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Wirtschaftsumfeld | Somaliland

Somalilands Wirtschaft steht vor einem Aufschwung

Der neue Hafen in Berbera dürfte die Geschäftstätigkeit in Somaliland erhöhen. Einige interessante Unternehmen gibt es dort bereits – auch als mögliche Partner für deutsche Firmen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Anders als im restlichen Somalia, bietet Somaliland, der de facto unabhängige nördliche Teil Somalias, ein relativ gutes Geschäftsklima. „Die Wachstumssektoren der nächsten Jahre werden die Nahrungsmittelindustrie, Transport und Logistik sowie andere Dienstleistungen, wie Hotels, Finanzen und Gesundheit sein“, sagt Ahmed Osman Guelleh, CEO der Laas-Group, eine der größten Unternehmensgruppen in Somaliland.

Tiefseehafen soll auch als Transportkorridor nach Äthiopien dienen

Der neue Tiefseehafen in Berbera ist die mit Abstand größte Investition, die es in Somaliland bislang gegeben hat. Das Projekt, dessen erster Bauabschnitt Mitte 2021 abgeschlossen wurde, dürfte die wirtschaftliche Tätigkeit insbesondere im Logistikbereich auf ein höheres Niveau anheben. Der Investor Dubai Ports World (DPW) will von Berbera aus einen zweiten Transportkorridor für Äthiopien etablieren, als Alternative zu Dschibuti. Äthiopien mit seinen fast 130 Millionen Menschen gilt als riesiger Wachstumsmarkt, dessen Handelsvolumen in den kommenden Jahren deutlich ansteigen dürfte. Das Land verfügt über keinen eigenen Zugang zum Meer und ist daher auf Logistikkorridore in seinen Nachbarstaaten angewiesen.

DPW investierte außerdem in die jüngst eingeweihte Freihandelszone Berbera Economic Zone, die sich für Firmenansiedlungen anbietet, da sie über eine moderne Infrastruktur verfügt. Ausgebaut wurde bereits die Straße von Berbera über Hargeisa bis an die äthiopische Grenze. Der Straßenteil auf äthiopischem Boden bis zur Hauptstadt Addis Abeba soll noch modernisiert werden, ist aber befahrbar.

So richtig ausgelastet ist der Hafen Mitte 2023 noch nicht. Doch mit dem bald erhofften Abschluss des „Transit Agreement“ zwischen Somaliland und Äthiopien soll sich das ändern, zum Beispiel bei der Zollabfertigung. Bis der Hafen sich bei den großen Schiffslinien etabliert hat, werden aber ein paar Jahre vergehen. Berbera wird von Feederschiffen (spezielles Frachtschiff für Container- oder Autotransporte) angelaufen, die von den regionalen Großhäfen wie Salala (Oman) kommen. Hafenmanager Horacio Hernandez Briz sieht den großen Engpass bei den Lkw und sagt: „Die lokale Lkw-Flotte ist sehr alt und es gibt auch keine adäquaten Reparatureinrichtungen.“ Alleine um halbwegs moderne Sicherheitsstandards zu gewährleisten sind Investitionen notwendig.

Somalilands Unternehmen hoffen auf internationale Partnerschaften

Internationale Geber wie die EU und die KfW finanzieren zudem Infrastrukturprojekte, wie die KfW den Ausbau des Wassernetzes in Hargeisa. „Für deutsche Ingenieurconsultants können Ausschreibungen für Studien oder Bauaufsicht durchaus von Interesse sein“ sagt Florian Rabe, Leiter des in Nairobi angesiedelten KfW-Regionalbüros für das Horn von Afrika. Auch bei der Stromversorgung, die mit derzeit etwa 67 US-Cent je Kilowattstunde extrem teuer ist, suchen private Stromversorger und -verbraucher Partner mit billigeren Lösungen.

„Wer in Somaliland geschäftlich aktiv werden möchte, sollte den Markt vorab sorgfältig sondieren“, sagt Guelleh und fügt hinzu: „Wichtig ist ein lokaler Partner mit guter Reputation.“ Somaliland verfügt über eine kleine aber feine international gut vernetzte Business-Community, dominiert von lokalen Unternehmensgruppen, oft Familienunternehmen, die vor Generationen durch den Handel groß geworden sind und im Laufe der Jahrzehnte ihr Geschäftsmodell diversifiziert haben.

Hervorzuheben sind hier die Dahabshiil-Gruppe sowie die LAAS-Gruppe. Die Geschäftsführer beider Gruppen haben im Vereinigten Königreich studiert, sprechen fließend Englisch und verfügen auch über einen britischen Pass. Letzterer ist wichtig, da jemand mit ausschließlich somalischem Pass kaum eine Chance auf ein Schengen-Visum hat, um damit Geschäftspartner auf Messen in Europa zu besuchen.

