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Südafrika öffnet Schienenverkehr für private Betreiber

Auf Südafrikas Schienen könnten bald wieder mehr Züge rollen. Ein Milliardenkredit soll helfen, das marode Netz wiederzubeleben. Das eröffnet Chancen für die Privatwirtschaft. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Gute Nachrichten für Südafrikas Zugverkehr: Die Afrikanische Entwicklungsbank hat dem staatlichen Betreiber Transnet einen Kredit über 1 Milliarde US-Dollar (US$) mit einer Laufzeit von 25 Jahren bewilligt. Mit dem Darlehen soll das Schienennetz saniert und der Betrieb wieder aufgenommen und erweitert werden. 

Güterverkehr um ein Drittel eingebrochen

Transnet ist in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geraten, nachdem der Güterverkehr in Südafrika vielerorts massiv eingebrochen ist. Während 2017/18 noch insgesamt 226,3 Millionen Tonnen Fracht über die Schiene transportiert wurden (davon 77 Kohle und 58,5 Eisenerz), waren es 2022/23 nur noch knapp 150 – ein Rückgang um mehr als ein Drittel. Grund dafür ist vor allem der schlechte Zustand des Netzes, der auf unzureichende Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstung, Diebstahl sowie Vandalismus zurückzuführen ist. Dazu kamen externe Schocks wie Überschwemmungen und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Transnet selbst schätzt den Instandhaltungsrückstand der Schieneninfrastruktur auf umgerechnet 1,7 Milliarden US$.

Die wirtschaftlichen Folgekosten der Misere sind hoch, da viele Branchen in Südafrika stark exportorientiert sind. Im Bergbausektor etwa musste der Abbau zurückgefahren werden, da die Produkte nicht abtransportiert werden konnten. Der Schwertransport hat sich mittlerweile fast gänzlich auf die Straße verlagert, 2023 waren es über 80 Prozent des gesamten Güterverkehrs. Gelangen die Güter in die ebenfalls durch Transnet betriebenen Häfen, ist die Lage nicht unbedingt besser. Die Terminals sind chronisch überlastet, viele Waren warten Tage oder Wochen auf Abfertigung.  

193 Millionen Tonnen

Fracht sollen im Haushaltsjahr 2024/25 über Südafrikas Schienen transportiert werden -  gegenüber 150 Millionen Tonnen 2022/23.

Transnet hat ambitionierte Pläne

Der von Transnet Ende 2023 vorgelegte Sanierungsplan, der mit Hilfe der Afrikanischen Entwicklungsbank umgesetzt werden soll, weckt Hoffnungen. Wichtigstes Ziel ist die beschleunigte Wiederaufnahme des Betriebs und die Erhöhung des Frachtvolumens auf 193 Millionen Tonnen bis Ende des Haushaltsjahres 2024/25. Zwecks effizienteren Managements werden Schieneninfrastruktur und Bahnbetrieb künftig durch getrennte Gesellschaften abgewickelt; den Transnet Rail Infrastructure Manager (TRIM) sowie die Transnet Freight Rail Operating Company (TFROC).

Öffnung für den Privatsektor läuft an

Mit einiger Verzögerung kommt zudem die Öffnung des 21.200 Kilometer langen Schienennetzes für private Eisenbahnverkehrsunternehmen ins Rollen. Diese war bereits 2022 vom Kabinett beschlossen, aber noch nicht umgesetzt worden. Den Plänen zufolge wird der südafrikanische Staat Eigentümer der Schienen bleiben und Konzessionen an Betreiber vergeben, die sich wiederum über Gebühren für die Nutzung der Schienen finanzieren. Informationen zu den Anforderungen und zum Antragsverfahren hat Transnet für Ende September angekündigt. 

Experten begrüßen den Plan als wichtigen Schritt in Richtung Entmonopolisierung zugunsten der südafrikanischen Bahnindustrie sowie der auf Gütertransport angewiesenen Branchen. Die Beteiligung des Privatsektors sei zudem eine Chance für Transnet, seine enorme Verschuldung abzubauen. 

Doch es gibt auch Kritik, insbesondere an der vorgeschlagenen Mindestgebühr für den Zugang zum Schienennetz, die Branchenvertreter als unerschwinglich einstufen. Es wird erwartet, dass der Vorschlag überarbeitet oder in letzter Instanz von der neuen Verkehrsregulierungsbehörde (Transport Economic Regulator) gestoppt wird. Die in Anlehnung an Südafrikas Nationale Energieregulierungsbehörde (NERSA) geschaffene Instanz kontrolliert die Preistarife im gesamten staatlich regulierten Verkehrssektor. So soll eine monopolistische Preisgestaltung unterbunden und das System effizienter und kostengünstiger werden.

Zur Erreichung seiner Ziele fordert Transnet Unterstützung der Regierung. So müssten etwa die Anforderungen für die Beschaffung gelockert werden, insbesondere für Ersatzteile von Lokomotiven, aber auch in Bezug auf komplexe regulatorische Bestimmungen.

Deutsche Unternehmen bereits an Bahnprojekten beteiligt

Für deutsche Unternehmen könnte die Öffnung des Sektors interessante Geschäftschancen bieten – sowohl bei der Lieferung von rollendem Material als im Infrastrukturbereich in Form von Ingenieur-, Beratungs- und Betreiberdienstleistungen. Im Personenverkehr gibt es bereits deutsche Beteiligung: Über seine südafrikanische Tochterfirma IFE beliefert das Münchner Unternehmen Knorr-Bremse die neuen X'Trapolis-Züge der Passenger Rail Agency of South Africa (PRASA) mit Türantrieben, Türblättern und Scheibenwischern. Fast alle Komponenten werden lokal produziert. 

Der Personenverkehr spielt in Südafrika bislang eine untergeordnete Rolle. PRASA will das ändern: Mehr als 2,7 Milliarden US$ sollen bis Ende 2026 unter anderem in Reparatur und Modernisierung des Schienennetzes und der Bahnhöfe, Erneuerung der Fahrzeugflotte sowie Signalanlagen fließen. Auch hier könnten deutsche Unternehmen zum Zug kommen. 

Südafrika ist Logistik-Hub der Region

Das südafrikanische Schienennetz ist das längste in Afrika. Es ist ein wichtiges Tor für den Handel innerhalb Südafrikas, mit der SADC-Region (Southern African Development Community) sowie für den internationalen Handel, insbesondere über den Hafen in Durban. Dem bislang alleinigen Schienen- und Bahnbetreiber Transnet kommt damit eine Schlüsselrolle zu. Transnet ist eines von mehreren großen Staatsunternehmen in Südafrika und beschäftigt mehr als 50.000 Menschen. Seit 2010 ist Transnet Darlehensnehmer der Afrikanischen Entwicklungsbank. 

Erfolgsbeispiele im Schienenverkehr mit deutscher Beteiligung gibt es auch in anderen afrikanischen Ländern: Die DB International Operations, Teil der DB E.C.O. Group, hat Ende 2022 einen Milliardenauftrag für den Betrieb und die Instandhaltung des ersten Hochgeschwindigkeitsnetzes in Ägypten erhalten. In Ghana ist die Deutsche Bahn über das Joint Venture Thelo DB, das seinen Sitz in Südafrika hat, an der Erneuerung des Schienennetzes beteiligt. 

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