2025 beginnen. Zunächst sollen es 200 Millionen Kubikfuß pro Tag sein.

Im Juni 2024 wurden für die Phase 2 des Jafurah-Projekts 16 Aufträge im Gesamtwert von 12,4 Milliarden US$ unterzeichnet. Sie umfassen unter anderem den Bau von Gaskompressionsanlagen und zugehörigen Pipelines, die Erweiterung der Jafurah-Gasaufbereitungsanlage sowie ein Fraktionierungswerk zur Verarbeitung von NGL in Jubail.

Blaue Ammoniakproduktion steht in den Startlöchern

Ein Teil des Gases aus Jafurah soll zur Herstellung von blauem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak genutzt werden. Aramco strebt an, im Jahr 2030 eine jährliche blaue Ammoniakerzeugung von bis 11 Millionen Tonnen zu erreichen. Allerdings wird der Aufbau einer blauen Ammoniakproduktion wesentlich davon abhängen, ob Abkommen mit ausländischen Abnehmern zustande kommen.

Ein weiteres unkonventionelles Gasfeld ist South Ghawar. Dort wurde im November 2023 mit der Förderung begonnen. Die in South Ghawar installierten Anlagen können täglich 300 Millionen Kubikfuß Gas und 38.000 Barrel Kondensate verarbeiten. Eine Steigerung der Kapazität auf 750 Millionen Kubikfuß ist angekündigt. Bereits 2018 wurde mit Fracking im North Arabia Field begonnen.

Zur Erweiterung der Gaspipelineinfrastruktur hat Aramco im Juni 2024  für das Master Gas System III Verträge im Gesamtwert von 8,8 Milliarden US$ abgeschlossen. Insgesamt 4.000 Kilometer Pipelines und 17 Gaskompressoranlagen sollen bis 2028 gebaut werden. Dadurch wird die Kapazität des Aramco-Gasnetzes um 3,15 Milliarden Kubikfuß pro Tag erhöht.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.