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Noch mehr Erneuerbare für Sri Lankas Energiemix

Vor allem Wind- und Solarenergie sollen ausgebaut und der Wettbewerb gestärkt werden. Energiespeicher fehlen noch. Eine Verbindung mit dem indischen Stromnetz wird diskutiert.

Von Florian Wenke | Mumbai

Sri Lankas Regierung möchte die gesteckten Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien erfüllen. Ihr Anteil am Energiemix soll bis 2030 auf 70 Prozent steigen. Experten halten dieses Ziel für erreichbar, weil der derzeitige Anteil bereits 63 Prozent beträgt. Die installierte Leistung der erneuerbaren Energien (ohne Großwasserkraftwerke) soll dann 8.819 Megawatt betragen. Da vor allem Solaranlagen und Windkraftwerke ausgebaut werden, entstehen in diesen Bereichen Chancen.

Die Energienachfrage steigt

Dem Ministry of Power and Energy zufolge machten die erneuerbaren Energien im August 2023 rund 63 Prozent der installierten Kapazitäten aus. Hauptgrund für den hohen Anteil sind insbesondere Wasserkraftwerke, die seit Jahrzehnten einen großen Anteil an der Energieerzeugung übernehmen.

Zusammen mit der Wirtschaft wird auch der Energieverbrauch wieder wachsen. Deshalb benötigt Sri Lanka andere Optionen, um seinen Bedarf zu decken. Das Datenportal Our World in Data gibt an, dass der Energieverbrauch von 2009 bis 2019 um 66 Prozent auf 5.221 Kilowattstunden pro Kopf gestiegen ist. Im Zuge der Wirtschaftskrise und gestiegener Energiepreise sank der Verbrauch danach. Seit 2022 legt er jedoch wieder. Im Jahr 2023 erreichte der Verbrauch 4.536 Kilowattstunden pro Kopf.    

Vor allem der Bereich "Aufdachsolaranlagen" entwickelt sich derzeit dynamisch. Besonders Unternehmen, aber auch Privathaushalte nutzen diese zunehmend. Die installierte Leistung der Aufdachanlagen ist mit 742 Megawatt um einiges größer als die Leistung der Solarfreiflächenanlagen mit 140 Megawatt. Das eröffnet deutschen Firmen Chancen, denn die Technik muss überwiegend eingeführt werden.

Etwas langsamer geht es bei der Windenergie voran. Allerdings soll der indische Ambani-Konzern demnächst zwei Windparks mit insgesamt 484 Megawatt Kapazität in Mannar und Pooneryn errichten. Im Mai 2024 gab das sri-lankische Kabinett seine Zustimmung zu dem Projekt, sodass die Umsetzung zeitnah gestartet werden dürfte. Das Projekt ist vor Ort umstritten, weil es nicht über eine Ausschreibung vergeben wurde, sondern durch Verhandlungen der sri-lankischen Regierung mit Ambani und der indischen Regierung. Befürworter weisen jedoch darauf hin, dass es der Windenergie einen großen Schub geben wird und als Beispiel für zukünftige Projekte dienen kann.

Ausschreibungen für größere Vorhaben, etwa den Bau von Wind- und Solarparks, veröffentlicht das Ministry of Power and Energy. Die Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz informiert zudem regelmäßig über geförderte Projekte zu den Themen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

Stromspeicher werden benötigt

Die Energiewende braucht Speicherlösungen. Das Staatsunternehmen Ceylon Electricity Board (CEB), das für Stromerzeugung, aber auch für das Leitungsnetz und den Vertrieb zuständig ist, geht in einer Analyse davon aus, dass eine Kombination aus Batterien und Pumpspeicherwerken für das Land sinnvoll sein kann.

In einem Szenario mit dem angestrebten Ausbau der erneuerbaren Energien auf 70 Prozent der Erzeugung sieht CEB allein für den Zeitraum von 2024 bis einschließlich 2030 Bedarf für 1.125 Megawatt an Batteriespeichern. Bis 2042 soll dieser sogar 4.740 Megawatt betragen. Bei Pumpspeicherkraftwerken wird der Bedarf bei 700 Megawatt liegen (1.400 Megawatt bis 2042). Insbesondere bei den Batteriespeichern dürften sich deutschen Unternehmen Chancen eröffnen, denn es gibt keine lokalen Produzenten. 

Stromkabel nach Indien im Gespräch 

Experten vor Ort nennen als zusätzliche Lösung immer wieder die Verbindung des Leitungsnetzes zwischen Sri Lanka und Indien. Die Interkonnektivität der Stromnetze stand zuletzt Anfang 2024 beim Austausch einer gemeinsamen Arbeitsgruppe beider Länder zur Kooperation im Energiesektor auf der Agenda. 

Branchenberichten der Publikation Wire and Cable India zufolge ist eine Verbindung zwischen Chennai in Indien und Anuradhapura in Sri Lanka im Gespräch. Diese soll aus einer 130 Kilometer langen oberirdischen Leitung sowie einem Unterseekabel vom Süden Indiens nach Thiruketheeswaram in Sri Lanka bestehen. Die Kosten werden in diversen Zeitungsmeldungen aus Indien und Sri Lanka mit 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) angegeben.

Eine Beteiligung an diesem Vorhaben könnte insbesondere für Firmen, die bereits in Indien tätig sind, von Interesse sein. Branchenkenner weisen jedoch darauf hin, dass das Projekt auch eine politische Dimension hat: Wenn der aktuelle Präsident Sri Lankas, Ranil Wickremesinghe bei der Präsidentschaftswahl im Herbst 2024 im Amt bestätigt wird, ist die Umsetzung des Projektes wahrscheinlicher als unter einem möglichen neuen Präsidenten.   

Reformen sollen Wettbewerb verbessern

Bislang ist das CEB ein Quasi-Monopolist im Energiesektor des Landes. Um mehr Wettbewerb zu schaffen, soll die Organisation aufgeteilt werden. Während die Hardware (zum Beispiel Umspannwerke, Kraftwerke oder das Leitungsnetz) in einem guten Zustand ist, sehen Experten Modernisierungsbedarf im Bereich Software, zum Beispiel im Bereich Energieüberwachung und -steuerung. Daher wird die Aufteilung einen deutlichen Modernisierungsschub bringen. 

Unterstützt wird die Aufteilung von der Asian Development Bank. Sie steuert 100 Millionen US$ zum Vorhaben bei und sichert damit die entsprechenden Investitionen ab.

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