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Flughafenkapazitäten sollen verdoppelt werden
Die saudi-arabische Entwicklungsplanung (Vision 2030) hat auch im Bereich des Luftverkehrs ambitionierte Ziele. Das Königreich will ein wichtiges internationales Drehkreuz werden.
08.07.2022
Von Robert Espey | Dubai
Saudi-Arabien möchte sich zu einem internationalen Luftverkehrsdrehkreuz entwickeln. Dazu sollen bis 2030 Investitionen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar (US$) für den Infrastruktur- und Flottenausbau getätigt werden, so Transport- und Logistikminister Saleh Al-Jasser anlässlich des im Mai 2022 in Riad veranstalteten Future of Aviation Forum. Es wird angestrebt, die jährlichen Passagierkapazitäten auf 330 Millionen zu verdoppeln. Die Zahl der Direktverbindungen nach Saudi-Arabien soll von 100 auf 250 steigen. Bei den Luftfrachtkapazitäten werden 4,5 Millionen Tonnen anvisiert.
Expansionsziele erscheinen sehr ambitioniert
Die geplante starke Erhöhung der Passagier- und Frachtkapazitäten erscheint angesichts der bisherigen Entwicklung sehr ambitioniert. Mit 103,4 Millionen Passagieren wurde 2019 der vorläufige Höchststand erreicht. Coronabedingt waren es 2020 nur noch 37,4 Millionen, rund 48,7 Millionen wurden 2021 verbucht. Mit einer Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau ist 2022 noch nicht zu rechnen.
Die Luftfrachtentwicklung zeigt seit 2014 einen negativen Trend. Von 2014 bis 2019 schrumpfte das jährliche Frachtaufkommen um 37 Prozent auf 0,7 Millionen Tonnen. Es folgte 2020 ein Einbruch auf 0,4 Millionen Tonnen, etwa 0,6 Millionen Tonnen wurden 2021 transportiert.
Zur Steigerung der Flughafenkapazitäten sollen neben der Erweiterung und Modernisierung bestehender Flughäfen landesweit neun neue Flughäfen gebaut werden. Für vier dieser Projekte ist eine Realisierung auf Basis von Private-public-Partnerships (PPP) vorgesehen. Zuständig für PPP-Projekte ist die Matarat Holding, eine 2013 gegründete Tochter der General Authority of Civil Aviation (GACA).
Luftverkehr konzentriert sich auf vier Flughäfen
Die vier größten Flughäfen des Landes wickelten 2019 über 83 Prozent des nationalen und internationalen Passagierverkehrs ab (2020: 80 Prozent). Der King Abdulaziz International Airport in Jeddah hatte 2019 mit 37,5 Millionen Passagieren einen Anteil von 36 Prozent. Es folgten der King Khaled International Airport in Riad mit 28 Prozent (29,1 Millionen Passagiere), der King Fahd International Airport in Dammam mit 11 Prozent (11,2 Millionen) und der Prince Mohammad Bin Abdulaziz International Airport in Medina mit 8 Prozent (8,4 Millionen). Die restlichen 17 Prozent des Passagierverkehrs (17,2 Millionen Passagiere) entfielen 2019 auf 24 Flughäfen, die vor allem Inlands- und regionale Verbindungen anbieten.
Flughafen (IATA-Code) | 2019 | 2020 |
---|---|---|
Alle Flughäfen | 103,4 | 37,4 |
King Abdulaziz International Airport, Jeddah (JED) | 37,5 | 12,2 |
King Khaled International Airport, Riad (RUH) | 29,1 | 11,4 |
King Fahd International Airport, Dammam (DMM) | 11,2 | 4,2 |
Prince Mohammad Bin Abdulaziz International Airport, Medina (MED) | 8,4 | 2,2 |
Abha (AHB) *) | 4,4 | 1,8 |
King Abdullah Airport, Jizan (GIZ) *) | 2,8 | 1,3 |
Prince Sultan Airport, Tabuk (TUU) *) | 1,8 | 0,8 |
Prince Naif Airport, Al Gassim (ELQ) *) | 1,7 | 0,5 |
Taif (TIF) *) | 1,2 | 0,5 |
Der Flughafen Jeddah hat 2019 einen neuen Terminal mit einer Kapazität von 30 Millionen Passagieren in Betrieb genommen und damit die erste von drei Ausbauphasen abgeschlossen. Die Phasen 2 und 3 mit einer Kapazität von zusätzlichen 45 Millionen Passagieren liegen aber auf Eis. Laufende Planungen gibt es in Jeddah unter anderem für die Modernisierungen der Abfertigungshallen für Hadsch- und Umrahpilger sowie für neue Fluggastbrücken am Royal Terminal.
Am Hauptstadtflughafen wurde 2016 der 400 Millionen US$ teure Terminal 5 mit einer Kapazität von 14 Millionen Passagieren eröffnet. Die Modernisierung der vier alten Terminals für 533 Millionen US$ ist seit März 2022 abgeschlossen. Ein weiterer neuer Terminal mit einer Kapazität von 35 Millionen Passagieren soll für 1 Milliarde US$ gebaut werden. Seit 2020 laufen die Designarbeiten, der weitere Zeitplan ist aber unklar.
