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Saudi-Arabien will Seefrachtsektor stark ausbauen
Der Güterumschlag der saudi-arabischen Häfen zeigt einen kontinuierlichen Wachstumstrend. Das Königreich will sich zu einem international führenden Logistikhub entwickeln.
11.10.2022
Von Robert Espey | Dubai
Die Saudi Ports Authority (Mawani) meldet für 2022 einen weiteren deutlichen Anstieg des Warenumschlages. Die von der Mawani-Statistik erfassten Häfen verzeichneten in den ersten acht Monaten 2022 eine Steigerung des Frachtaufkommens um 14 Prozent auf 212 Millionen Tonnen (ohne Rohöl). Bei den Entladungen kam es zu einer Erhöhung um 10 Prozent auf 72 Millionen Tonnen, bei den Beladungen um 16 Prozent auf 140 Millionen Tonnen. Zwischen 2011 und 2021 hat sich der jährliche Warenumschlag von 163 Millionen auf 290 Millionen Tonnen erhöht.
Die Mawani-Statistik berücksichtigt nicht den King Abdullah Port, der Teil der 90 Kilometer nördlich von Jeddah gelegenen King Abdullah Economic City (KAEC) ist. Der Hafen gehört der Ports Development Company, einem Joint Venture aus Emaar-The Economic City (EmaarEC) und Huta Marine Works. An EmaarEC ist der saudi-arabische Public Investment Fund (PIF) mit 25 Prozent beteiligt.
Die erste Phase des King Abdullah Port wurde 2014 in Betrieb genommen. Der Containerterminal fertigte 2021 rund 2,8 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) und 3,8 Millionen Tonnen sonstige Fracht ab. Im 1. Halbjahr 2022 stieg der Containerumschlag um 6,7 Prozent auf 1,5 Millionen TEU.
Exporte chemischer Erzeugnisse dominieren
Chemische Erzeugnisse machen mehr als zwei Drittel der Beladungen in den saudi-arabischen Häfen aus. Die wichtigsten Chemieexporthäfen sind die Industriehäfen von Yanbu (Westküste) und Jubail (Ostküste). In Yanbu betrugen 2021 die Beladungen mit flüssigen Massengütern, die zu über 90 Prozent aus Chemieprodukten bestehen, rund 79 Millionen Tonnen, in Jubail 46 Millionen Tonnen. Andere industrielle Erzeugnisse bilden die zweitgrößte Exportkategorie.
Häfen | Entladung | Beladung | Insgesamt 2) |
---|---|---|---|
Alle Häfen 3) | 101,6 | 188,5 | 290,2 |
Jeddah Islamic Port | 34,8 | 25,7 | 60,6 |
King Abdulaziz Port Dammam | 23,3 | 9,3 | 32,6 |
King Fahad Industrial Port Jubail | 9,0 | 54,2 | 63,2 |
Jubail Commercial Port | 2,0 | 8,2 | 10,2 |
King Fahad Industrial Port Yanbu | 26,5 | 81,9 | 108,4 |
Yanbu Commercial Port | 2,4 | 1,6 | 4,0 |
Jizan Port | 0,9 | 0,2 | 1,1 |
Ras al Khair Port | 1,5 | 6,5 | 8,0 |
Dhiba Port | 1,2 | 0,9 | 2,1 |
Jeddah ist wichtigster Importhafen
Die von der Mawani-Statistik 2021 erfassten Entladungen (101,6 Millionen Tonnen) entfielen zu 83 Prozent auf Jeddah, Dammam und den Industriehafen Yanbu. In Jeddah bildet die Containerfracht den Schwerpunkt. Von den 2021 in Jeddah entladenen 34,8 Millionen Tonnen kamen 27,4 Millionen in Containern an, dies entsprach 2,4 Millionen TEU. In Dammam waren es 12,2 Millionen Tonnen (1,1 Millionen TEU) von 23,3 Millionen Tonnen.
Über den Industriehafen Yanbu werden vor allem flüssige Massengüter zur industriellen Verarbeitung importiert. Auf diese Produktgruppe entfielen 2021 rund 25,6 Millionen von insgesamt 26,5 Millionen Tonnen.
Saudi-Arabien will führender Logistikhub werden
Bislang entfällt in Saudi-Arabien nur ein relativ kleiner Teil der Seefracht auf internationalen Transithandel. Der Regierungsplanung zufolge wird sich das zukünftig ändern. Die weitere Expansion der Hafenaktivitäten soll nicht nur von höheren Im- und Exporten getragen werden. Vielmehr will sich das Königreich zu einem wichtigen internationalen Logistikhub entwickeln.
Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sich Saudi-Arabien erfolgreich im Wettbewerb unter anderem gegen die etablierte Handelsdrehscheibe Dubai durchsetzen. Zudem haben auch andere Länder der Region Pläne, ihre Seefrachtaktivitäten stark auszuweiten. Ein Beispiel ist das Nachbarland Oman mit den Häfen Duqm, Sohar und Salalah.
Containerkapazitäten sollen sich mehr als verdoppeln
Gegenwärtig können die saudi-arabischen Containerhäfen jährlich geschätzt 15 Millionen TEU abfertigen. Der Containerumschlag lag 2021 bei 10 Millionen TEU. Nach Regierungsangaben sollen die Containerkapazitäten bis 2030 auf 40 Millionen TEU aufgestockt werden. Beobachter halten dies aber für sehr ambitioniert.
