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Wirtschaftsausblick | Senegal

Senegal richtet seine Wirtschaftspolitik neu aus

Das Geschäftsklima hat sich nach den Wahlen im März 2024 deutlich verbessert. Die neue Regierung muss nun einen Wachstumspfad einschlagen, der verstärkt Arbeitsplätze schafft.

Von Fausi Najjar | Dakar

Top-Thema: Pragmatischer Kurs erwartet

Senegal hat im März 2024 mit überwältigender Mehrheit den politischen Newcomer Bassirou Diomaye Faye zum Präsidenten gewählt. Der Wahl waren eine schwere politische Krise und soziale Unruhen vorangegangen. Den demokratischen Machtwechsel haben die Bevölkerung im Senegal und ausländische Beobachter mit großer Erleichterung aufgenommen. Aller Voraussicht nach wird die Partei des Präsidenten PASTEF die anstehende Parlamentswahl hoch gewinnen. 

Die neue Führung steht vor großen Herausforderungen. Rund 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Im Jahr 2019 waren davon 35 Prozent ohne Arbeit oder Ausbildungsplatz. Der Anteil prekärer Arbeitsplätze wird auf 60 Prozent geschätzt. Faye hat einen radikalen politischen Wandel angekündigt und vor der Wahl versprochen, zu verhindern, dass das Land in eine "wirtschaftliche Versklavung" gerät. 

Nach der Wahl fällt die Tonalität moderater aus. Dennoch steht eine Neuausrichtung in der Wirtschaftspolitik auf der Tagesordnung. Für die geplante Einführung einer neuen Regionalwährung – anstelle des CFA-Franc - zeichnet sich deutlich reformerisches und langfristig ausgelegtes Vorgehen ab. Angekündigt ist die Reform der Justiz und die Bekämpfung der Korruption.

Gratwanderung zwischen Konsolidierung und neuen Ansprüchen

Zentrale Bedingungen eines laufenden Programms des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind die Haushaltskonsolidierung und die Schaffung einer breiteren Steuerbasis. Die junge Wählerbasis wird schnell Arbeitsplätze fordern, während die Ausweitung der Besteuerung vor allem die kleinen Unternehmen treffen wird. Wie die Regierung mit dem hohen Handlungsdruck umgehen wird und ob sie nicht doch etwa den öffentlichen Sektor weiter aufbläht oder die Besteuerungspläne verwässert, bleibt offen. 

Neuverhandlungen von Verträgen angestrebt

Im Bergbau wollen der Präsident und Premierminister Ousmane Sonko die Eigentumsverhältnisse von Branchenunternehmen offenlegen. Schürfrechte wurden vergeben, ohne die ortsansässige Bevölkerung zu konsultieren oder angemessen zu entschädigen. 

Besonders schwierig werden sich die geplanten Verhandlungen zur Förderung von Öl und Gas gestalten. Die großen Energiekonzerne dürften kaum bereit sein, die bestehenden Verträge anzupassen. Hochproblematisch ist der Verdrängungswettbewerb des industriellen Fischfangs, der kleine Fischereibetriebe trifft. Ausländische Player sind in Verbindung mit der senegalesischen Geschäftswelt für den hohen Wettbewerbsdruck verantwortlich. Präsident und Premierminister haben hier Abhilfe versprochen. 

Investitionen für mehr Arbeit und lokalen Input

Ein Kernversprechen im Wahlkampf war, mehr in die Bildung und Ausbildung junger Senegalesen zu investieren. Tatsächlich fehlen qualifizierte Fachkräfte. In der Landwirtschaft ist mit verstärkten Anstrengungen zur Produktionssteigerung zu rechnen. Vor allem bei ausländischen Investitionen wird sich die Regierung bemühen, den lokalen Input zu fördern. 

Wirtschaftsentwicklung: Öl und Gas sorgen für Rückenwind

Gegenüber einem Realwachstum von 4,2 Prozent im Jahr 2023 wird die senegalesische Wirtschaft 2024 um starke 7 Prozent zulegen. Für 2025 rechnet der Wirtschaftsdienst Economist Intelligence Unit (EIU) eher konservativ mit 8,4 Prozent. 

Das hohe Wachstum ist insbesondere auf den Produktionsstart zweier Offshore-Vorkommen – einem Öl- und einem Gasfeld – zurückzuführen. Laufende Projekte in der Stromerzeugung, im Straßenbau sowie bei der Wasseraufbereitung unterstützen das Wachstum ebenfalls. 

Eine positive Entwicklung ist bei den Ausfuhren von Phosphorsäure zu erwarten. Der Goldexport ist rückläufig. Es ist mit einem moderat positiven Agrarwachstum zu rechnen. Der Agrarsektor soll günstige Inputs (Saatgut und Düngemittel) erhalten.  

Außenwirtschaftliche Bedingungen verbessern sich

Vor allem die Gas- und Ölexporte sorgen für Handelsüberschüsse und verringern ab 2025 das hohe Leistungsbilanzdefizit. Weltweit niedrigere Lebensmittelpreise und eine Aufwertung der geltenden Regionalwährung CFA-Franc gegenüber dem US-Dollar senken die Importkosten und stützen den privaten Konsum. Hohe Kosten bei den ausländischen Dienstleistungen, der Schuldendienst, Gewinnrückführungen und hohe Kapitalimporte bremsen die Verbesserungen jedoch ab. 

Deutsche Perspektive: Neuausrichtung mit neuen Chancen

Die französische Wirtschaftsdominanz in Senegal steht stark in der Kritik. Die neue Führung wird voraussichtlich nicht-französische Unternehmen stärker berücksichtigen. Deutsche Unternehmen sind im Senegal bislang deutlich unterrepräsentiert. Als Lieferland lag Deutschland 2023 auf Platz 12. Interessierte Firmen sollten jetzt Marktchancen näher erkunden.    

Marktchancen durch die Entwicklungszusammenarbeit 

Senegal wurde im November 2023 in das Programm Just Energy Transition Partnership (JETP) aufgenommen, das Deutschland mitfinanziert. Die Partnerschaft adressiert technische Unterstützung sowie 2,5 Milliarden Euro für Senegals Energiewende und nachhaltige Energieinfrastruktur. Bei der Auftragsvergabe wird es gleichberechtige Zugangschancen für deutsche Unternehmen geben. 

Chancen gibt es auch beim Ausbau einer lokalen Impfstoffindustrie. Deutschland unterstützt den Aufbau einer Impfstoffproduktion in vier afrikanischen Ländern, darunter auch Senegal.

Beteiligungschancen im Agrar- und Bausektor

Das Ziel, die Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln zu erhöhen, dürfte eine anhaltende Nachfrage nach Bewässerungsanlagen, landwirtschaftlicher Ausrüstung, Lagerinfrastruktur sowie Ausrüstung bei der Nahrungsmittelverarbeitung hervorrufen. 

Im Baugewerbe wird es tendenziell eine Verschiebung weg von Prestigeobjekten hin zu mehr gefördertem Wohnungsbau geben. Dennoch sind Infrastrukturprojekte (Hafen- und Straßenbau, Wasseraufbereitung) in der Ausführung oder Planung. Chancen für deutsche Unternehmen gibt es vor allem bei Ingenieurdienstleistungen und Baumaschinen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Senegal.

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