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Branchen | USA | Maschinen- und Anlagenbau

Maschinenbau in den USA wird Opfer des Handelskonflikts

Die Konjunktur bricht ein, die Börse wankt, Unternehmen sind verunsichert. Nur in wenigen Abnehmerbranchen dürfte 2025 die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen steigen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die Absatzaussichten für den Maschinenbau in den USA haben sich wegen Trumps Handelspolitik im Eiltempo eingetrübt. Nach seiner Ankündigung umfangreicher reziproker Zölle am 2. April 2025 erwarten immer mehr Analysten für die Vereinigten Staaten eine Rezession bei zugleich stark steigenden Preisen.

Besonders schlecht ist die Stimmung in der US-Automobilindustrie. Sie unterhält enge Produktionsverbünde mit Partnern aus Kanada und Mexiko. Viele Fahrzeuge wechseln im Laufe ihres Fertigungsprozesses mehrmals die Grenzen. Bleiben Zölle von bis zu 25 Prozent auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile bestehen, drohen die Lieferketten zusammenzubrechen. Zugleich würden sich die Preise für Autos stark erhöhen und die Neuzulassungszahlen in den Keller schicken. Trump will zudem die Zulassungsprämie für Elektroautos aus dem Inflation Reduction Act von bis zu 7.500 US$ pro Fahrzeug kippen. Angesichts solcher Aussichten dürfte sich die Investitionslaune in der Branche auf einem Tiefpunkt befinden – und es ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach Werkzeug- und Metallbearbeitungsmaschinen in den nächsten Monaten spürbar zurückgehen wird.

Auch der US-Landwirtschaftssektor blickt mit großer Sorge auf den Handelskonflikt. Agrarbetriebe litten bereits 2024 unter sinkenden Gewinnen, was zu einer deutlichen Investitionszurückhaltung führte. Für 2025 muss der Sektor – zusammen mit der US-Lebensmittelindustrie – mit Vergeltungszöllen rechnen.

Bausektor droht Abschwung durch steigende Materialkosten

Nicht besser ist die Stimmung im Bausektor. Produzenten von Baumaterialien in den USA können die einheimische Nachfrage nach wichtigen Materialien nicht decken. Rund ein Viertel des benötigten Stahls oder Zements müssen die USA beispielsweise importieren. Bei Holz sind es ein Drittel und bei Aluminium sogar 80 Prozent. Angesichts der nicht ausreichenden lokalen Produktion dürften die US-Importeure die Zölle weitgehend auf die Endnachfrager abwälzen. Bauen wird damit teurer, was sich zusammen mit der zu erwartenden Steigerung der Arbeitslosenzahlen negativ auf die Investitionstätigkeit auswirken wird. Bauunternehmen werden dementsprechend weniger in ihren Maschinenpark investieren. 

IT-Branche und Rohstoffsektor bleiben zuversichtlich

Nur wenige Abnehmersparten des Maschinenbaus dürften von diesem rasanten Abwärtstrend verschont bleiben. So werden die großen IT-Konzerne weiter kräftig in den Ausbau ihrer Datencenter investieren. Der Bergbau sowie der Öl- und Gassektor können mit Hilfe von Dekreten aus dem Weißen Haus mit deutlichen Erleichterungen bei Genehmigungsverfahren rechnen – und dürften im Nachgang ihre Investitionen hochfahren. 

Auch im Halbleiterbereich stehen die Zeichen auf Wachstum. Anfang März 2025 verkündete C. C. Wei, der Vorstandsvorsitzende des taiwanischen Auftragshersteller TSMC, dass das Unternehmen seine bisherigen Investitionen in den USA in Höhe von 65 Milliarden US-Dollar (US$) um 100 Milliarden US$ aufstocken wolle. Ob diese Ankündigung im vollem Umfang umgesetzt wird, bleibt allerdings abzuwarten. 

Aktuelle Investitionsdelle könnte 2026 Nachholeffekte auslösen

Es stellt sich die Frage, ob es in den USA zu einer kürzeren Investitionsdelle kommt oder ob sie sich zu einer länger andauernden Marktschwäche auswächst. Sehr viel wird davon abhängen, wie sich der Handelskonflikt weiter entwickelt. Angesichts der Vielzahl an Ländern, die in Trumps Visier geraten sind, ist das rasche Aushandeln eines "Deals" auf breiter Front kaum möglich. Vielmehr müsste sein Team mit jedem betroffenen Land verhandeln.

Die Grundvoraussetzungen für ein Wiederanspringen der Maschinennachfrage bleibt indes gut. Laut Global Market Insights soll das US-Marktvolumen für Fertigungstechnologie zwischen 2023 und 2032 von knapp 250 Milliarden auf 600 Milliarden US$ steigen. Zugleich soll es zu einer Automatisierungswelle kommen, denn im verarbeitenden Gewerbe ist der Fachkräftemangel in den USA nochmals stärker ausgeprägt als in Deutschland. Eine Investitionszurückhaltung im Jahr 2025 könnte demnach in den Folgejahren starke Nachholeffekte auslösen.

USA: Ohne Maschinen aus dem Ausland geht es nicht 

Die USA bleiben bei Maschinen in hohem Maße auf Importe angewiesen, da der einheimische Maschinenbau verhältnismäßig klein ist. In vielen Sparten, darunter bei bestimmten Werkzeugmaschinen, klaffen große Lücken. Im Jahr 2024 erreichten die Einfuhren von Maschinen und Anlagen – diese Kategorie ist wesentlich größer als die der reinen Fertigungstechnologie – einen Rekordwert von mehr als 320 Milliarden US$. Dies zeigen Zahlen der U.S. International Trade Commission.

Deutsche Anbieter könnten von höheren Zöllen auf China und Japan profitieren

Deutsche Unternehmen stoßen in den USA ziemlich genau in die Lücke, die die einheimischen Maschinenbauer hinterlassen – und konkurrieren vor allem mit chinesischen und japanischen Anbietern. In den vergangenen zwei Jahren konnten deutsche Maschinenbauer zur ostasiatischen Konkurrenz aufschließen. Trumps Zollpolitik könnte dafür sorgen, dass sie ihren knappen Vorsprung vor den ostasiatischen Wettbewerbern ausbauen, denn diesen drohen noch höhere Zölle als der EU. 

Unklar bleibt, inwieweit beispielsweise Zölle auf Aluminium und Stahl auch auf Maschinen, die aus diesen beiden Materialien bestehen, anzurechnen sind. Abzuwarten ist auch, in welchem Umfang die US-Importeure die Zölle an ihre Endkunden weitergeben oder ihre Lieferanten zu Preisnachlässen drängen werden. Insbesondere bei Spezialmaschinen, die importiert werden müssen, ist ihre Verhandlungsmacht relativ klein, da es keine einheimischen Alternativen gibt. Nicht umsonst sind sich praktisch alle Ökonomen einig, dass die US-Zölle enorm preistreibend wirken werden.

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