Branchen | Tansania | Branchenüberblick
Viele Sektoren erfreuen sich guter Geschäfte
Das insgesamt gute Geschäftsklima sorgt in vielen Branchen in Tansania für gute Stimmung. Deutsche Unternehmen freuen sich über wachsende Geschäftsmöglichkeiten.
22.06.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Energiewirtschaft: Weiterer Netzausbau geplant
Im tansanischen Energiesektor ist in den kommenden Jahren weiterhin mit hohen Investitionen zu rechnen. Dort bieten sich Liefer- und Beratungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Angesichts des rasant steigenden Strombedarfs dürfte die Planung weiterer Kraftwerke in Tansania nicht lange auf sich warten lassen. Dabei setzt die Regierung vor allem auf Wasserkraft, aber auch privat betriebene Solar- und Windparks sind willkommen.
Außerdem investiert der Staat in Übertragungsleitungen und in Verteilernetze in den Städten. Derzeit haben rund 70 Prozent der Bevölkerung in den Städten und lediglich knapp 22 Prozent auf dem Land Zugang zu Elektrizität. Insbesondere bei der ländlichen Elektrifizierung besteht also noch großer Nachholbedarf. Während viele Geberorganisationen Off-Grid-Lösungen in entlegenen Gebieten favorisieren, setzt die Regierung auf den Ausbau des Netzes.
Bauwirtschaft: Ausgaben für Infrastruktur könnten knapp werden
Insgesamt optimistisch zeigen sich die Akteure der tansanischen Bauwirtschaft. Der bereits 2022 deutliche Anstieg im Hochbau sowie anhaltende staatliche Infrastrukturprojekte sorgen für eine gute Auftragslage. Bei Vorhaben in den Ausbau der Infrastruktur könnte es allerdings zu einem Rückgang kommen, da internationale Geber sparen müssen. Sie übernehmen häufig die Finanzierung.
Im Hochbau bleibt die Dynamik hoch. Branchenkenner berichten, dass nicht nur in Dar es Salaam, sondern auch in den Städten Arusha, Morogoro, Mwanza, Dodoma und Mbeya große Vorstadtsiedlungen gebaut werden. Einen regelrechten Bauboom erlebt derzeit das teilautonome Sansibar, wo Vorstädte und größere Hotels entstehen. Ein weiterer Wachstumsbereich ist die lokale Produktion von Baumaterialien und Baukonstruktionen wie Dächern.
Bergbau: Hohe Investitionen in Gold, Grafit und Nickel
„Es findet eine Expansion auf allen Ebenen statt. Neuen Investoren stehen die Türen offen für Minenprojekte und bestehende Minen erweitern ihren Maschinenpark“, sagt ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte. Der Run auf Gold, Grafit und Nickel ist auf die hohen Weltmarktpreise zurückzuführen. Außerdem verfügt Tansania über Seltene Erden, Mineralsande, Uran und Kohle. Die 2022 veröffentlichten Local-Content-Regeln im Bergbau sorgen bei Unternehmen für bessere Planbarkeit.
Chancen für deutsche Firmen liegen vor allem in der Lieferung von technischer Ausrüstung und Chemikalien. Darüber hinaus müssen Minenbetreiber Lösungen in den Bereichen Stromversorgung sowie Wasser und Abwasser finden. Bei der Stromversorgung bieten sich beispielsweise Photovoltaikanlagen an, die nicht nur umweltfreundlicher sind, sondern auch Kosten sparen. Zudem wird die Abwasserreinigung von Bergwerksbetreibern mit eigenen Anlagen durchgeführt.
Landwirtschaft: Gute Ernteaussichten für 2023
Noch Ende 2022 litt die tansanische Landwirtschaft unter einer Dürre. Inzwischen hat es reichlich geregnet, so dass die Aussichten für eine gute Ernte im weiteren Verlauf des Jahres 2023 gut sind. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt angesichts eines jährlichen Bevölkerungswachstums von rund 1,8 Millionen Menschen rasant an. Regelmäßig werden große Investitionen in die Landwirtschaft getätigt. Die tansanische Landwirtschaft wird jedoch von Kleinbauern dominiert.
Für deutsche Unternehmen bieten sich in der tansanischen Landwirtschaft zahlreiche Chancen, vor allem Liefermöglichkeiten für Land- und Bewässerungstechnik, Agrochemie, Saatgut oder Düngemittel. Auch der Aufbau einer eigenen Farm oder die enge Zusammenarbeit mit Kleinbauern, etwa im Bio-Anbau für Produkte, die sich in Deutschland gut vermarkten lassen, könnten für deutsche Firmen interessant sein.
Wasser und Umwelt: Geber finanzieren umfangreiche Maßnahmen
Der Investitionsbedarf in der Wasserver- und Abwasserentsorgung wird in den kommenden Jahren steigen und damit zugleich die Liefer- und Beratungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen verbessern. Die wachsende Bevölkerung sowie die expandierende Landwirtschaft und Industrie benötigen immer größere Mengen an Wasser. Hinzu kommen klimatische Veränderungen. Um Wasser besser speichern zu können, stellt die Regierung zunehmend Geld für den Bau von Staudämmen bereit.
Des Weiteren nehmen Umweltprobleme in den Ballungszentren zu. Im Rahmen größerer städtischer Wasserprojekte werden Abwasserbecken teils mit Aufbereitungsanlagen installiert. Eine Zuleitung über Abwasserkanäle wäre zu teuer, daher ist der Transport von Fäkalien per Lkw noch immer die Regel.
Einen umfassenden Überblick zur Wirtschaftslage in Tansania bietet der GTAI-Wirtschaftsausblick.
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