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Special | Taiwan | Klimawandel lokal

Massiver Ausbau erneuerbarer Energien geplant

Taiwan hat sich 2016 eine Energiewende auf die Fahnen geschrieben. Jetzt wurden langfristige Pläne zum Ausbau alternativer Stromträger veröffentlicht.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die taiwanische Regierung hat im Frühjahr 2022 ihre Zielsetzung für den langfristigen Ausbau der erneuerbaren Energien festgezurrt. Bis 2050 sollen grüne Energiequellen demzufolge für einen Anteil von 60 bis 70 Prozent am lokalen Stromangebot verantwortlich zeichnen.

Wasserstoff soll seine Bedeutung stark steigern und bis dann 9 bis 12 Prozent des Energiemix bereitstellen. Wasserkraft spielt dagegen auf der Insel nur eine geringe Rolle, daher wird ihr Beitrag mit maximal 1 Prozent angestrebt. Im Gegenzug wird vollständig auf Nuklearstrom verzichtet und die Bedeutung von Kohle als Energieträger massiv auf 20 bis 27 Prozent der Erzeugungskapazitäten nach unten geschraubt.

Im Jahr 2020 setzte sich der Energiemix Taiwans zu 45 Prozent aus Kohle und knapp 36 Prozent aus Erdgas zusammen. Atomkraft zeichnete für etwas mehr als 11 Prozent der Stromerzeugung verantwortlich. Alternative Energien erreichen nur einen Anteil von 5,5 Prozent. Eigentlich war geplant, bis 2025 den Anteil grüner Energien auf 20 Prozent nach oben zu fahren.

Ausbau erneuerbarer Energien verzögert sich zunächst

Doch das zuständige Wirtschaftsministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) gab Ende März 2022 in der lokalen Presse bekannt, dass dieses Ziel wohl erst 2026 oder 2027 erreicht werden könne. 2025 dürfte der Anteil voraussichtlich nur bei 15,3 Prozent liegen. Als Grund hierfür wurde der unerwartete Anstieg des Strombedarfs infolge des hohen Wirtschaftswachstums genannt.

Experten verweisen auch auf Verzögerungen beim Ausbau erneuerbarer Energien. Diese sind auf die Corona-Restriktionen und das langsamere Vorankommen der Offshore-Windprojekte zurückzuführen. Die Debatte hatte sich angesichts von Stromausfällen im Frühjahr 2022 weiter verschärft. Die Regierung ließ allerdings verlauten, dass sie an den Plänen zur Abschaltung der Kernreaktoren bis 2025 weiter festhalten werde.

Windkraftkapazitäten werden um Faktor 50 ausgeweitet

Die Regierung will die langfristigen Ausbaupläne für erneuerbare Energien jedoch ungeachtet der jüngsten Verzögerungen vorantreiben. Gemäß der neuen Roadmap des National Development Council (NDC) werden die Kapazitäten zur Erzeugung von Solarstrom von derzeit 7,7 Gigawatt bis 2025 auf 20 Gigawatt und bis 2050 auf 40 bis 80 Gigawatt nach oben geschraubt. Bei Windkraft sehen die Prognosen einen Anstieg von derzeit 1,0 auf 5,6 Gigawatt bis 2025 und 40 bis 55 Gigawatt bis 2050 vor.

Die Regierung will darüber hinaus ihre Unterstützung für die Wasserstoffbranche intensivieren und geht davon aus, dass diese Technologie ab 2040 zur Stromerzeugung in Taiwan beitragen kann. Derzeit fokussieren sich staatliche Unternehmen wie die Stromgesellschaft Taipower auf Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Segment. Darüber hinaus werden Kooperationen mit Drittländern wie Japan oder Australien angestrebt, um die Entwicklung der Technologie voranzutreiben.

Strombedarf steigt kontinuierlich

Der NDC geht davon aus, dass der Strombedarf in den kommenden Dekaden im Schnitt um rund 2 Prozent pro Jahr ansteigen wird. Dies ist auf das relativ hohe Wirtschaftswachstum der Insel zurückzuführen. Mit 6,5 Prozent erreichte es 2021 den höchsten Wert seit zehn Jahren und wird derzeit in hohem Maße von der Halbleiterindustrie angekurbelt - die als besonders energieintensiv gilt.

Die demografische Entwicklung dürfte sich bremsend auf die Nachfrage auswirken. Seit 2020 geht die Bevölkerung zurück und könnte nach Prognosen des Innenministeriums bis 2070 von derzeit 23 Millionen Menschen auf nur noch 15 Millionen schrumpfen. Der Strombedarf für das Jahr 2050 wird auf 573.100 Gigawattstunden taxiert. 2021 lag der Vergleichswert bei 290.900 Gigawattstunden.

Hohe Investitionen geplant

Die neuen Zielmarken beim Ausbau erneuerbarer Energien sind Teil der im März 2021 lancierten Regierungsstrategie, bis 2050 zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft zu avancieren. Die Behörde NDC hatte Ende März 2022 eine entsprechende Roadmap vorgestellt. Diese soll lokale Firmen auch dabei unterstützen, in diesem Bereich wettbewerbsfähiger zu werden.

Übergreifend sollen bis 2030 staatliche Investitionen in Höhe von fast 32 Milliarden US-Dollar (US$) fließen, um die taiwanische Wirtschaft klimafreundlicher aufzustellen. Jeweils rund 7,3 Milliarden US$ sind dabei für erneuerbare Energien und Wasserstoff sowie für Smart Grids und Energiespeicherung vorgesehen.

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