Der King Abdullah Port soll zum größten Containerhafen des Landes ausgebaut werden. Eine Jahreskapazität von 25 Millionen TEU ist geplant. Der Hafen startete 2014 mit einer Kapazität von 2 Millionen TEU, mittlerweile dürften es über 5 Millionen TEU sein. Seit seiner Inbetriebnahme bis Mitte 2022 hat der Hafen insgesamt 15 Millionen TEU abgefertigt.
Angesichts der für den King Abdullah Port angestrebten Kapazitätserweiterung um 20 Millionen TEU sind die laufenden Projektplanungen bescheiden. Nach Angaben von MEED Projects befindet sich aktuell nur ein Ausbauprojekt im Wert von 200 Millionen US-Dollar (US$) in Vorbereitung. Neben der Erweiterung des Containerterminals sollen auch die Kapazitäten zur Abfertigung von Massengütern ausgebaut werden. Mit einer Vergabe des Projekts wird frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2023 gerechnet.
Die Häfen an der saudi-arabischen West- und Ostküste sollen durch die sogenannte "Landbridge", eine 900 Kilometer lange Schienenstrecke, verbunden werden. Das Projekt ist seit 2004 in der Planung. An der Ostküste existiert bereits ein Schienennetz. An der Westküste gibt es nur eine Hochgeschwindigkeitstrecke (Haramain Railway) für den Passagierverkehr zwischen Mekka, Jeddah, King Abdullah Economic City und Medina. |
Im Mai 2022 wurde die in Abu Dhabi ansässige Beratungsfirma Ace International Consulting Engineers mit Planungen für die Erhöhung der Containerkapazitäten in Jeddah auf 20 Millionen TEU beauftragt. Die Gesamtkapazität der beiden existierenden Containerterminals liegt bei 7,5 Millionen TEU. In Jeddah wurden 2021 etwa 4,7 Millionen TEU abgefertigt.
MEED Projects zufolge hat Ace International die Design-Studie bereits im August 2022 fertiggestellt. Mit 7 Milliarden US$ werden die Investitionskosten veranschlagt. Das Vorhaben soll bis 2030 abgeschlossen sein.
Projekt | Investition | Projektstand * | Betreiber |
---|---|---|---|
Jeddah Port Expansion | 7.000 | DE | |
Jeddah Port: South Container Terminal Expansion Phase 3 & 4 | 400 | DE | |
Oxagon Port: Terminal 1 Expansion Phase 1 Offshore 16B | 250 | ST | |
Oxagon Port: Dredging and Quay Wall: Package 16C | 250 | AP | |
King Abdullah Port Expansion | 200 | ST | |
Oxagon Port: Logistics Centre for Zone E | 100 | ST | |
Jeddah Port: Renovation & Improvement of Berths (32-39 & 39-43) | 80 | A | |
King Abdulaziz Port Dammam: Upgrade of Container Terminals | 50 | AP | |
Yanbu Industrial Port: Multi-purpose Terminal | 30 | PQ | |
Dhiba Port: Multi-purpose Terminal | 30 | PQ |
Das staatliche Logistikunternehmen aus Dubai, DP World, baut derzeit den südlichen Containerterminal in Jeddah aus. Die Kapazität soll bis 2024 von bislang 2,4 Millionen auf 4,0 Millionen TEU erweitert werden. DP World ist seit 1999 Betreiber des Terminals und hat 2020 eine neue Konzession mit 30-jähriger Laufzeit unterzeichnet. Der neue Vertrag verpflichtet DP World zu Investitionen in Höhe von 800 Millionen US$ zur Erweiterung und Modernisierung des Terminals.
Im Juni 2022 hat DP World bekannt gegeben, im Hafen von Jeddah für 133 Millionen US$ einen Logistikpark zu errichten. Der Park soll ein Containerdepot für 250.000 TEU und zusätzlich Lagerhallen mit einer Fläche von 100.000 Quadratmetern umfassen. Eine Vergrößerung der Lagerflächen auf 200.000 Quadratmeter ist bei Bedarf vorgesehen.
In der im Aufbau befindlichen Mega-Entwicklungszone NEOM ist geplant, bis 2030 ein Containerterminal mit einer Kapazität von bis zu 4 Millionen TEU in Betrieb zu nehmen. Für spätere Ausbauphasen ist eine Steigerung auf 9 Millionen TEU anvisiert.
Die Saudi Ports Authority (Mawani) und das Nationale Zentrum für Privatisierung und Public Private Partnerships suchen Interessenten für verschiedene Hafendienstleistungen. Die Konzessionen sollen für die Häfen in Jubail, Dammam und Ras al Khair an der Ostküste und Jeddah, Yanbu und Jizan an der Westküste vergeben werden. Die Dienstleistungen beziehen sich unter anderem auf Ankern, Lotsen, Schleppen, An- und Ablegen, Brandbekämpfung, Entsorgung/Umwelttechnik, Rettung, Wartung von Ausrüstungen sowie den "Schiff zu Schiff"-Umschlag von Erdölprodukten. |