Bedeutende Unternehmensgruppen in Somaliland (im Familienbesitz)

Name

Weitere Informationen

Laas-Group

Leichtindustrie, Logistik, Handel, Agrar; Repräsentant von: Coca-Cola, Maersk Line, DHL, Multichoice, WFP

Dahabshiil-Group

Bankdienstleistungen, Telekommunikation (Somtel), Elektrizität (Sompower)

MSG-Group

Telekommunikation, Zement, Zigaretten; Investiert in eine Zementanlage in Berbera

Telesom Group

Telekommunikation, Finanz, Baustoffe, Immobilien; Partner: Suzuki, Jac Motors

Ominco Group

Handel, Logistik, Immobilien

Al Harbi Group

Industrie und Handel

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

Die Wirtschaft ist dollarisiert, sodass bei Handelsgeschäften Währungsrisiken gering sind. Fast alles muss importiert werden. Devisenexporte sind von Somaliland aus kein Problem. Weil der Markt klein ist, kann es jedoch zeitweise zu einer Devisenknappheit kommen. Viele Unternehmen wickeln daher ihren Devisenverkehr über Dschibuti oder Dubai ab.

Standort gilt als relativ sicher

„Wie sicher ist Somaliland?“ Diese Frage stellen sich alle, die planen, dorthin zu reisen. Ein Sicherheitsexperte, der seit vielen Jahren in ganz Somalia tätig ist, bringt es auf den Punkt: „Innerhalb Somalias ist die Sicherheitslage in Somaliland mit Abstand am besten. Man kann sich in Hargeisa und Berbera relativ frei bewegen.“ Unternehmen wählen unterschiedliche Sicherheitsstrategien. Den meisten Geschäftsreisenden reicht dort ein Mietwagen mit Chauffeur – aufgrund der sehr schlechten Straßen aber besser geländefähig. Für die etwa zweieinhalbstündige Fahrt von Hargeisa nach Berbera auf der nagelneuen Straße ist jedoch ein Militärkonvoi Pflicht.

Tipps für Geschäftsreisende
  • Flug: Ethiopian Airlines fliegt 2x täglich von Addis Abeba nach Hargeisa und zurück
  • Gesundheit: Aufgrund der schlechten Gesundheitsversorgung sollte eine medizinische Evakuierung im Notfall sichergestellt sein. Die in Nairobi sitzende Gesellschaft AMREF bietet diesen Service an
  • Visum: Visa-on-Arrival wird ausgestellt, wenn eine Einladung vorliegt. Bei der Einreise sind 70 US-Dollar in bar zu entrichten. Somaliland operiert im Ausland mit Repräsentanzbüros: In Deutschland: Amb. Mustafa Yusuf Ismail (Somaliland Representative in Germany): +49 162 19 66 982; +252 63 42 55 982; In Kenia: Mohammud Bashir, Tel.: +254 72 30 65 377; Weitere Informationen: Somaliland Immigration
  • Hotels: Internationale Hotelketten sind bislang weder in Hargeisa noch Berbera präsent. Empfehlenswert ist in Hargeisa das Abassador Hotel (einfache Ausstattung, EZ ca. 60 US$)
  • Bargeld: Auch wenn es in Hargeisa immer mehr Geldautomaten gibt, die US-Dollar herausgeben empfiehlt es sich, US-Dollar bei sich zu haben
  • Sicherheit: Auf der Seite des Auswärtigen Amtes können sich Reisende über Reise- und Sicherheitshinweise informieren
  • SWOT-Analyse: In der GTAI-SWOT-Analyse zu Somalia (2022) geht es auch um die Situation in Somaliland

Schwierige Weltkonjunktur und Dürre fordern ihren Tribut

Aktuell durchläuft Somalias Wirtschaft eine schwierige Phase, bedingt auch aufgrund der angespannten Weltkonjunktur. So verteuern hohe Frachtraten Einfuhrgüter generell. Die Preise für Dünger, einige Nahrungsmittel wie Speiseöl sowie Treibstoff sind besonders stark gestiegen, auch wegen des Kriegs in der Ukraine. Die für Somaliland wichtigen Überweisungen der Diaspora fallen ebenfalls deutlich geringer aus.

Hinzu kommt, dass eine anhaltende Dürre die Exporterlöse von Vieh (Kamele, Schafe, Ziegen) deutlich schmälert, weil beträchtliche Bestände verendet sind. Viehexporte nach Saudi-Arabien machen grob geschätzt etwa 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Ein weiteres wichtiges Exportgut sind Baumharze, insbesondere Weihrauch, das ins französische Grasse und nach Hamburg geliefert wird. Doch derzeit gibt die politische Lage Anlass zu Sorge: Die für November 2022 angekündigten Präsidentschaftswahlen wurden verschoben und in der Stadt Las Anod kommt es seit Februar 2023 immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI)

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

Deutsche Botschaft

Zuständig für Somaliland ist die Deutsche Botschaft in Nairobi; Ansprechpartner ist der Vize-Botschafter Sascha Kienzle

KfW

Zuständig ist das KfW-Büro in Nairobi unter der Leitung von Florian Rabe

Ministry of Investment & Industrial Development

Für Auslandsinvestoren zuständiges Ministerium

Somaliland Chamber of Commerce, Industry & Agriculture (SLCCIA)

Somaliländische Handelskammer

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