Der Flughafen in Dammam verfügt über eine Kapazität von 12 Millionen Passagieren. Mit rund 11,2 Millionen Fluggästen wurde 2019 die Kapazitätsgrenze fast erreicht. Dennoch macht die schon 2008 angekündigte Erweiterung des Terminals keine Fortschritte. Start- und Landebahnen sowie das Rollfeld werden derzeit renoviert.
In Medina ging 2015 ein neues Terminal in Betrieb. Durch die Fertigstellung des 1,2 Milliarden US$ teuren Projekts hat sich die Kapazität des Flughafens von 3,5 Millionen auf 8 Millionen Passagiere erhöht. Der Terminal ist das erste in Saudi-Arabien realisierte PPP-Flughafenprojekt. Das Vorhaben wurde 2011 auf BOT-Basis (Build, Operate, Transfer) an das Tibah Konsortium aus der türkischen TAV Construction und zwei lokalen Unternehmen (Al Rajhi, Saudi Oger) vergeben. Der BOT-Vertrag endet 2037. In Medina ist eine Modernisierung des Pilgertermials geplant.
Milliardeninvestitionen in Regional- und Inlandsflughäfen
Im Bereich der Regional- und Inlandsflughäfen sind Projekte im Wert von etwa 10 Milliarden US$ im Bau oder in Planung, so die Datenbank MEED Projects. Auf Vorhaben in der Bauphase entfallen 2,5 Milliarden US$. Das Volumen geplanter Projekte beträgt rund 7,5 Milliarden US$, einschließlich 3,1 Milliarden US$ für ruhende Projekte.
Projekt | Investitionsvolumen (in Mio. US$) | Projektstand 1) | Projektbetreiber 2) |
---|---|---|---|
New Terminal in Riyadh | 1.000 | DE | |
Aircraft Maintenance Hangars in Jeddah | 800 | A | |
Qiddiya Airport: Aerodrome and Airfield | 500 | DE | |
Expansion of Rafha Domestic Airport | 300 | DE | |
Wadi Al Dawasir Domestic Airport Expansion | 300 | PQ | |
Turaif Domestic Airport Expansion | 300 | PQ | |
Domestic Airport in Shaqraa | 300 | PQ | |
Red Sea Tourism Project: Airport Landside Package | 300 | AP | |
Amaala Airport: Landside Works | 200 | DE | |
Terminal Expansion in Dammam | 100 | DE | |
West Runway Development in Dammam | 100 | DE | |
Baggage Handling System in Riyadh | 35 | AP |
Nach einem Baustopp ist die Erweiterung des Inlandsflughafen in Al Qaisumah für 240 Millionen US$ wieder aufgenommen worden. Ebenfalls in der Bauphase befinden sich unter anderem Erweiterungsprojekte in Yanbu (280 Millionen US$), Buraydah (224 Millionen US$), Hail (160 Millionen US$), Al Jouf (101 Millionen US$), Al Baha (100 Millionen US$) und Al Jawf (80 Millionen US$). Neue Flughäfen sind in Jubail (120 Millionen US$), Amaala (200 Millionen US$) und in der neuen Entwicklungszone NEOM (680 Millionen US$) im Bau.
Projekt | Investitionsvolumen (in Mio. US$) | Projektstand 2) | Projektbetreiber |
---|---|---|---|
Farasan Island Airport Development | 668 | ST | |
Redevelopment of Hajj Arrival Halls in Jeddah | 300 | ST | |
Improvement of Umrah Arrival Halls in Jeddah | 300 | ST | |
Redevelopment of Yanbu Hajj terminal | 300 | ST | |
Al Kharj Domestic Airport | 300 | ST | |
Redevelopment of Medina Hajj Terminal | 300 | ST | |
NEOM City: Passenger Terminal and Air Traffic Control Tower | 250 | ST | |
NEOM City: Royal Lounges at NEOM Bay Airport: Phase I | 30 | ST |
Derzeit auf Eis liegen unter anderem Flughafenprojekte in Jizan (560 Millionen US$; in der Bauphase gestoppt), Taif (800 Millionen US$; neuer Flughafen), Abha (600 Millionen US$; Erweiterung), Hail (400 Millionen US$; neuer Flughafen), Sharurah (300 Millionen US$; Erweiterung) sowie Al Qunfudah (270 Millionen US$; neuer Flughafen).
Tourismus soll Flugverkehr starke Impulse geben
Neben der Steigerung des Transitverkehrs soll die Expansion der Tourismusindustrie einen wesentlichen Teil des wachsenden Passagieraufkommens generieren. Die Tourismusbehörde nennt eine Erhöhung der jährlichen Touristenzahl auf 100 Millionen als Zielmarke für 2030. Davon sollen 55 Millionen auf Besucher aus dem Ausland und 45 Millionen auf Inlandsreisende entfallen. Die Zahl ausländischer Gäste lag 2019 bei 17,5 Millionen.
Die wichtigste Tourismussparte sind die Pilgerreisen (Hadsch und Umrah). Nach Angaben des Ministry of Hadj and Umrah kamen 2019 rund 9,3 Millionen religiöse Touristen aus dem Ausland. Zusätzlich gab es 12,3 Millionen Pilger aus dem Inland. Für 2030 strebt die Regierung insgesamt 30 Millionen aus- und inländische Pilger an. |