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Gute Aussichten für privaten Gesundheitssektor
Insgesamt ist der Gesundheitssektor zwar noch klein, dürfte aber in den kommenden Jahren wachsen. Auf der Inselgruppe Sansibar fehlt es speziell an privaten Einrichtungen.
18.01.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Tansanias Gesundheitssektor dürfte weiter expandieren. Zu den Wachstumstreibern zählen: das hohe Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen, das Entstehen einer zahlungskräftigeren urbanen Mittelschicht sowie die Zunahme chronischer Krankheiten, wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Damit steigt die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen sowohl bei der Grundversorgung als auch bei Spezialdienstleistungen rapide. Das Marktforschungsunternehmen Fitch Solutions schätzt die gesamten Gesundheitsausgaben für das Jahr 2023 auf etwa 2,8 Milliarden US-Dollar (US$). Der Absatz von Pharmazeutika könnte etwa 751 Millionen US$ erreichen.
Mäßige Konjunktur sowie fehlendes Kapital und Fachkräfte sind Engpässe
Die für 2023 prognostizierte mäßige Konjunktur dürfte kurzfristig die Bevölkerung weiter zur Sparsamkeit zwingen. Das gilt sowohl für die breite Bevölkerung, von der ein großer Teil in ärmlichen Verhältnissen lebt, als auch für die städtische Mittelschicht, die sich Behandlungen in privaten Gesundheitseinrichtungen leisten kann. Zu den Wachstumsbremsen im Gesundheitsbereich zählen der Mangel an Kapital sowie medizinisches Personal.
Für deutsche Unternehmen ist der Markt dennoch interessant. Sie agieren überwiegend als Zulieferer von Pharmazeutika und Medizintechnik über einen lokalen Vertriebspartner. Fast sämtliches medizinisches Gerät und Verbrauchsmaterial muss nach Tansania importiert werden, meistens über den Hafen in Daressalam. Partnerschaften mit lokalen Gesundheitseinrichtungen, beispielsweise im Rahmen eines Public-private-Partnership (PPP), bieten mitunter auch Geschäftsmöglichkeiten. Über die Bedingungen zur Gründung einer Unternehmensniederlassung informiert die GTAI-Publikation zum Investitionsklima.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2021; in Mio.) | 63,6 |
Bevölkerungswachstum (2021; in % pro Jahr) | 3,0 |
Anteil der unter 14-Jährigen (2021; in %) | 27,7 |
Anteil der über 65-Jährigen (2021; in %) | 2,0 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020; in Jahren) | 66 |
BIP pro Kopf (2022; in US$) | 1.245 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019; in US$) | 40,3 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019; in %) | 3,8 |
Ärzte/100.000 Einwohner (2018) | 5,1 |
Zahnärzte/100.000 Einwohner (2018) | 1,2 |
Staatliche Beschaffungen laufen über Medical Stores Department
Die umfangreichsten Lieferaufträge im tansanischen Gesundheitssektor kommen vom Staat. Dieser ist gleichwohl überwiegend schlecht ausgestattet und leidet unter Kapitalmangel. Das Budget des tansanischen Ministry of Health ist gering, genießt aber unter Präsidentin Samia Suluhu Hassan eine höhere Priorität: Für das Haushaltsjahr 2022/23 wurden 2,1 Trillionen Tansania-Schilling veranschlagt, umgerechnet etwa 840 Millionen Euro (Stand: Januar 2023). Ausschreibungen laufen über das Medical Stores Department, auch für die militärischen Gesundheitseinrichtungen und für die halbautonome Inselgruppe Sansibar.
Der National Health Insurance Fund (NHIF) steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Der NHIF ist eine staatliche Krankenkasse, in die Beiträge der gesamten Bevölkerung einfließen sollen. Von den 66 Millionen Tansaniern sind derzeit nur etwa 4,8 Millionen im NHIF Mitglied. Deren Beiträge reichen bei Weitem nicht aus, um die deutlich steigenden Behandlungskosten, vor allem bei chronischen Krankheiten, zu decken.
Tansanischer Staat benötigt Zuschüsse von Gebern
Eine wichtige Rolle bei staatlichen Investitionen im Gesundheitssektor spielen daher ausländische Geberorganisationen. Eine der größten Finanzspritzen der kommenden Jahre dürfte von der Weltbank kommen. Diese kündigte Ende 2022 an, 275 Millionen US$ für das Tanzania Maternal and Child Health Investment Program bereit zu stellen.
Verstärkt ist der Staat zu Kooperationen im Rahmen von Public-private-Partnerships (PPP) mit dem Privatsektor bereit, etwa bei der Behandlung chronischer Krankheiten sowie für Mutter-Kind-Einrichtungen. Ein Beispiel für eine gelungene PPP-Partnerschaft ist die Organisation Comprehensive Community Based Rehabilitation in Tanzania (CCBRT), die 2020 ihr neues Maternity & Newborn Hospital in Daressalam eröffnete. CCBRT betreibt eine Reihe von Gesundheitseinrichtungen in Tansania.
Auch die halbautonome Inselgruppe Sansibar baut seine Gesundheitsdienstleistungen aus. Derzeit werden auf der Hauptinsel Unguja Regionalkrankenhäuser neu gebaut oder – wie das Lumumba Regional Referral Hospital im Nordosten der Insel – geplant. Das größte Krankenhaus des Landes, das National Referral Hospital Mnazi-Mmoja, wird renoviert.
Privater Gesundheitssektor konzentriert sich auf zahlungskräftige Kunden
Eine anders geartete Kundengruppe ist der Privatsektor, der insbesondere in den größeren Städten aktiv ist und ebenfalls wächst. Gewinnorientierte Einrichtungen konzentrieren sich auf lukrative medizinische Dienstleistungen. Dazu zählen chronische Krankheiten, Kinderkliniken, Orthopädie, Schönheitschirurgie, Dentaleinrichtungen, Augenheilkunde und Diagnostik.
Insbesondere Daressalam ist interessant als regionaler Hub für medizinische Behandlungen, weshalb dort in den letzten Jahren mehrere private Krankenhäuser eröffnet haben. Gegenwärtig entsteht das Shifa PanAfrican Hospital mit 240 Betten seitens eines pakistanischen Investors.
Auf Sansibars Hauptinsel Unguja dürfte die Nachfrage nach privaten Gesundheitseinrichtungen deutlich wachsen. Dort entstehen in den nächsten Jahren diverse Großhotels, die die Touristenzahlen auf die Insel deutlich erhöhen werden. Zahlungskräftige Touristen benötigen Arztpraxen, Diagnostikzentren und kleinere Kliniken auf internationalem Niveau.
Auch die zahlreichen Non-Profit-Einrichtungen, oft betrieben von religiösen Organisationen, spielen als Käufer eine Rolle. Sie achten stark auf Qualität, daher verfügen deutsche Anbieter über gute Lieferchancen. Einer der größten Akteure ist das Aga Khan-Krankenhaus in Daressalam.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Büro in Daressalam | |
Portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie | |
Gesundheitsministerium | |
Zentrale Beschaffungsstelle für staatlichen Gesundheitssektor | |
Zulassungsstelle für Pharmazeutika und Medizintechnik | |
Association of Private Health Facilities in Tanzania (APHFTA) | Verband der privaten Gesundheitseinrichtungen |
Verband niedergelassener Ärzte | |
Fachpublikation | |
Jährliche Fachmesse im benachbarten Kenia; nächster Termin: 6. bis 8. September 2023 im Kenyatta International Convention Centre in Nairobi |