"Mit Technologie und Teamgeist zum Erfolg in Taiwan"

Phylex Ong, Managing Director at Beckhoff Automation Taiwan | © Phylex Ong

Der internationale Wettbewerbsdruck zwingt taiwanische Firmen zur Modernisierung ihrer Produktionsverfahren. Auch die demographische Entwicklung mit einer rückläufigen und stark alternden Bevölkerung erhöht die Notwendigkeit von automatisierten Prozessen. Die deutsche Firma Beckhoff gilt weltweit als einer der wichtigsten Anbieter von PC-basierter Automatisierungs- und Steuerungstechnik. Im Interview erklärt Phylex Ong, seit 2018 Managing Director der taiwanischen Beckhoff-Filiale, wie sich die Geschäfte seines Unternehmens auf der Insel entwickelt haben und welche Perspektiven er für den Sektor sieht. Der in Malaysia geborene Elektroingenieur mit singapurischer Staatsbürgerschaft lebt seit 2011 in Taiwan.

Seit wann ist Beckhoff in Taiwan tätig?

Das Büro in Taichung wurde 2018 gegründet, da wir hier großes Potenzial gesehen haben. Das Geschäft in Taiwan hatte sich im Vorfeld positiv entwickelt, Beckhoff war über zehn Jahre mit Distributoren vor Ort vertreten.

Warum haben Sie sich für Taichung als Standort entschieden?

Unsere Kunden sind gleichmäßig über die ganze Insel verstreut: im Süden, in der Zentralregion und im Norden. Taichung liegt sehr zentral. Zudem sind die Kosten niedriger als in Taipei. In Taichung bekomme ich für den gleichen Preis ein Büro, das mindestens doppelt so groß und damit repräsentativer als in Taipeh ist. Auch die Lohnkosten sind um rund 20 bis 30 Prozent niedriger als in der Hauptstadt. Als wir vor fünf Jahren unsere Filiale in Taiwan errichteten, waren das alles sehr wichtige Faktoren – zumal wir damals noch eine kleine Einheit waren.

Und das hat sich bis heute geändert?

Ja, das Geschäft hier hat sich für uns seither äußerst positiv entwickelt. So richtig losgelegt haben wir 2019. In den drei Jahren bis 2021 hat sich der Umsatz verdreifacht. Begonnen haben wir mit einem Mitarbeiter, nämlich mir selbst. Mittlerweile konnten wir die Zahl unserer Angestellten auf 20 Beschäftigte in die Höhe schrauben!

Aus welchen Industrien kommen Ihre Kunden hauptsächlich?

Steuerungstechnik wird in vielen Bereichen verwendet und benötigt. Daher stammen unsere Kunden aus den unterschiedlichsten Sektoren wie Halbleiter, Kunststoffe, Metallverarbeitung, Medizintechnik, Pharmazie, Kosmetik oder Druckmaschinen. Unsere Applikationen sind gefragt, weil sie über zwei große Vorteile verfügen: Erstens haben wir ein sehr offenes System – das heißt, der Kunde kann Beckhoff in die Systeme anderer Anbieter integrieren. Als zweiten Vorteil können wir einemit High-Performance-Controllern anbieten, die sich positiv auf die Produktivität der Kunden auswirkt. Sie genügt gleichzeitig auch den hohen Ansprüchen aus Zukunftssegmenten wie Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz und Big Data.

Aus welchen Ländern kommen Ihre Konkurrenten und ist das Branding "Made in Germany" von Vorteil für Ihren geschäftlichen Erfolg?

Wir haben einige japanische Wettbewerber, die unter anderem aufgrund der traditionell engen Bindungen zwischen Taiwan und Japan stark positioniert sind. Taiwanische Kunden nutzen japanische Produkte seit Jahrzehnten. Die lokale Konkurrenz bietet günstige Preise bei gleichzeitig eher durchschnittlicher Produktqualität. Darüber hinaus haben wir auch Wettbewerber aus den USA und Europa. Das gute Image "Made in Germany" ist für uns ein Mehrwert hier im Markt. Die Kunden sind bereit, einen höheren Preis für die sehr gute Qualität und große Verlässlichkeit deutscher Erzeugnisse zu bezahlen.

Wie schätzen Sie den taiwanischen Markt bezüglich aktueller Herausforderungen und künftiger Perspektiven ein?

Vergangenes Jahr wurde das Geschäft insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte aufgrund von Schwierigkeiten in den Lieferketten etwas komplizierter. Unsere Produkte benötigen zahlreiche elektronische Komponenten und Halbleiter. Die Belieferung von Seiten der globalen Hersteller wurde problematischer. Doch die Situation hat sich mittlerweile wieder etwas gebessert und wir hoffen, dass sich die Versorgung in der ersten Jahreshälfte 2023 stabilisiert.

Taiwan bietet mittelfristig dennoch weiterhin sehr gute geschäftliche Perspektiven für unsere Branche. Zum einen ist die Insel in Asien ein wichtiger Hersteller von Maschinen, sprich es gibt viele Kunden für unsere Produkte. Darüber hinaus müssen die lokalen Firmen ihre Ausrüstungen modernisieren und mit neuester Technologie ausstatten. Nur so können sie mit den Wettbewerbern in China konkurrieren, die im Regelfall höhere Skaleneffekte aufweisen. Ebenso sorgen die massiven Investitionen im Halbleiterbereich für eine hohe Nachfrage. Und zu guter Letzt ist es ein zahlungskräftiger Markt. Die Kunden sind bereit für hohe Qualität auch einen entsprechenden Preis zu bezahlen.

Das sind ja gute Perspektiven. Was sehen Sie denn als den wesentlichen Grund für den Erfolg Ihrer Firma hier im Markt, was können Sie anderen Firmen als "Tipp" mitgeben?

Neben der schon beschriebenen Qualität unserer High-Tech-Produkte ist für mich das Team der wesentliche Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Wir haben junge, hochprofessionelle und enorm talentierte Mitarbeiter. Alle sind bereit, sich in neue Technologien einzuarbeiten. Gleichzeitig ist es aber auch eine der größten Herausforderungen hier, solch hochqualifizierte Beschäftigte, wie wir sie bei Beckhoff benötigen, zu finden und dann auch im Betrieb zu halten. Wir sind bisher aber recht erfolgreich damit, da wir unser Unternehmen als High-Tech-Firma im Markt attraktiv positioniert haben. Darüber hinaus bieten wir unseren Angestellten eine vertrauensbasierte Arbeitskultur und eine positive Unternehmensatmosphäre mit gelegentlichen sozialen Aktivitäten. Denn wir sind davon überzeugt, dass ein gut funktionierendes Team der wesentliche Baustein für den künftigen Erfolg in Taiwan ist.