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Wirtschaftsumfeld | Taiwan | Investitionsklima

Investitionsklima bleibt freundlich

Internationale Unternehmen sehen weiterhin gute Investitionschancen in Taiwan. Auch deutsche Firmen bauen ihre Liefer- und Beschaffungsnetzwerke mit der Insel aus.

Von Jürgen Maurer | Bonn

Taiwan will ausländische Investitionen anziehen und schafft hierfür günstige Rahmenbedingungen. Die private US-Analysefirma Business Environment Risk Intelligence (BERI) bescheinigt dem Land eine hohe Offenheit für ausländische Direktinvestitionen. In einer BERI-Studie landete die Insel 2022 auf dem 6. Rang von 50 untersuchten Ländern. Taiwan investiert zudem in großem Umfang in seine Transformation, sowohl in die Digitalisierung als auch die Dekarbonisierung. Dies eröffnet deutschen Unternehmen viele Möglichkeiten für Kooperationen und Investitionen.

Mit den Spannungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße erreicht Taiwan beim politischen Risiko keine Top-Platzierung. Dennoch machen Firmen keinen Bogen um die Insel. Die Standortvoraussetzungen sind gut. Das Land punktet mit ausgebildeten Arbeitskräften, relativ moderaten Löhnen und einer ausgebauten Infrastruktur. Die Rechtssicherheit ist hoch, geistiges Eigentums ist geschützt und das wirtschaftliche System hat sich auch in der Pandemie als robust erwiesen. Allerdings ist in Taiwan Land nur begrenzt verfügbar, der Wettbewerb um Fachkräfte nimmt zu und die Gefahr von Naturkatastrophen besteht.

Investitionszufluss wächst

Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen nach Taiwan hat laut der Taiwan Investment Commission 2022 auf über 13 Milliarden US-Dollar (US$) deutlich zugenommen. Das ist die höchste Investitionssumme der letzten 15 Jahre. Die Zuflüsse aus Europa kamen auf 5,4 Milliarden US$. Dies machte etwa 40 Prozent der getätigten Investitionen in Taiwan aus. Direktinvestitionen aus Deutschland erreichten in den ersten neun Monaten 2023 laut der Kommission mit 983 Millionen US$ einen neuen Rekordwert. Deutschland rangierte im Investorenranking Taiwans 2023 wertmäßig auf Platz 2 hinter Singapur. Laut UNCTAD lag der Nettotransfer nach Taiwan 2022 bei 10,2 Milliarden US$ und jener aus Deutschland laut Bundesbank bei 347 Millionen US$.

Deutsche Firmen haben von 1952 bis 2022 kumuliert rund 4,5 Milliarden US$ in Taiwan investiert, so die Regierung. Das entspricht 2,2 Prozent aller seither dort getätigten Direktinvestitionen. Europäische Firmen sind mit fast 68 Milliarden US$ für ein Drittel aller Investitionen auf der Insel verantwortlich. Die größten Herkunftsländer in den vergangenen 70 Jahren waren die Niederlande vor Japan und den USA sowie die britischen Überseegebiete in der Karibik. UNCTAD beziffert den gesamten Investitionsbestand in Taiwan 2022 auf 137,3 Milliarden US$ und die Bundesbank die deutschen im Jahr 2021 auf 3,9 Milliarden US$.

Digitalisierung zieht Investitionen an

Eine wichtige Zielbranche für ausländische Direktinvestitionen ist die Elektronik- und IT-Industrie. Taiwans Regierung will die Insel zu einem globalen Zentrum für die digitale Transformation ausbauen. Erste Erfolge sind sichtbar: Technologiefirmen wie Google und Microsoft ebenso wie der Speicherchipproduzent Micron und der US-Zulieferer für Halbleitermaterialien Entegris haben ihre Aktivitäten in Taiwan ausgeweitet. Entegris hat im Mai 2023 in Kaohsiung ein neues Werk in Betrieb genommen, in das bis zum Endausbau Investitionen von 500 Millionen US$ fließen sollen.

In die gleiche Richtung zielt die deutsche Merck. Der Konzern  hat im Februar 2023 mit dem Bau einer neuen Produktionsanlage für Halbleitermaterialien und Spezialgase ebenfalls in Kaohsiung begonnen. Die Anlage mit einer Fläche von 150.000 Quadratmetern soll 2025 betriebsbereit sein und wird auf Investitionen von 500 Millionen US$ beziffert. Im Oktober 2022 hat Merck in Kaohsiung eine Anlage fertiggestellt, in der sie sichere Transportausrüstung für Gas und Chemikalien fertigt. In der südtaiwanischen Hafenstadt hat auch der größte Chipauftragsfertiger TSMC umfangreiche Investitionen angekündigt. 

Zudem zieht der Ausbau erneuerbarer Energien auf der Insel Investitionen an. Bis 2025 will Taiwan 20 Prozent seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken und entsprechende Kapazitäten aufbauen. Damit soll es möglich sein, das letzte noch betriebene Atomkraftwerk der Insel abzuschalten. Offshore-Windkraft und Fotovoltaik werden mit Investitionen von mindestens 33 Milliarden US$ gefördert. Firmen aus Deutschland sind dabei wichtige Partner. So hat wpd den Zuschlag für einen ein Gigawatt große Windpark erhalten.

Größte deutsche Investoren in Taiwan (Stand: 2022/2023)

Unternehmen

Branche

Angestellte

Standorte

Merck Elektronik, Medizin, Chemie

1.100

10

BASF Chemie

750

4

Siemens Elektronik, Medizin, Chemie

700

3

BoschElektronik

540

3

Infineon Elektronik

450

3

Quelle: Corporate Social Responsibility Report 2022/2023, AHK Taiwan 2023; Firmenwebseiten 2023

Investitionsförderung: Diversifizierung angestrebt

Mit dem Ziel, die lokale Wirtschaftsstruktur zu diversifizieren und resilient aufzustellen, hat die Regierung 2016 den "5+2 Innovative Industry Plan" aufgesetzt. Zukunftsbranchen wie intelligente Maschinen, umweltfreundliche Energien, Kreislaufwirtschaft, smarte Landwirtschaft und Biomedizin stehen dabei im Fokus. Taiwan will Investitionen ausländischer Unternehmen wie auch von taiwanischen Firmen, die vor allem in China investiert sind, in diesen Bereichen auf der Insel anregen. Die Investitionsförderung liegt in den Händen von InvesTaiwan. Taiwan bietet in- und ausländischen Investierenden eine Reihe von Fördermaßnahmen. Zu den Anreizen gehören beispielsweise steuerliche Absetzbarkeit von Investitionen für Forschung und Entwicklung. Zudem erhalten Unternehmen in Sonderwirtschaftszonen, darunter Wissenschafts- und Biotechparks sowie Exportverarbeitungszonen, eine Reihe von nicht steuerlichen Vergünstigungen.

Abgesehen von wenigen Ausnahmen können Unternehmen in alle Branchen und Dienstleistungen investieren. Bereiche, in die nicht investiert werden kann, beziehungsweise solche, die strengen Auflagen unterliegen, sind in einer Negativliste aufgeführt. Die Rahmenbedingungen für Investitionen setzen das "Statute for Investment by Foreign Nationals" und die "Regulations for Verification of Investment by Overseas Chinese and Foreign Nationals". Im Allgemeinen ist die Investment Commission für die Investitionsprüfung und die Zusage zuständig. 

GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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