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Taiwans Außenhandel mit Chemikalien floriert
Die taiwanischen Im- und Exporte von chemischen Erzeugnissen zogen zuletzt zweistellig an. Deutsche Firmen profitierten davon und weiteten ihre Lieferungen deutlich aus.
08.11.2022
Von Alexander Hirschle | Taipei
Die chemische Branche Taiwans glänzte in den vergangenen Jahren mit hohen Zuwachsraten. Die starke Investitionstätigkeit von lokalen Halbleiterherstellern wirkte sich positiv auf den Output des Sektors aus. Er gilt als wichtiger Zulieferer für die Chipindustrie. Die Produktionszahlen zogen 2021 zweistellig an und setzten die Aufwärtsbewegung 2022 mit abgeschwächter Dynamik fort. Die Ergebnisse des Außenhandels spiegeln den positiven Trend des Sektors in jüngerer Vergangenheit wider.
Die taiwanischen Importe von Chemikalien profitierten zuletzt stark von der robusten konjunkturellen Lage in Taiwan. Die Brancheneinfuhren stiegen 2021 um mehr als 27 Prozent auf 41,4 Milliarden US-Dollar (US$). Mit noch deutlich höheren Exporten ergab sich ein Handelsbilanzplus von fast 8 Milliarden US$. Taiwan ordert vor allem organische chemische Erzeugnisse sowie Kunststoffe und Waren daraus aus dem Ausland. Auf beide Kategorien zusammen entfallen rund 50 Prozent der Brancheneinfuhren.
Die höchsten Zuwächse entfielen im vergangenen Jahr auf organische Erzeugnisse mit einem Plus von 48 Prozent und anorganische Erzeugnisse mit einer Steigerung von 40 Prozent. Die Einfuhren von Düngemitteln gingen hingegen leicht zurück.
Im ersten Halbjahr 2022 setzte sich der allgemeine Aufwärtstrend bei den chemischen Einfuhren mit einem Zuwachs von 23 Prozent fast nahtlos fort. Angesichts einer sich andeutenden konjunkturellen Abkühlung auf der Insel dürfte die Dynamik jedoch in naher Zukunft etwas nachlassen.
Bezüge aus Deutschland steigen stark
Deutschland war mit einem Anteil von 7,4 Prozent an den gesamten Brancheneinfuhren der fünftgrößte Lieferant von chemischen Erzeugnissen nach Taiwan. Unumschränkter Spitzenreiter bleibt Japan, mit einem Einfuhranteil von mehr als 25 Prozent, gefolgt von China mit 19 Prozent, den USA mit 12 Prozent und Südkorea mit 9 Prozent. Die höchste Steigerung entfiel im vergangenen Jahr auf die Lieferungen aus Thailand und Saudi-Arabien mit Zuwächsen von jeweils mehr als 60 Prozent.
Die Importe aus Deutschland stiegen 2021 um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden US$ stark an, die Exporte sogar um fast 42 Prozent auf knapp 499 Millionen US$. Unter dem Strich ergibt sich dadurch aus deutscher Sicht ein Handelsbilanzplus von mehr als 2,5 Milliarden US$. Fast die Hälfte der Einfuhren aus Deutschland entfiel auf Pharmazeutika, die im vergangenen Jahr um 65 Prozent zulegten. In die Gegenrichtung liefert Taiwan vorwiegend Kunststoffe, die mit 305 Millionen US$ für nahezu 60 Prozent der Lieferungen verantwortlich zeichnen.
Deutsche Firmen sind vor Ort insbesondere im Bereich Materialien für die Halbleiterindustrie sehr aktiv und investieren kräftig auf der Insel. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten. Im ersten Halbjahr 2022 schossen die gesamten Chemielieferungen aus Deutschland noch einmal stark um 94 Prozent im Vergleich mit der gleichen Vorjahresperiode nach oben.
Chemieausfuhren mit hohen Zuwächsen
Die weltweiten Chemieexporte Taiwans stiegen 2021 um satte 42,6 Prozent auf 49,1 Milliarden US$ an. Dies entsprach 11 Prozent der gesamten taiwanischen Ausfuhren. Der Löwenanteil entfiel dabei mit 26,4 Milliarden US$ beziehungsweise mehr als der Hälfte der Branchenlieferungen auf Kunststoffe und Waren daraus. Dieses Segment konnte 2021 um 42,6 Prozent zulegen.
An zweiter Stelle des wertmäßigen Rankings folgten organische chemische Erzeugnisse 11,8 Milliarden US$, gleichbedeutend mit rund einem Viertel der Ausfuhren von chemischen Erzeugnissen. Diese Warengruppe erzielte mit einem Plus von knapp 65 Prozent das höchste Wachstum, gefolgt von Düngemitteln mit 61 Prozent. Unterdurchschnittliche Steigerungen im einstelligen Bereich entfielen auf Pharmazeutika mit knapp 10 Prozent sowie auf Körperpflege- und Schönheitsmittel mit knapp 6 Prozent.
China bleibt wichtigster Abnehmer
Der mit Abstand wichtigste Abnehmer chemischer Erzeugnisse aus Taiwan ist China. 2021 wurden 19,8 Milliarden US$ von der Insel ins Reich der Mitte geliefert, entsprechend mehr als 40 Prozent aller taiwanischen Branchenausfuhren. Es folgen die USA mit einem Anteil von 10 Prozent vor Vietnam und Japan mit jeweils 7 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2022 nahm die Dynamik der Branchenausfuhren übergreifend mit einem Zuwachs von "nur" noch 9,3 Prozent im Vergleich mit derselben Vorjahresperiode schon deutlich ab. Dies war unter anderem auf ein schwaches Abschneiden der Lieferungen nach China zurückzuführen, die in den ersten sechs Monaten 2022 um fast 5 Prozent nachließen.
Nach Branchensegmenten entwickelten sich die Exporte von Düngemitteln, anorganischen und pharmazeutischen Erzeugnissen im ersten Halbjahr 2022 mit Zuwächsen von mehr als 30 Prozent weiterhin dynamisch. Rückläufig zeigten sich hingegen die Ausfuhren von Körperpflegemitteln sowie Farben und Lacken. Die allgemeine Abschwächung dürfte sich aufgrund der konjunkturellen Abkühlung rund um den Globus im Jahresverlauf 2022 und darüber hinaus fortsetzen. Ebenso drückt die weltweit hohe Inflation auf die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen.