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Ausbau von Offshore-Windenergie läuft holprig
Bei der Offshore-Windkraft hat Taiwan zuletzt neue Kapazitäten versteigert. Doch es gibt noch einige Hemmnisse, die einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien bremsen.
28.04.2023
Von Alexander Hirschle | Taipei
Die Entwicklung der Offshore-Windenergie war in Taiwan bis Ende 2022 hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Von den bis dahin geplanten 2,25 Gigawatt an Kapazitäten wurden bis Dezember 2022 nur knapp 745 Megawatt installiert. Anfang 2023 wurde das Projekt "Formosa 2" mit insgesamt 376 Megawatt ans Netz angeschlossen. Das dänische Unternehmen Orsted baut seit 2021 zusätzliche Kapazitäten und wird im laufenden Jahr 2023 weitere 900 Megawatt ans Netz bringen.
Zahlreiche Projekte der zweiten Ausschreibungsrunde von 2018 befinden sich noch in der Bauphase. Orsted hat im 1. Quartal 2023 die Investitionsentscheidung für ein weiteres 920-Megawatt-Vorhaben vor der Küste von Changhua verkündet. Dessen Anschluss ist für 2025 geplant. Dahingegen steht beim sogenannten Hai-Lon-Projekt eine Investitionsentscheidung noch aus.
Neue Versteigerungsrunde gestartet
Taiwans Regierung will den Ausbau von Offshore-Windkraft weiter vorantreiben. Sie hat im Dezember 2022 mit den Ausschreibungen für die dritte Versteigerungsrunde begonnen. Dabei handelt es sich um Kapazitäten von 3 Gigawatt, die zwischen 2026 und 2027 ans Netz gehen sollen.
Insgesamt sechs Firmen sicherten sich dabei einen Zuschlag: Copenhagen Infrastructure Partners (CIP), Northland Power, Synera Renewable Energy, Taiya Renewable Energy (gemeinsam mit EDF Renewables), Corio Generation und der deutsche Entwickler Skyborn. Alle Unternehmen erhielten jeweils 500 Megawatt mit Ausnahme von Corio Generation, auf die 600 Megawatt entfielen. Da die vorgegebene Mindestvergütung zu gering war, haben sämtliche erfolgreichen Projekte sogenannte Null-Gebote abgegeben.
Die jüngst vergebenen Vorhaben sollen im neuen Entwicklungsgebiet vor der Küste der Provinzen Changhua, Taichung und Miaoli entstehen und sieben Windfarmen umfassen. Im Vorfeld hat die Firma Orsted mit ihrem Rückzug aus der Auktion für Aufsehen gesorgt. Als offizielle Gründe nannten lokale Medien die Inflation und gestiegene Zinsen. Brancheninsider sehen aber auch hohe Lokalisierungsanforderungen, anspruchsvolle zeitliche Vorgaben und fehlende Details in den Ausschreibungsregularien als wichtige Faktoren.
Bis 2035 wird die Regierung insgesamt 15 Gigawatt an Kapazitäten ausschreiben. Die nächste Auktion ist für Ende 2023 geplant. Dann werden 3 Gigawatt versteigert, die 2028 und 2029 ans Netz gehen sollen.
Japaner ziehen sich teilweise aus dem Markt zurück
Das japanische Unternehmen JERA hat sich kurz vor der jüngsten Auktion aus dem Joint Venture mit Corio zurückgezogen. Die französische TotalEnergies hat diese JERA-Anteile übernommen. Die Franzosen sind auch an Skyborns Yunlin-Projekt beteiligt, das auf 640 Megawatt ausgelegt ist und sich zurzeit im Bau befindet.
Das taiwanische Wirtschaftsministerium betont, dass JERA in zwei weiteren Offshore-Vorhaben auf der Insel engagiert bleibt. An "Formosa 1" mit einer Kapazität von 128 Megawatt hält das japanische Unternehmen Anteile von 32,5 Prozent. Der Windpark war bereits 2019 in Betrieb gegangen. Am Projekt "Formosa 2" ist JERA mit 49 Prozent beteiligt.
Neue Einspeisetarife schieben Branche an
Anfang 2023 gab das Wirtschafts- und Energieministerium MOEA (Ministry of Economic Affairs) auch die neuen Einspeisetarife (Feed-In Tariff, FIT) für erneuerbare Energien bekannt. Für mehrere Sparten blieben die Tarife dabei im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Dazu zählen die Solarkraft, Geothermieprojekte mit mehr als 2 Megawatt und Onshore-Windanlagen unter 30 Megawatt. Die Raten für Offshore-Windenergie wurden hingegen erhöht. Neu hinzu kamen Einspeisetarife für kleine Wasserkraftanlagen unter 500 Kilowatt sowie Anlagen zur "anaeroben Gärung aus landwirtschaftlichen und Forstpflanzen".
Bei der Neuberechnung der Tarife hat das Ministerium die im Vorjahr gestiegenen Preise für Vorprodukte berücksichtigt. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sich die neuen Tarife positiv auf die Entwicklung erneuerbarer Energien in Taiwan auswirken. Brancheninsider schätzen insbesondere die Einspeisevergütungen im Bereich Solarkraft als attraktiv ein.
Regierung erhöht Strompreise
Derweil kämpft die staatliche Stromgesellschaft Taiwan Power Co (Taipower) mit finanziellen Schwierigkeiten. Um die Konsumenten nicht zu stark zu belasten, hat Taipower die Strompreise seit 2022 trotz der gestiegenen Gasnotierungen weitestgehend stabil gehalten. Dies hat erhebliche Lücken ins Budget des Staatskonzerns gerissen. Allein 2022 hat Taipower Verluste von fast 9 Milliarden US-Dollar (US$) eingefahren.
Presseberichten zufolge greift die Regierung Taipower mit einer Zahlung von mehr als 6 Milliarden US$ unter die Arme. Das Unternehmen musste zudem dem Kostendruck nachgeben und die Energietarife nach oben anpassen. Ab dem 1. April 2024 steigen die Strompreise im Schnitt um 11 Prozent. Die Preiserhöhungen wurden je nach Konsumentengruppe gestaffelt. So müssen Haushalte mit Tarifsteigerungen von 3 bis 10 Prozent und industrielle Intensivnutzer sogar mit bis zu 17 Prozent rechnen.
Von Branchenexperten wird jedoch bezweifelt, dass die Tariferhöhungen und Zuschüsse ausreichen, um die Rentabilität von Taipower wiederherzustellen. Kritiker befürchten, dass der Gesellschaft künftig Mittel zur Umsetzung von Projekten im Bereich Erneuerbare fehlen werden.
Energieträger | Stromproduktion | Anteil |
---|---|---|
Kohle | 121.209 | 42,1 |
Erdgas | 111.828 | 38,8 |
Erneuerbare Energien | 23.843 | 8,3 |
Atomkraft | 23.755 | 8,2 |
Andere | 7.513 | 2,6 |
Gesamt | 288.148 | 100,0 |
Messen in Taiwan mit steigenden Besucherzahlen
Im März 2023 fand in der südtaiwanischen Stadt Kaohsiung die Messe "Wind Energy Asia" statt. Nach Informationen der Organisatoren nahmen 124 Aussteller aus 15 Ländern an der Branchenschau teil. Mehr als 3.700 Menschen aus 44 Ländern besuchten die Messe. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg von 40 Prozent.
Vom 18. bis 20. Oktober 2023 findet im Nangang Exhibition Center in Taipei die Messe "Energy Taiwan" statt. Die Leitveranstaltung umfasst mehrere Messen im Bereich erneuerbare Energien und zog im Vorjahr fast 20.000 Besucher an. Das Deutsche Wirtschaftsbüro Taipei (German Trade Office Taipei, GTO) organisiert wie schon 2022 einen Gemeinschaftsstand für deutsche Firmen.