Saudi-Arabien will Fluggastzahlen verdreifachen

Die saudi-arabische Regierung will im Rahmen der nationalen Entwicklungsstrategie "Vision 2030" umfangreiche Investitionen in den Luftverkehr lenken. Ziel ist es, das Passagieraufkommen bis 2030 im Vergleich zu 2023 mehr als zu verdreifachen. Die Regierung spricht von einem Anstieg auf 330 Millionen Passagiere. Davon sollen 10 Prozent auf internationale Transitverbindungen entfallen. Viele Beobachter halten die Ziele für kaum erreichbar.

Die notwendigen Investitionen in die Flughafeninfrastruktur und den Flottenausbau werden mit insgesamt 100 Milliarden US-Dollar (US$) kalkuliert. Private Investoren sollen als tragende Säule die "Saudi Aviation Strategy" umsetzen. Vorerst dürfte das meiste Geld allerdings aus staatlichen Quellen kommen. Dabei dürfte der Public Investment Fund (PIF) einen Großteil finanzieren.

Passagierzahlen fast wieder auf Vor-Corona-Niveau

Nach vorläufigen Angaben der General Authority of Civil Aviation (GACA) erhöhte sich 2023 die Zahl der auf den 28 saudi-arabischen Flughäfen abgefertigten Passagiere im Vergleich zum Vorjahr um etwa 14 Prozent auf 101 Millionen. Damit wurde das Vor-Corona-Niveau noch nicht ganz erreicht. Gemäß der GACA-Statistik flogen 2019 rund 103 Millionen Passagiere, nur noch 37 Millionen waren es 2020.

Detaillierte Daten zur Entwicklung der Passagierzahlen liegen bislang nur bis 2022 vor. Insgesamt 88,6 Millionen Passagiere wurden 2022 abgefertigt. Auf den 14 Flughäfen mit Inlands- und Auslandsverbindungen lag das Passagieraufkommen bei 85,9 Millionen. Die anderen 14 Flughäfen mit nur lokalem Verkehr (Domestic Airports) meldeten 2,7 Millionen Passagiere.

Investitionsvolumen laufender Projekte ist gering

Angesichts der Expansionsziele bis 2030 müsste Saudi-Arabien das Investitionstempo deutlich erhöhen. Nach Angaben der Projektdatenbank MEED Projects sind derzeit Projekte (ohne militärischen Hintergrund) im Wert von lediglich 2,9 Milliarden US$ in der Bauphase.

Zu den großen laufenden Projekten gehört der Ausbau des King Abdullah Airports in Jizan. Für 560 Millionen US$ werden unter anderem ein neuer Terminal mit einer Jahreskapazität von 5 Millionen Passagieren, neue Rollfelder sowie eine neue Start- und Landebahn gebaut. Der Flughafen fertigte 2022 rund 2,2 Millionen Passagiere ausschließlich für Inlandsflüge ab. Das Projekt in Jizan hat eine wechselvolle Geschichte. Der Hauptauftrag ging bereits 2014 an drei lokale Unternehmen. Mittlerweile ist nur noch Safari Company dabei. Unter anderem führten erhebliche Planungsänderungen wiederholt zum Stillstand der Bauarbeiten. Mit der Fertigstellung ist frühestens 2025 zu rechnen.

King Salman Airport als Megaflughafen geplant

Der neue King Salman Airport in Riad ist das größte geplante Flughafenprojekt des Landes. Es soll bis zur Expo 2030 in Riad fertiggestellt sein. Beobachter sprechen von einem ambitionierten Zeitplan, da das Vorhaben noch in der Design-Phase steckt. Der Flughafen wird den Ehrgeiz des Königreichs unterstreichen, ein innovatives Land mit wirtschaftlichem Führungsanspruch zu sein.

Kronprinz Mohammed bin Salman präsentierte die Pläne zum Bau des Flughafens bereits im November 2022. Investor ist der vom Kronprinzen geleitete PIF. MEED Projects veranschlagt die Baukosten des Megaflughafens mit 30 Milliarden US$. Es gibt aber auch Schätzungen, die deutlich höher liegen.

Der neue Flughafen ist auf dem Gelände des derzeitigen King Khalid International Airports geplant. Den Masterplan erstellte das renommierte internationale Architekturbüro Foster + Partners. Der Flughafen soll die Anforderungen der höchsten Kategorie des U.S. Green Building Council, LEED Platinum (Leadership in Energy and Environmental Design), erfüllen.

Bis 2030 soll die erste Phase des Flughafenprojekts abgeschlossen sein, das gesamte Vorhaben bis 2050. Phase 1 sieht eine Kapazität von jährlich 120 Millionen Passagieren vor. Bis 2050 soll sie auf 185 Millionen Passagiere und 3,5 Millionen Tonnen Fracht steigen. Der aktuell größte Flughafen der Region, Dubai International, verfügt derzeit über eine Kapazität von 100 Millionen Passagieren.

Weitere Flughafenprojekte für 23 Milliarden US-Dollar in Vorbereitung 

Neben dem King Salman Airport listet MEED Projects weitere geplante zivile Flughafenprojekte im Wert von 22,9 Milliarden US$. Davon befinden sich Vorhaben für 20,5 Milliarden US$ noch in einem frühen Planungsstadium. Das größte relativ fortgeschrittene Projekt ist der Ausbau des Abha International Airports in der Provinz Asir.

Der Flughafen Abha fertigte 2022 insgesamt 3,5 Millionen Passagiere ab, davon 200.000 auf internationalen Verbindungen. Kronprinz Mohammed bin Salman stellte im Oktober 2023 einen neuen Masterplan für den Ausbau des Flughafens vor. Für 2030 wird eine Kapazität von 8 Millionen Passagieren pro Jahr angestrebt, bis 2054 sollen es 13 Millionen sein. Das neue Terminal soll nach der ersten Ausbaustufe über eine Fläche von rund 69.000 Quadratmetern verfügen.

Geplant ist, das mit 2 Milliarden US$ veranschlagte Abha-Projekt auf Basis öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) zu realisieren. Die privaten Investoren sollen die neue Infrastruktur mit Terminal, Rollfeldern etc. bauen und den Flughafen 30 Jahre lang betreiben. Die zur GACA gehörende Flughafenholding Matarat hat im Januar 2024 interessierte Unternehmen zur Präqualifikation aufgerufen und will das Projekt bis Ende 2024 vergeben. Weitere PPP-Projekte sind mit Beteiligung des PIF unter anderem in Taif, Hail und Qassim in Vorbereitung.

Sehr hohe Investitionen sieht die Regierung mittelfristig für den King Abdulaziz International Airport in Jeddah vor. Der Flughafen nahm 2019 einen neuen Terminal mit einer Kapazität von 30 Millionen Passagieren in Betrieb. Im Frühjahr 2023 wurde der Plan für ein zweites, 10 Milliarden US$ teures Terminal mit einer Kapazität von 114 Millionen Passagieren bekannt.