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Tansanias Landwirtschaft wächst weiter
Die Aussichten für die Landwirtschaft in Tansania sind gut. Verstärkt treten auch größere Agrarinvestoren auf den Markt. Deutsche Firmen sollten das Land im Auge behalten.
09.02.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Der Nahrungsmittelbedarf in Tansania wächst schnell. Kein Wunder angesichts einer jährlichen Bevölkerungszunahme von etwa 1,8 Millionen Menschen. Um die bereits gegenwärtig etwa 66 Millionen Tansanier mit Nahrungsmitteln versorgen zu können, sind umfangreiche Agrarinvestitionen unumgänglich. Fruchtbare Böden, reichlich vorhandene Anbauflächen und ein gutes Klima mit zwei Regenzeiten machen Tansania zu einem attraktiven Agrarland.
Gleichwohl machen sich klimatische Veränderungen auch in dem ostafrikanischen Land bemerkbar und beeinträchtigen die Ernten. So litt Tansania zu Beginn des Jahres 2023 unter einer Dürre. Anfang 2024 beschert das Wetterphänomen "El Niño" reichlich Regen. Um klimatische Schwankungen besser abfedern zu können, wird verstärkt in Silos und Dämme für die Bewässerung investiert.
Deutsches Knowhow im Agarbereich ist gefragt
Für deutsche Unternehmen bestehen diverse Chancen in Tansanias Landwirtschaft. Speziell im Kaffeesektor gibt es bereits einige deutsche Player. Auch Aktivitäten in anderen Bereichen mit Fokus auf den Export, wie Bioanbau von Obst und Gemüse, bieten sich an.
Interessant sind auch Partnerschaften mit lokalen Akteuren. Ausländische Unternehmen können zum Beispiel Exportfarmen dabei helfen, Vertriebswege im Ausland zu erschließen, Kapital für Investitionen beschaffen oder ihr Knowhow bei der langfristigen Planung und dem Betrieb einer kommerziellen Farm einbringen.
Landtechnik sollte robust sein
Neben der Möglichkeit, vor Ort zu investieren oder Partnerschaften mit Farmen einzugehen, bestehen Lieferchancen von Land- und Bewässerungstechnik, Agrochemie, Saatgut oder Dünger. Den Massenmarkt dominieren allerdings preisgünstige Produkte aus Asien.
Hinzu kommt: "Deutsche Landtechnik ist oft technisch zu kompliziert und dementsprechend teuer in der Instandhaltung", sagt ein in Tansania aktiver deutscher Farmer: "Hier benötigt man robuste und einfache Technik."
Angesichts der aktuell recht guten Konjunkturaussichten in Tansania besteht seitens der lokalen Farmen eine gute Kaufbereitschaft. Hohe Preise für Importgüter sowie ein gewisser Mangel an Auslandswährung behindern aber die Geschäfte. Mehr Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2024 bietet der GTAI-Wirtschaftsausblick.
Warengruppe 1) | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|---|---|
Landtechnik 2) | 73,3 | 69,0 | 75,9 | 66,6 | 117,2 |
Dünger 3) | 195,2 | 137,0 | 201,1 | 205,8 | 205,8 |
Saatgut 4) | 7,3 | 7,7 | 9,4 | 8,2 | 11,2 |
Agrochemie 5) | 125,3 | 89,6 | 105,8 | 111,7 | 156,5 |
Gesamt | 401,0 | 303,3 | 392,3 | 392,4 | 490,8 |
Exportfarmen sind wichtige Kunden deutscher Zulieferer
Deutsche Zulieferer konzentrieren sich bei ihren Geschäften mit dem Agrarsektor in Tansania auf Farmen, die ihre Produkte in die EU exportieren. Die Exportfarmen verfügen oft über eine gewisse Kapitalkraft, mitunter dank ausländischer Miteigentümer. Hinzu kommen gerade bei Agrochemikalien hohe EU-Standards, was den Einsatz qualitativ hochwertiger Pflanzenschutzmittel erfordert.
Typische Exportprodukte sind Kaffee, Tee, Gartenbauerzeugnisse (Obst, Gemüse, Schnittblumen, Gewürze) und Cashewnüsse. Im Gartenbausektor boomen derzeit Avocados. Viele ausländische Produzenten sind in der Region um Arusha/Moshi im Nordwesten des Landes ansässig.
Dominiert wird der tansanische Agrarsektor aber von zahlreichen Kleinbauern. Ihnen fehlt es oft an Knowhow in Bezug auf moderne Anbaumethoden sowie an sogenannten "Inputs" wie Dünger, Saatgut und Kapital. Das Landwirtschaftsministerium beschafft immer wieder solche Inputs und Landtechnik in größerem Umfang, um diese zu subventionierten Preisen an die Kleinbauern weiterzuverkaufen.
Produktion für den lokalen Markt expandiert
Neben dem Agrarexport ist auch die Produktion für den Binnenmarkt interessant. Allein durch das Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln immer weiter. Allerdings erfolgen die Erlöse dann in lokaler Währung, wobei der Tansania-Schilling in den vergangenen Jahren deutlich an Wert gegenüber Euro und US-Dollar verloren hat. Bei der Planung des Geschäfts ist es daher wichtig, den Bedarf an Devisen zu minimieren, also zum Beispiel möglichst viel lokal zu beziehen.
Weitere Risiken für das Geschäft sind der Mangel an Rechtssicherheit gerade beim Eigentum von Grund und Boden sowie die hohe Korruption. Detaillierte Informationen über die Rahmenbedingungen bietet die GTAI-Publikation Wirtschaftsstandort Tansania.
Potenzial bei Getreide, Fleisch, Milch, Zucker und Ölsaaten
Angesichts des wachsenden Nahrungsmittelbedarfs wird auch der Aufbau von Großfarmen mit angeschlossener Verarbeitung für die Versorgung des Binnenmarktes interessant, zum Beispiel bei Getreide, Fleisch, Milch, Zucker und Ölsaaten. Zunehmend treten ausländische Investoren auf den Markt, aber auch lokale Unternehmen wie die Bakhresa-Gruppe. Damit kommen weitere zahlungskräftige Player hinzu, die für deutsche Zulieferer von Interesse sind.
Agrarzulieferer bedienen Tansania oft von Nairobi aus
Ob deutsche Zulieferer in Tansania ins Geschäft kommen, hängt auch von der Marktpräsenz ab. Neben Kenia und Uganda ist Tansania der dritte große Agrar-Liefermarkt in der Region. GTAI berichtet auch regelmäßig über die Agrarsektoren in anderen ostafrikanischen Ländern wie Kenia, Uganda und Ruanda.
Oft erfolgt die Bearbeitung des tansanischen Markts über Handelsvertreter oder von Nairobi (Kenia) aus, dem Wirtschaftszentrum Ostafrikas. Der Transport läuft meist über den tansanischen Hafen in Daressalam, der als ineffizient gilt, mit zum Teil langen Wartezeiten für die Schiffe.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Tansania | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Nairobi (Kenia) mit Büro in Daressalam |
Landwirtschaftsministerium | |
in Nairobi erscheinende Fachpublikation |